Eskalation im Nahen Osten
Was der Iran-Israel-Konflikt für den Finanzmarkt bedeutet

| Redaktion 
| 14.04.2024

Am Wochenende hat Iran israelisches Gebiet mit Drohnen und Raketen attackiert. Die zusätzliche Eskalationsebene im Nahost-Konflikt dürfte sich ab Montag auch an den (Krypto-)Börsen der Welt bemerkbar machen, wie Fachleute vermuten.

Anfang des Monats wurden mehrere ranghohe Militärs bei einem Raketenangriff auf die Botschaft des Iran in der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet. Die Operation wird den israelischen Luftstreitkräften zugerechnet; einige der Toten sollen eng mit der libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas gegen den Staat gearbeitet haben. Obwohl somit Unterstützer terroristischer Organisationen und keine Diplomaten direkt angegriffen worden sind, sorgte die missachtete Unverletzlichkeit der Räumlichkeiten von Auslandsvertretungen vor allem außerhalb der westlich geprägten Welt für Empörung.

Offenkundig als "Vergeltung" für den Angriff in Damaskus deklariert, startete die Islamische Revolutionsgarde in der Nacht auf Sonntag wiederum einen Angriff auf israelisches Gebiet. Dazu kamen sowohl Drohnen als auch Raketen zum Einsatz; insgesamt offenbar über 300.

Auf dem X-Profil des Iran bei den Vereinten Nationen beruft sich die Nation auf Artikel 51 der UN-Charta und beansprucht für sich, "legitime Verteidigung" in Reaktion auf die "Aggression des zionistischen Regimes gegen unsere diplomatischen Räumlichkeiten in Damaskus" zu leisten. Ein "weiterer Fehler" hätte eine umso "folgenschwerere Antwort" zur Folge.

Verteidigung verursacht Milliardenkosten - in einer Nacht

Auf israelischer Seite waren nach dem Angriff des Iran keine Todesopfer zu beklagen. Bis Sonntagabend berichteten diverse Medien jedoch übereinstimmend von einem schwerverletzten Mädchen, das durch Trümmerteile einer abgefangenen Rakete in Mitleidenschaft gezogen worden sein soll. Mit den Raketenabfangsystemen Iron Dome und Arrow konnte Israel direkte Einschläge fast vollständig verhindern – wenn auch zu einem Preis.

Dem israelischen Nachrichtenportal Y Net News berichtet Reem Aminoach, Brigadegeneral und einst wirtschaftlicher Berater des IDF-Oberbefehlshabers, dass die nächtliche Verteidigung gegen die iranischen Flugkörper zwischen vier und fünf Milliarden Schekel gekostet haben dürfte. Nach aktuellem Wechselkurs entspricht das etwa zwischen 995 Millionen und 1,24 Milliarden Euro.

International wurden die iranischen Attacken vielfach verurteilt. Bundespräsident Steinmeier sicherte Israels Staatspräsident Isaac Herzog telefonisch Solidarität zu und missbilligte "diesen Angriff aufs Schärfste".

Sichere Anlagen in unsicheren Zeiten

Während die Börsen der Welt in jüngerer Vergangenheit vergleichsweise unbeeindruckt von geopolitischen Unruheherden waren, vermutet Frank Kelly - Gründer des Analysehauses Fulcrum Advisors – nun, dass diese Standhaftigkeit in der anbrechenden Woche auf eine nennenswerte Probe gestellt wird.

Dem Handelsblatt zufolge geht Kelly davon aus, dass sich viele Anleger am Montag mit der Einschätzung der Lage schwertun werden. Konsequenz könnte demnach eine Flucht in sichere Anlagen, beispielsweise Rohstoffe (insbesondere Öl) oder US-amerikanische Staatsanleihen, sein. Dem gegenüber stehen risikobehaftete Assets wie Aktien und Kryptowährungen – und tatsächlich verlor Bitcoin bereits am Samstag, als der iranische Angriff lediglich erwartet wurde, zeitweise rund zehn Prozentpunkte. Auch Ether verzeichnete temporäre Verluste in ähnlichem Umfang.

Deutliche Reaktionen Israels kann sich Kelly zulasten von "Ölterminals, iranischen Atomanlagen und Militäreinrichtungen oder iranischen Regierungszentren in Teheran" vorstellen. Daraus ergebe sich eine "Unsicherheit in der Region, die wir meines Erachtens seit der irakischen Invasion in Kuwait nicht mehr erlebt haben". Eine unstete Zeit, in der viele Anleger offenbar gern auf zusätzliche Volatilität verzichten.

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