Bei der Bild wird kein Stein auf dem anderen bleiben: Bereits im Februar hatte der Axel-Springer-Konzern angekündigt, dass seine beiden publizistischen Flaggschiffe Bild und Welt in eine "rein digitale" Zukunft geführt werden (LEADERSNET berichtete) und dass dies auch mit schmerzhaften Einschnitten verbunden sein werde.
Am gestrigen Sonntag mehrten sich schließlich die Gerüchte (LEADERSNET berichtete), dass der Beginn des Umbaus unmittelbar bevor stehe und es bereits heute, Montag, zu einem massiven Stellenabbau bei der Bild kommen werde.
Auch Management wird nicht verschont
Wie das Handelsblatt jetzt unter Berufung auf eine E-Mail der Bild-Chefredaktion an die Belegschaft schreibt, sollen sechs der 18 Regionalausgaben eingestellt werden. Dies hat auch Entlassungen zur Folge. "Wir trennen uns von Produkten, Projekten und Prozessen, die wirtschaftlich nie wieder erfolgreich werden können", wird aus dem Schreiben zitiert. Wie viele Mitarbeiter:innen genau ihren Sessel räumen müssen, ist derzeit noch nicht bekannt. Kolportiert werden aber Entlassungen im dreistelligen Bereich. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden.
Vom Umbau werde auch das Management nicht verschont werden. Führungsebenen soll "stark verschlankt" werden. Die Funktionen der Redaktionsleiter, Blattmacher, Korrektoren, Sekretariate und Foto-Redakteure werde es so wie heute nicht mehr geben, Der Großteil der Arbeitsplätze soll in der Produktion abgebaut werden. Das so eingesparte Personal soll durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt werden. "Wir müssen uns leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden", schreibt die Chefredaktion. So soll beispielsweise das Layouten der Printausgabe der Bild in Zukunft komplett von einer KI übernommen werden.
"Wirtschaftlich extrem dumm"
Widerstand gegen die kolportierten Entlassungen kommt vom Deutsche Journalisten-Verband (DJV). "Wenn Mathias Döpfner die Milchkuh des Konzerns schlachten will, ist das nicht nur unsozial gegenüber den Beschäftigten, sondern wirtschaftlich extrem dumm", kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall die Pläne. Bild sei nach wie vor der Gewinnbringer von Axel Springer. "Weniger Regionalberichterstattung bedeutet weniger Leserservice und damit weniger Leserinnen und Leser", ist Überall überzeugt.
Wenn Stellenstreichungen wirklich unvermeidbar seien, so der DJV-Vorsitzende, stehe Springer in der Verantwortung als Arbeitgeber für seine Journalist:innen: "Es darf keine Kündigungen geben. In einem so großen und breit aufgestellten Medienkonzern müssen den betroffenen Beschäftigten alternative Arbeitsplätze angeboten werden." Das sei Springer seinen Leuten schuldig.
Digitalisiertes Management
Um den Wandel der Bild-Gruppe zu Digital Only voranzutreiben, CEO Claudius Senst das Führungsteam im Management für die Transformation in Digital und Print ab sofort neu aufgestellt. Nikolaus Glasmacher, bislang Managing Director Sport der Bild-Gruppe, wird in der neu geschaffenen Funktion des Chief Digital Officer (CDO) übergreifend das Bild-Digital-, Video- und Sport-Business verantworten. Glasmacher übernimmt auch die Aufgaben des bisherigen Managing Director Digital, Thorsten Wiesner, der seine aktuelle Funktion bei Bild nach acht Jahren "in bestem Einverständnis" beendet und sich derzeit in Gesprächen für zukünftige Aufgaben befindet.
Andreas Conradt hat als Managing Director Bild weiterhin die strategische Gesamtverantwortung für die Zeitungen Bild, Bild am Sonntag und B.Z. und wird deren Zukunft in einem zunehmend digitalen Publikationsportfolio ab sofort zusätzlich als Chief Transformation Officer (CTO) aktiv begleiten und führen.
Nikolaus Glasmacher, Andreas Conradt und Thorsten Wiesner © Bild/Charles Yunck
"Ich bin Thorsten Wiesner für seine hervorragende Arbeit unglaublich dankbar – er hat die digitale Entwicklung von Bild in den letzten Jahren maßgeblich geprägt und für uns großartige Meilensteine erfolgreich gesetzt. Ich wünsche ihm für seine neuen Pläne nur das Allerbeste und würde mich freuen, wenn wir auch in Zukunft gemeinsame Projekte gestalten können", so Senst. "Nikolaus Glasmacher hat im Sport-Business insbesondere durch den Einkauf exklusiver Sportrechte und das Eingehen strategischer Partnerschaften die digitalen Sportaktivitäten der Bild-Gruppe zusammen mit seinem Team nachhaltig weiterentwickelt und wird in seiner neuen Funktion das digitale Wachstum von Bild insgesamt weiter ausbauen. Andreas Conradt steht für eine kulturell wertschätzende Transformation. Er wird mit seiner langjährigen und herausragenden Printerfahrung den Wandel für unsere Zeitungen aktiv gestalten, so dass diese uns so lange wie möglich wirtschaftlich tragfähig in eine Digital-Only-Zukunft begleiten können."
www.axelspringer.com
www.bild.de
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