Berühmter WikiLeaks-Whistleblower
Julian Assange ist frei: Die Lage im Überblick

| Redaktion 
| 25.06.2024

Das beinahe anderthalb Jahrzehnte andauernde juristische Tauziehen um den Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks steuert auf ein Ende zu. Dank eines Deals mit der US-Regierung darf der investigative Aktivist offenbar in seine australische Heimat ausreisen, ohne weitere Tage in Haft zu fürchten.

Was bisher geschah: Im Jahre 2010 hat die Enthüllungsplattform WikiLeaks zahlreiche Dokumente veröffentlicht, die geheime Informationen über militärische Operationen und diplomatische Kommunikationen der Vereinigten Staaten beinhalten. Diese haben verschiedene Kriegsverbrechen der US-amerikanischen Truppen in Afghanistan sowie in Irak aufgedeckt – in den Augen der Vereinigten Staaten stellen die Leaks jedoch einen Geheimnisverrat dar, der die Sicherheit von Militärangehörigen gefährdet.

Die Veröffentlichung hat das Leben von WikiLeaks-Gründer Julian Assange in den beinahe anderthalb Dekaden danach maßgeblich geprägt: Kompakt zusammengefasst verbrachte der Australier knapp neun Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung an die USA zu entgehen. Dort musste er lange Zeit davon ausgehen, verurteilt und für den Rest seiner Tage inhaftiert zu bleiben.

Vor fünf Jahren wurde ihm im Zuge eines Regierungswechsels in Ecuador das Asylrecht im Konsulat entzogen. Seitdem saß Assange – der gesundheitlich nennenswert unter seinen Lebensbedingungen gelitten haben soll – im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh ein.

Assange hat England bereits Montag verlassen

Zumindest bis Montagnachmittag. Am Dienstag (deutscher Zeit) verkündete WikiLeaks auf X, ehemals Twitter: "Julian Assange ist frei. Er verließ das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh am Morgen des 24. Juni, nachdem er 1901 Tage dort verbracht hatte. Er wurde vom High Court in London gegen Kaution freigelassen und kam am Nachmittag am Flughafen Stansted an, wo er ein Flugzeug bestieg und das Vereinigte Königreich verließ.“

Wie die Tagesschau berichtet, befand sich Assange am frühen Dienstagabend auf dem Weg nach Saipan; eine Insel der Nördlichen Marianen nahe Australien, die wiederum zum Außengebiet der Vereinigten Staaten gehören. Vorher hat der Privatjet einen mehrstündigen, tankbedingten Zwischenstopp in der thailändischen Hauptstadt Bangkok eingelegt.

"Dies ist das Ergebnis einer weltweiten Kampagne, die von Grassroot-Organisationen, Aktivisten für die Pressefreiheit, Gesetzgebern und führenden Persönlichkeiten aus dem gesamten politischen Spektrum bis hin zu den Vereinten Nationen reichte. Dadurch wurde der Raum für eine lange Verhandlungsphase mit dem US-Justizministerium geschaffen, die zu einer Einigung führte, die noch nicht formell abgeschlossen ist“, schildert WikiLeaks weiter.

Auf Saipan vor Gericht

Auf Saipan wird erwartet, dass sich Julian Assange vor einem Gericht schuldig bekennt, was die Beschaffung und Verbreitung der geheimen Dokument angeht. Im Zuge der von WikiLeaks erwähnten "Einigung" mit den Vereinigten Staaten scheint ihm in Aussicht gestellt worden zu sein, dass er zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt wird – und diese durch den Aufenthalt in Belmarsh bereits als abgesessen gilt.

Wie WikiLeaks außerdem verrät, will Assange im Anschluss in sein Heimatland weiterreisen: "Nach mehr als fünf Jahren in einer 2x3 Meter großen Zelle, in der er 23 Stunden am Tag isoliert war, wird er bald wieder mit seiner Frau Stella Assange und den gemeinsamen Kindern zusammenkommen, die ihren Vater bisher nur hinter Gittern kennen.“

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