Laut dem "Henley Private Wealth Migration Report 2023" des Consulters Henley & Partners hat China in diesem Jahr die weltweit größte Abwanderung von Millionären zu beklagen. Demnach haben schon 2022 netto 10.800 vermögende Personen das Land verlassen. In diesem Jahr werden voraussichtlich weitere 13.500 folgen. Der Trend sei im Reich der Mitte seit zehn Jahren erkennbar.
Schädliche Geldabflüsse
In der zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt führt die Abwanderung laut der Studie zur Verlangsamung des allgemeinen Vermögenswachstums, bestätigt auch Andrew Amoils vom globalen Vermögensforschungsunternehmen New World Wealth, das an der Erstellung des Berichts beteiligt war. "Die jüngsten Abflüsse könnten noch schädlicher sein als sonst. Chinas Wirtschaft ist von 2000 bis 2017 stark gewachsen, aber der Zuwachs an Vermögen und Millionären ist seither, gemessen in US-Dollar, vernachlässigbar", führt der Experte aus.
Auch aus Indien wandern weiterhin viele Reiche ab: Henley & Partners prognostiziert, dass der Subkontinent 2023 netto 6.500 Millionäre verlieren wird, laut Studie immerhin 1.000 weniger als Vorjahr. "Prohibitive Steuergesetze in Verbindung mit verworrenen, komplexen Regeln für Auslandsüberweisungen, die fehlinterpretiert und missbraucht werden können, sind nur einige der Probleme, die den Trend der Investitionsabwanderung aus Indien ausgelöst haben", so Sunita Singh-Dalal, Partnerin für Privatvermögen und Family Offices bei der Anwaltskanzlei Hourani. Amoils betont auch, diese Abwanderungen seien nicht besorgniserregend, da "Indien weit mehr neue Millionäre hervorbringt als es durch Abwanderung verliert".
Starker Exodus in Hongkong
Auch in anderen asiatischen Ländern werden wohl zahlreiche Millionäre ihr Land verlassen: Hongkong verliert 2023 voraussichtlich 1.000 Millionäre, Südkorea 800 und Japan 300. Berichten zufolge haben die Einwohner Hongkongs die Stadt im vergangenen Jahr in Scharen verlassen – wegen COVID-19-Beschränkungen und der Aushöhlung demokratischer Normen.
Trotz politischer Unruhen und wirtschaftlicher Unsicherheit infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wird erwartet, dass Russland in diesem Jahr netto nur 3.000 Millionäre verlieren wird – ein starker Rückgang gegenüber 8.500 im Jahr 2022. Russland nimmt damit in der Rangliste von Henley & Partners den vierten Platz ein, hinter dem Vereinigten Königreich, das in diesem Jahr netto 3.200 Millionäre verlieren könnte – doppelt so viele wie im Jahr zuvor.
"Der Brexit hat das Vereinigte Königreich weniger gastfreundlich und einladend für vermögende Privatpersonen gemacht. Es ist jetzt schwieriger für sie, sich zwischen dem Vereinigten Königreich und den EU-Ländern zu bewegen", so Trevor Williams, Gastprofessor an der University of Derby. Es sei erwiesen, dass der Anteil Großbritanniens an den Auslandsinvestitionen in Europa seit dem Austritt aus der EU zurückgegangen ist, wovon Deutschland und Frankreich profitieren. Westliche Länder bleiben laut der Studie ein attraktives Ziel für Millionäre, wobei die USA (2.100), die Schweiz (1.800) und Kanada (1.600) zu den Top 10 zählen.
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