Soziologe verrät
Vier Erkenntnisse zu Reichtum und den Menschen dahinter

| Redaktion 
| 11.08.2024

Der deutsche Soziologe Thomas Druyen ist Institutsleiter an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien, wo er sich – sehr grob zusammengefasst – mit der Entwicklung unserer Zukunft beschäftigt. Darüber hinaus hat er als Vermögensforscher viel über das Handeln und Denken reicher Menschen in Erfahrung gebracht.

Das Handelsblatt bezeichnet Druyen als "einen der intimsten Kenner der Vermögenden dieser Welt“ und konnte dem 67-jährigen ein lesenswertes Interview entlocken, das hier in Gänze zu finden ist. Ein großes Thema ist dabei Druyens umfangreiche Expertise im Umgang mit ausgesprochen wohlhabenden Personen und was er aus etlichen Gesprächen mit Superreichen schließen konnte.

 
Reichtum schützt nicht vor irrationalen Ängsten

Druyen schildert, dass die Angst vor Armut durchaus auch bei Menschen vorkommt, die unter normalen Umständen nie wieder von Existenzsorgen bedroht sein dürften. Diese Übersteigerung verdeutliche die Anhaftungskraft, die Reichtum ausübt. Betroffene würden ihre finanziellen Anhäufungen womöglich unbewusst auf ihre eigenen Fähigkeiten übertragen, sodass ihr Verlust nicht allein auf materieller Ebene schwer wiegen, sondern auch als ganz persönliches Versagen gewertet würde. "Diese dünnhäutige Variante ist in Deutschland durchaus stärker vorhanden“, schließt Druyen seine Beobachtung ab.

Menschen neiden millieubezogen

Das Empfinden und die Bewertung von Reichtum bezeichnet Druyen insgesamt als "subjektiv, kultur- und charakterbedingt, irrational, emotional und paradox“. Dementsprechend hat es sich mit womöglich vorkommendem Neid ähnlich, der laut des Soziologen "innerhalb eines Milieus und ins nächsthöhere“ wirkt. So beneidet eine Person im Zentrum der Mittelschicht beispielsweise eher eine Person in deren oberen Sphären als einen Multimilliardär und seine Yacht, da dieses Leben laut Druyen "viel zu abstrakt und abgehoben“ scheint. Außerdem hat er festgestellt, dass Vermögende Neid in ihrem Umfeld schnell wittern und sich daraufhin häufig verschließen.

Reich werden ist leichter als reich bleiben

Bestätigung für diese These scheint Druyen im Laufe seiner mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere häufig erhalten zu haben. Mit Verweis auf Lottogewinner erinnert er daran, dass auch nennenswerte Vermögenswerte mitunter innerhalb einer Generation verbraucht werden. Prinzipiell kann er sich vorstellen, dass Künstliche Intelligenz künftig dazu beiträgt, dass zu Geld gekommene Menschen ihren Reichtum tatsächlich behalten: Diese soll die Risiken von "finanztechnischen Aktionen“ nämlich zuverlässiger einschätzen können und unerfahrene Neureiche so etwa vor schlechten Investments bewahren.

… und reich werden ist leichter als je zuvor

Was Druysen in Teilen ebenfalls auf die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz zurückführt, da sie "kommerzielle Lücken sichtbar“ macht und praktikable Lösungen oft gleich mitliefert. Schnelles, entschlossenes Handeln ist vor diesem Hintergrund gefragt; die menschliche "Psyche wird zum Produktivitätsfaktor“. Heutzutage könne "ein junges Mädchen oder ein junger Mann eine technologische Superidee realisieren, die in kurzer Zeit einen gigantischen Vermögenssprung bewirkt“. Gleichzeitig ruft er ins Gedächtnis, dass in den letzten 20 Jahren insbesondere Tech-Persönlichkeiten zu Reichtum gekommen sind, die eine bestimmte Idee um jeden Preis durchsetzen wollten – keiner von ihnen wurde durch das bloße Generieren möglichst vieler Milliarden angetrieben.

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