Friedenspreis 2023 für Salman Rushdie: Ein Verfechter der Meinungsfreiheit

In einer bewegenden Zeremonie, die in der geschichtsträchtigen Frankfurter Paulskirche stattfand und live im ZDF übertragen wurde, wurde der renommierte Schriftsteller Salman Rushdie mit dem Friedenspreis des Jahres 2023 ausgezeichnet.

Die Ehrung erfolgte in Anwesenheit von zahlreichen prominenten Persönlichkeiten, darunter der deutsch-österreichische Schriftsteller Daniel Kehlmann, der die Laudatio hielt, sowie führende Vertreter der Politik und Kultur.

Die Begründung der Jury:
"Seit seinem 1981 erschienenen Meisterwerk »Mitternachtskinder« beeindruckt Salman Rushdie durch seine Deutungen von Migration und globaler Politik. In seinen Romanen und Sachbüchern verbindet er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit. Dabei beschreibt er die Wucht, mit der Gewaltregime ganze Gesellschaften zerstören, aber auch die Unzerstörbarkeit des Widerstandsgeistes Einzelner."

Im August 2022 überlebte Salman Rushdie einen Mordanschlag, kurz bevor sein jüngster Roman "Victory City" veröffentlicht wurde. Trotz der schwerwiegenden physischen und psychischen Folgen des Angriffs schreibt er weiterhin mit bemerkenswertem Einfallsreichtum und Menschlichkeit. Rushdie wird nicht nur für seine Unbeugsamkeit und Lebensfreude geehrt, sondern auch dafür, dass er die Welt mit seiner begeisternden Erzählkunst bereichert.

Die Laudatio, gehalten von Daniel Kehlmann, beschrieb Salman Rushdie als das Gegenteil eines weltabgewandten Menschen: "Was immer in der gärenden Substanz des Weltgeistes geschieht, er nimmt es vor uns anderen wahr. Das macht das Wesen seiner Persönlichkeit, vor allem aber auch seiner Kunst aus."

In seinen Dankesworten betonte Salman Rushdie die Bedeutung der Meinungsfreiheit und den Umgang mit deren Missbrauch:

"Wir leben in einer Zeit, von der ich nicht geglaubt habe, sie erleben zu müssen, eine Zeit, in der die Freiheit – insbesondere die Meinungsfreiheit, ohne die es die Welt der Bücher nicht gäbe – auf allen Seiten von reaktionären, autoritären, populistischen, demagogischen, halbgebildeten, narzisstischen und achtlosen Stimmen angegriffen wird, eine Zeit, in der sich Bildungseinrichtungen und Bibliotheken Zensur und Feindseligkeit ausgesetzt sehen. Was aber tun wir in Sachen Meinungsfreiheit, wenn sie auf derart vielfältige Weise missbraucht wird? Wir sollten weiterhin und mit frischem Elan machen, was wir schon immer tun mussten: schlechte Rede mit besserer Rede kontern, falschen Narrativen bessere entgegensetzen, auf Hass mit Liebe antworten und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann."

Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes und wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehen. 

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