Wenn ein Dax-Konzern sich von einem Vorstand trennt, erhält dieser meist eine Abfindung in Millionenhöhe. Der Betrag variiert stark und hängt von der Position, der verbleibenden Vertragslaufzeit und dem bisherigen Engagement für die Unternehmenswertschöpfung ab. Oft spielt auch eine Vereinbarung zur Verschwiegenheit über Firmeninterna eine Rolle.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass zwei SAP-Vorstände den Konzern verlassen müssen, obwohl ihre Verträge erst im letzten Jahr bis 2027 verlängert worden waren. Die Höhe ihrer Abfindungen ist noch unbekannt, wird aber wahrscheinlich nicht die Spitzenpositionen in der Liste der höchsten Abfindungen erreichen, die in Deutschland an scheidende Führungskräfte gezahlt wurden. Einige dieser Manager mussten wegen Missmanagements gehen und erhielten dennoch hohe Abfindungen. Das manager magazin hat zum Thema recherchiert und eine Liste der höchsten Summen zusammengetragen. An der Spitze steht seit 15 Jahren ein ehemaliger Porsche-Manager. Stellt sich die Frage: Haben die Herren ihren Kindern zu oft "Die kleine Raupe Nimmersatt" vorgelesen? Hier die Liste der Top-Kassierer:
Wendelin Wiedeking / Porsche
Der frühere Porsche-CEO Wendelin Wiedeking scheiterte 2009 mit dem Versuch, den größeren Konkurrenten VW zu übernehmen. Sein Abgang wurde mit einer Abfindung von 50 Millionen Euro versüßt, von denen Wiedeking die Hälfte spendete. Ursprünglich waren sogar 140 Millionen Euro im Gespräch, doch dafür fand sich keine Mehrheit im Aufsichtsrat.
Frank Appel / Deutsche Post
Frank Appel verabschiedete sich 2023 nach 15 Jahren als CEO der Deutschen Post in den Ruhestand. In dem Vergütungsbericht des Unternehmens tauchte hinter seinem Namen eine Summe von rund 38,5 Millionen Euro auf, da er sich seine gesamten Versorgungszusagen auf einmal auszahlen ließ. Während seiner Amtszeit baute Appel zahlreiche Postfilialen ab. Derzeit ist er noch Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom.
Klaus Esser / Mannesmann
Im Jahr 2000 prägte Klaus Esser als Chef von Mannesmann die Übernahmeschlacht mit Vodafone. Nach der Übernahme erhielt er als Abfindung und „Anerkennungsprämie“ 60 Millionen D-Mark, das entspricht etwa 30 Millionen Euro. Im späteren Mannesmann-Prozess musste Esser eine Geldauflage von 1,5 Millionen Euro leisten.
Peter Löscher / Siemens
Nach einem internen Machtkampf und zwei Gewinnwarnungen in Folge verließ Peter Löscher 2013 Siemens nach sechs Jahren als CEO mit einer Abfindung von 17 Millionen Euro. Durch kulante Aktienzusagen könnte die Gesamtsumme bei rund 30 Millionen Euro gelegen haben. Seine Nachfolge trat Joe Kaeser an.
Herbert Diess / Volkswagen
Herbert Diess kassierte nach seinem Rücktritt 2022 als VW-Chef eine Abfindung von 12,8 Millionen Euro. Da sein Vorstandsgehalt bis Oktober 2025 weiterläuft, könnte sich die Summe auf etwa 30 Millionen Euro erhöhen. Seine Vision, VW in einen Tech-Konzern umzubauen, scheiterte unter anderem an Problemen der Software-Einheit Cariad.
Thomas Middelhoff / Bertelsmann
Thomas Middelhoff verließ 2002 nach Differenzen mit Firmenpatriarch Reinhard Mohn Bertelsmann mit einer Abfindung von 25 Millionen Euro. Er wechselte später zu Arcandor und wurde 2014 wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, aus der er nach eineinhalb Jahren entlassen wurde.
Klaus Zumwinkel / Deutsche Post
Der frühere Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel ließ sich 2008 seine Pensionsansprüche von 20 Millionen Euro auszahlen. Zuvor sorgte eine Durchsuchung seines Hauses wegen Steuerhinterziehung für Aufsehen. Zumwinkel erhielt eine Bewährungsstrafe.
Hans-Joachim Körber / Metro
Hans-Joachim Körber verließ 2007 nach acht Jahren den Handelskonzern Metro mit einer Abfindung von 19 Millionen Euro. Sein Abgang wurde durch die Schwächen bei den Tochterunternehmen Kaufhof und Real beschleunigt.
Matthias Müller / Volkswagen
Matthias Müller musste 2018 nach weniger als drei Jahren als VW-CEO seinen Posten räumen. Er erhielt 17,8 Millionen Euro Abfindung für seinen noch laufenden Vertrag. Heute ist er Aufsichtsratschef von Piëch Automotive.
Karl-Gerhard Eick / Arcandor
Karl-Gerhard Eick wechselte 2009 zum insolventen Handelskonzern Arcandor und erhielt für seinen sechsmonatigen Einsatz eine garantierte Abfindung von 15 Millionen Euro.
Clemens Börsig / Deutsche Bank
Clemens Börsig erhielt 2006 eine Abfindung von 14,7 Millionen Euro für seinen Wechsel in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Dort blieb er bis 2012.
Christine Hohmann-Dennhardt / Volkswagen
Christine Hohmann-Dennhardt war nur 13 Monate bei Volkswagen tätig. Sie erhielt 2017 eine Abfindung von 12,5 Millionen Euro und eine Sofortrente von 8000 Euro. Zuvor hatte sie bereits eine Antrittsprämie von 6,3 Millionen Euro erhalten.
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