Obwohl unter Vorständen und Aufsichtsräten erst mit vorliegenden Bilanzen finale Gewissheit herrscht, ermöglichen „die firmeneigene Dividendenpolitik und die bisherigen Quartalsbilanzen" dem Handelsblatt zufolge bereits jetzt positive Prognosen für die Aktionäre vieler der 40 Dax-Konzerne: Aller Voraussicht nach werden nächstes Jahr Rekord-Dividenden zu ihren Gunsten ausgeschüttet.
Wie das Magazin berichtet, sollen sich diese Dividenden auf 52,5 Milliarden Euro belaufen, was einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 1,5 Prozent gleichkommt. „Viele Dax-Unternehmen haben 2023 davon profitiert, dass sie in einem Umfeld mit einer hohen Inflation ihre Verkaufspreise stetig anheben konnten, sodass ihre Gewinne und Dividenden stabil bleiben oder sogar steigen", erklärt der Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp.
Ausschüttung mit angezogener Handbremse
Mit Verweis auf Thomas Meier vom Vermögensverwalter Main First Asset Management weist das Handelsblatt gleichzeitig auch darauf hin, dass selbst die Rekordausschüttung im weltweiten Vergleich nur mäßig beeindruckend ist. Demnach wollen die Dax-Konzerne weniger als 40 Prozent ihrer insgesamt rund 130 Milliarden erwirtschafteten Euros ausschütten, während in den Vereinigten Staaten Quoten von bis zu 60 Prozent keine Seltenheit darstellen.
Am Exempel der Autohersteller wird diese Kluft verdeutlicht: Einerseits dürften BMW, Mercedes-Benz und VW gemeinsam etwa 13,4 Milliarden Euro an ihre Anleger weitergeben, womit sie einen beträchtlichen Teil der Gesamtsumme von 52,5 Milliarden Euro beitragen. Auf der anderen Seite haben die drei Unternehmen etwa 40 Prozent des Gewinns aller Dax-Konzerne erzielt, was ihre Ausschüttung in Relation weniger großzügig wirken lässt.
BASF muss auf 2024 hoffen
Auch Beiersdorf oder RWE werden als Unternehmen genannt, die mit Ausschüttungsquoten diesseits der 30 Prozent vergleichsweise wenig Gewinn an ihre Aktionäre weitergeben. Was für letztere temporär bedauerlich sein mag, beschert ihnen zumindest planmäßig erhöhte Sicherheit, da ausgeschüttete Dividenden im Falle sinkender Einnahmen nicht unbedingt und unmittelbar gesenkt werden müssen.
Dieses Schicksal könnte den Chemieproduzenten BASF jedoch ereilen und ihm wortwörtlich teuer zu stehen kommen: Trotz geschäftlicher Rückschläge will das Unternehmen die Dividende mit 3,40 Euro pro Aktie stabil halten. Damit würden unterm Strich ungefähr drei Milliarden Euro ausgeschüttet werden – bei einem voraussichtlichen Nettogewinn, der eine halbe Milliarde Euro unter diesem Wert liegt.
Die Ausschüttungsquote bei BASF schießt damit über 100 Prozent und macht eine positive Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr umso wichtiger. Andernfalls scheinen Dividendenkürzungen unvermeidbar, womit die BASF-Aktie einen ihrer attraktivsten Aspekte für Aktionäre einbüßen würde. „2024 kommt für viele Unternehmen der Lackmustest", resümiert Analyst Andreas Hürkamp.
Wer leer ausgeht
Das Handelsblatt listet unter anderem SAP, eon, Siemens, Telekom und sämtliche Finanzdienstleister unter den 21 der insgesamt 40 betrachteten Unternehmen auf, die ihre Dividende wahrscheinlich erhöhen. Versicherer werden von Hürkamp außerdem als „stabiler Anker für Dividendenjäger" identifiziert. Doch obwohl die vereinten Dax-Konzerne Rekord-Ausschüttungen in Aussicht stellen, haben längst nicht alle Aktionäre Grund zur Freude: Siemens Energy, Zalando und ersten Anzeichen nach auch Qiagen und Covestro verzichten auf Ausschüttungen.
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