Guter Rat für Rückverteilung
25 Millionen Euro: Marlene Engelhorn will ihr Erbe nicht

| Redaktion 
| 17.03.2024

Eine Nachfahrin des BASF-Gründers hat am vergangenen Wochenende erstmals einen Bürgerrat in Salzburg versammelt. Er soll darüber bestimmen, inwiefern ihr zur Verfügung gestelltes Millionenerbe an die Gesellschaft "rückverteilt" wird.

Der "Gute Rat für Rückverteilung" setzt sich aus 50 Menschen zusammen, die gemeinsam über die genauere Verwendung eines Budgets von 25 Millionen Euro bestimmen. Bis zu diesem Wochenende kannten sich diese Personen untereinander jedoch nicht – sie wurden zufällig aus insgesamt rund 10.000 angeschriebenen österreichischen Bürgern ausgewählt und sollen einen möglichst breiten Gesellschaftsquerschnitt repräsentieren.

Verteilt über sechs Wochenenden tagt der Gute Rat bis in den Juni in Salzburg, wobei Mitglieder für jeden dieser Einsätze eine Aufwandsentschädigung von 1200 Euro erhalten. Zunächst ist es dem Rat ein Anliegen, zu erörtern, "was die Verteilung von Vermögen in Österreich bedeutet". Anschließend sollen die zur Verfügung stehenden Mittel unter Beratung von Fachleuten aus Wirtschaft und Praxis zur Umsetzung konkreter Ideen genutzt werden.

Die Initiatorin: Marlene Engelhorn

Besagte 25 Millionen Euro stammen von Marlene Engelhorn. Die Wienerin ist Nachfahrin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn und hat nach dem Tod ihrer Großmutter Traudl Engelhorn-Vechiatto im September 2022 eine nicht näher genannte Geldsumme geerbt. Beim bereitgestellten Budget für den Guten Rat soll es sich um den größten Teil dieses Erbes handeln. Marlene Engelhorn wirbt seit mehreren Jahren für mehr Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit und beschäftigt sich sowohl in der von ihr mitgegründeten Organisation taxmenow als auch in ihrem Buch "Geld" mit dem Thema.

Auch ein Bericht der Bild legt nahe, dass Engelhorn nicht erst seit ihrem Millionenerbe mit individuellem Reichtum hadert. So habe sie "nur die Geburtenlotterie gewonnen", sei in einem "viel zu großen Haus" aufgewachsen und ein "privileged rich kid" gewesen. Der Homepage des Guten Rates ist zu entnehmen, dass "der Staat seine Aufgabe nicht erfüllt" und Vermögen deshalb ungleich in der Gesellschaft verteilt wird. Die Idee der Rückverteilung soll hingegen berücksichtigen, dass "große Vermögen ohne die Gesellschaft gar nicht entstehen können" und die Zivilbevölkerung entsprechend einbinden.

Rückzug nach Projektstart

Eine selbstbestimmte Spende an eine bestehende Organisation oder die Gründung einer eigenen NGO würde in den Augen der 31-jährigen bedeuten, dass sie "damit erst recht wieder Macht aus[übt], die sie eigentlich nicht haben sollte" und die lediglich aus ihrem Erbe erwächst. Dementsprechend will sich Marlene Engelhorn nach dem Start aus dem Projekt zurückziehen und jede Entscheidungshoheit abgeben; auch auf ein Veto-Recht gegen die Entscheidungen des Guten Rates verzichtet sie.

Dennoch findet die Bereitstellung ihres geerbten Vermögens nicht frei von Voraussetzungen statt: Keiner der 25 Millionen Euros darf an "Gruppen oder Personen gehen oder in Aktivitäten fließen, die verfassungswidrig, lebensfeindlich oder menschenverachtend sind". Außerdem sind neben den Ratsmitgliedern selbst auch profitorientierte Organisationen als Empfänger des Geldes ausgeschlossen. Zur Parteigründung- oder finanzierung soll es ebenfalls nicht verwendet werden. Für eine externe Evaluation des Projekts zeichnet Demokratie- und Kriegsforscherin Daniela Ingruber verantwortlich.

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