Studie: Steht Streaming am Wendepunkt?

| Redaktion 
| 23.10.2023

Die Digital Consumer Trends Survey von Deloitte beleuchtet das Nutzungsverhalten deutscher Haushalte. Erstmals seit Beginn der Datenerhebung müssen Video-on-Demand-Dienste dabei Verluste hinnehmen.

Der Finanzdienstleister Deloitte hat die Ergebnisse seiner jüngsten Digital Consumer Trends Survey veröffentlicht. Eine Premiere fällt dabei besonders ins Auge: Zum ersten Mal überhaupt verzeichnet die Studie einen Rückgang der Haushalte in Deutschland, die mindestens ein digitales Medien-Abonnement nutzen. Insgesamt greifen 64 Prozent von ihnen auf Netflix, Prime Video, Paramount+ und vergleichbare Angebote zurück, was einen Verlust von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Eine Frage des Alters

Deloitte konnte ferner feststellen, in welchen Altersgruppen Streaming-Services besonders gefragt sind. Demnach setzen stolze 88 Prozent der 18- bis 24-jährigen auf die digitalen Bibliotheken von Video-on-Demand-Anbietern, während nur noch 75 Prozent (Vorjahr: 80) der 35- bis 44-jährigen über mindestens ein laufendes Abo verfügen. Unter den befragten Personen, die 65 Jahre oder älter sind, schaltet nur noch ein knappes Drittel (Vorjahr: 36 Prozent) über entsprechende Dienste ein.

Kündigungen von Abonnements werden in 60 Prozent der Fälle finanziell begründet; sei es aufgrund eines Überangebots verschiedener Dienste oder persönlicher Lebensumstände. Nur relativ selten geben eine mangelnde Nutzungszeit (22 Prozent) oder das Fehlen sehenswerter Inhalte (16 Prozent) den Ausschlag zum Beenden eines Abos.

Das Ende des Selbstläufers

Trotz der noch moderaten Einbußen für den VoD-Markt befindet Thomas Henkel, Partner Strategy & Business Design TMT bei Deloitte: "Die Gewinnung neuer Kundinnen und Kunden ist angesichts des immer breiteren Angebots aus verschiedenen Sub-Segmenten, des Abflauens des Corona-Booms und der gestiegenen Preissensitivität kein Selbstläufer mehr.“

Wer sich zukunftsfähig aufstellen will, müsse seiner Ansicht nach "vor allem die Lücke in den älteren Altersgruppen mit zielgruppenspezifischen Inhalten schließen - und zwar immer in Kombination mit den passenden Preismodellen.“

Zukunftsmusik

Übrigens ist im Musiksegment eine sehr vergleichbare Entwicklung zu beobachten, da die Nutzung von Streaming-Abonnements hier ebenso um einen Prozentpunkt auf nun 48 Prozent zurückgeht. Drei Prozentpunkte büßt der Markt für digitale Zeitungs- und Magazininhalte auf Bezahlbasis ein, sodass lediglich elf Prozent der deutschen Haushalte von diesen Angeboten Gebrauch machen.

Einen Fokus legt Deloitte bei der Auswertung auch auf den rasanten Anstieg von Generative AI. Durch Tools wie ChatGPT verzeichnet sie bei Befragten unter 25 Jahren einen Bekanntheitswert von fast 80 Prozent; insgesamt ist sie beinahe jedem zweiten Deutschen (46 Prozent) geläufig. Deloitte betont diese "erstaunlichen Werte“ für eine Technologie, deren erste Consumer-Angebote kaum ein ganzes Jahr alt sind.

Sprung zur Massentechnologie

Jede fünfte Person hat Generative-AI-Tools bereits selbst genutzt, wobei wiederum ein Drittel zu Protokoll gibt, sie lediglich einmal ausprobiert zu haben. Lediglich 27 Prozent der Befragten mit praktischer Erfahrung verlassen sich täglich oder wöchentlich auf AI-Anwendungen.

"Auf die Gesamtheit der Bevölkerung gesehen nutzen bislang nur etwa sechs Prozent GenAI wöchentlich“, rückt Dr. Andreas Gentner, Partner und Leiter TMT Deutschland und Europa bei Deloitte, in Perspektive und sagt voraus: "Vom Sprung in Richtung Massentechnologie hängt auch ab, wie viele Menschen in Zukunft zu einem regelmäßigen Gebrauch übergehen werden.“

Die kompletten Ergebnisse der Digital Consumer Trends Survey finden Sie hier!

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