LEADERSNET: Hand aufs Herz, Herr Wittrock, warum braucht es Ihr Buch?
Max Wittrock: Es gibt ganz viele wunderbare Marketing-Bücher. Aber ich fand, dass speziell in der Nische "Start-up-Marketing” noch Platz für so einen Ratgeber ist. Und Marketing in Start-ups funktioniert eben oftmals ganz anders als in großen Unternehmen. Unter anderem muss man meistens mit wenig Budget auskommen. Manche Start-ups kennen darüber hinaus noch nicht mal ihr Geschäftsmodell. In dieser unsicheren Anfangszeit hilft mein Buch hoffentlich ein bisschen.
LEADERSNET: Wie kam es zum Buch?
Max Wittrock: Seit 2022 co-unterrichte ich ein Marketing-Seminar bei der UnternehmerTUM in München. Dafür war ich gezwungen, mir ein Skript zu schreiben. Und daraus ist dann schließlich das Buch entstanden.
LEADERSNET: Drei goldene Tipps, die jede:r Gründer:in beachten sollte?
Max Wittrock: Das ist natürlich sehr individuell. Aber drei goldene Tipps sind aus meiner Sicht:
1. Sich fokussieren. Das ist gerade im Marketing superwichtig. Man kann mit limitierten Ressourcen nicht zehn Kanäle gleichzeitig pushen. Dann lieber auf zwei konzentrieren. Die dafür richtig gut machen.
2. Eine starke Vision für sich und sein Start-up haben. Denn es kommen immer Momente, in denen man denkt: Ich habe keine Lust mehr. Wenn man aber genau weiß, wo man hinwill, finde ich es leichter, durch schwierigere Zeiten zu kommen. Die bleiben niemandem erspart. Gründen ist eine Achterbahnfahrt.
3. Auf Ausgleich achten: Jede:r geht anders mit Stress und Druck um. Deswegen bringt es nichts, sich mit anderen zu vergleichen. Man muss auf seine eigenen Signale hören und vereinfacht gesagt aktiv aufpassen, dass es ein Leben neben dem Start-up gibt.
LEADERSNET: Wenn Sie zurückblicken: Was war Ihre größte Niederlage?
Max Wittrock: Gründen ist ja ein ständiges Auf und Ab. Aber der größte Gegner ist man selbst.
LEADERSNET: Sie danken in Ihrem Buch Oliver Bücken, Head of Entrepreneurship & Tech Education, UnternehmerTUM GmbH. War er Ihr Mentor?
Max Wittrock: Oliver ist mein Co-Dozent für unser Marketing-Seminar, das MLAB. Und ich durfte von ihm viel über Entrepreneurship Education lernen, er hat mich da sehr gut an die Hand genommen und viel beigebracht: Unter anderem, dass das eigene Ego vor der Tür bleiben muss und man nicht selbstverliebt Monologe vor den Studierenden hält. Sondern jeder Kurs, jedes Format ein klares Ziel und man als Dozent den Auftrag hat, das zu vermitteln und mit dem Kurs zu erreichen.
LEADERSNET: Sie beschreiben in dem Buch das, was Sie in "mehr als 15 Jahren über Start-up-Marketing gelernt“ haben. Wenn Sie damals mit heute vergleichen, was hat sich verändert?
Max Wittrock: Alles. Das ist glaube ich nicht übertrieben, das so zu sagen. Allein der Einfluss von Social Media ist unglaublich groß. Und jetzt sind wir im KI-Zeitalter angekommen, das wird aus meiner Sicht auch fürs Marketing den größten Shift seit der Einführung des Fernsehens haben. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Jahre.
LEADERSNET: Wie schwer oder einfach ist es, ein Unternehmen wie Jokolade um eine Persönlichkeit wie Joko Winterscheidt aufzubauen?
Max Wittrock: Ich glaube, wichtig zu verstehen ist erstmal, dass Joko Winterscheidt selbst ein erfahrener Unternehmer ist, von dem ich viel gelernt habe. Und daher baut man nicht um ihn herum ein Unternehmen, man macht das gemeinsam. Joko ist sich insbesondere nicht zu schade, trotz eines vollen Terminkalenders, voll im Maschinenraum mitzuarbeiten. Es hat großen Spaß gemacht, gemeinsam Jokolade zu starten. Zudem ist Joko als Person für mich mit seinem Einsatz für soziale und gesellschaftliche Themen ein großes Vorbild.
LEADERSNET: Was sind hier die größten Chancen?
Max Wittrock: Ich würde das verallgemeinern wollen: Was sind die größten Chancen, wenn man ein Unternehmen mit jemandem aufbaut, der in der Öffentlichkeit steht und eine große Reichweite oder mediale Präsenz hat? Eine große Chance ist zum Beispiel genau das: Gerade für Impact-Themen hat man von Anfang an richtig Power und Reichweite.
LEADERSNET: Was sind hier die größten Herausforderungen?
Max Wittrock: Wenn jemand, der eine große Community hat oder viel Reichweite, Teil eines Start-ups ist, dann würde ich immer darauf achten: Steht diese Person hinter der Idee und bei Impact-Themen insbesondere auch hinter dem Purpose?
LEADERSNET: Wie schwer war der Ausstieg von mymuesli?
Max Wittrock: Einfach und schwierig zugleich. Einfach, weil wir das zu dritt lange vorbereitet hatten und wir Gründer eine sehr offene und vertrauensvolle Art haben, miteinander umzugehen. Aber schwierig war es dennoch. Denn selbst wenn man weiß, dass es der richtige Schritt für einen selbst ist: Positiver Wehmut bleibt ja immer zurück. Ich hatte wunderbare Jahre mit mymuesli und den tollen Menschen dort. Diese Zeit und Reise wird immer einen großen Raum bei mir im Herzen einnehmen.
Das Buch ist hier erhältlich zum Kauf.
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