Infofluss nicht verhinderbar: Finnische Tageszeitung umgeht russische Zensur mit Kriegsspiel

| Natalie Oberhollenzer 
| 04.05.2023

Der Ego-Shooter "Counter-Strike" ist in Russland erlaubt und beliebt. Das hat ein finnisches Medium geschickt ausgenutzt.

Viele Seiten von westlichen und unabhängigen inländischen Medien sind in Russland längst gesperrt. Die größte Zeitung Finnlands versucht, die Menschen im Nachbarland auf unkonventionellen Wegen über den Krieg in der Ukraine zu informieren.

Helsingin Sanomat, so der Name der Tageszeitung, hat Informationen und Berichte zum Krieg in der Ukraine im Online-Spieleklassiker "Counter-Strike" versteckt, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. So habe sie einen Weg gefunden, die Medienzensur in Russland zu umgehen. Rund vier Millionen Russ:innen spielen den Klassiker, vor allem Menschen, die in Moskau und St. Petersburg leben.

Informationen im "Gebäude"

"Während Helsingin Sanomat und andere ausländische unabhängige Medien in Russland gesperrt werden, sind Online-Spiele vorerst nicht verboten", erklärt Antero Mukka, der Chefredakteur der Zeitung. Spieler des Taktik-Shooters können benutzerdefinierte Karten erstellen, die jeder herunterladen und verwenden kann. "Also bauten wir eine slawische Stadt namens Wojna, was auf Russisch Krieg bedeutet", verrät Mukka.

Im Untergeschoss eines der Gebäude der Stadt versteckten die Techniker von Helsingin Sanomat einen Raum, in dem Spieler Berichte in russischer Sprache finden können, die von den Kriegskorrespondenten der Zeitung in der Ukraine erstellt wurden. Die Wände des digitalen Raums bedeckten sie mit Artikeln und Fotos, die Ereignisse wie die Massaker in den ukrainischen Städten Butscha und Irpin dokumentieren. Es handle sich um "Informationen, die im Propaganda-Apparat des russischen Staates nicht verfügbar sind", sagt Mukka.

Zensur in moderner Welt zum Scheitern verurteilt

Seit seiner Veröffentlichung am Montag sei die Karte schon mehr als zweitausendmal heruntergeladen worden. „Dies zeigt, dass jeder Versuch, den Informationsfluss zu verhindern und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, in unserer modernen Welt zum Scheitern verurteilt ist", so der Chefredakteur der größten finnischen Tageszeitung.

www.hs.fi

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