Algorithmische Lohndiskriminierung: Big-Tech-Firmen nutzen KI um Löhne zu personalisieren

| Natalie Oberhollenzer 
| 17.04.2023

Eine US-Studie enthüllt, dass Unternehmen wie Amazon und Uber eine KI entscheiden lassen, welchem Mitarbeiter wieviel für ein und dieselbe Arbeit bezahlt wird.

In bestimmten Tech-Branchen werden die Löhne genau an die jeweilige Person angepasst. Das klingt an sich erstmal nicht so ungewöhnlich. Ungerecht geht es in dem Bereich öfter zu. Doch der Betrag wird nicht von einem Vorgesetzten, sondern von einer KI (Künstliche Intelligenz) bestimmt, wie Veena Dubal, Rechtsprofessorin an der University of California in einer Studie herausgefunden hat. Demnach sollen sogenannte Gig Worker bei Big-Tech-Unternehmen die gleiche Arbeit für unterschiedlich viel Geld verrichten. Algorithmische Lohndiskriminierung nennt Hastings die Vorgangsweise.

Ein Lohn, der Anreize für bestimmte Verhaltensweisen schafft

Für ihre Studie interviewte sie über sechs Jahre lang Hunderte Uber- und Lyft-Fahrer, die über eine oder mehrere Gig-Plattformen arbeiten. Sie fand heraus, dass Firmen wie Uber oder Amazon über riesige Datensätze zu den Vertragsarbeitern verfügen. Darunter Angaben zu Arbeitszeiten und -dauer und wieviel sie in früheren Jobs verdient hatten. Anhand dieser Daten berechnen sie genaue Lohnsätze "die notwendig sind, um Anreize für gewünschte Verhaltensweisen zu schaffen", wird Dubal in der Los Angeles Times zitiert.

Fahrer Nr. 1 muss für dasselbe Geld länger arbeiten

Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Jemandem der für einen Lebensmittel-Lieferservice arbeitet, wird ein niedrigerer Tarif angeboten als einem anderen Fahrer, weil die KI vorausgesagt hat, dass Fahrer Nummer eins den Tarif eher akzeptieren würde. Wenn dieser Fahrer dazu neigt, bis zu einem bestimmten von ihm festgelegten Tagessatz zu arbeiten, dann könnte die KI ihm einen niedrigeren Preis anbieten, damit er länger arbeitet.

"Von Amazon über Uber und auch im Gesundheitssektor (in den USA) werden Arbeitnehmer für die gleiche Menge an Arbeit, die für die gleiche Zeit verrichtet wird, unterschiedlich bezahlt", sagt Dubal. Es ist eine Art von variabler Vergütung, die auf der Grundlage vieler Daten, die während der Arbeit gesammelt werden, individuell angepasst wird.

Ein Glücksspiel, bei dem das Haus immer gewinnt

Es sei wie ein Glückspiel der Arbeit, zitiert sie einen Arbeiter, den sie interviewt hat: "Das Haus gewinnt immer." Dubal erklärte, dass diese Vorgangsweise einer der Gründe sei, warum die kalifornische Arbeitskommission Uber und Lyft 2020 verklagte. Sie geht davon aus, dass die beiden Unternehmen den Fahrern insgesamt 1,3 Milliarden Dollar an Zahlungen für Arbeitsstunden schuldeten. Die Prozesse laufen noch.

Nachdem diese Praktiken das Potenzial hätten in die Gestaltung der Löhne in anderen Branchen einzusickern, ruft Dubal die US-Bundesregierung auf, sich mit dem Thema näher zu befassen. Sie glaubt, dass die Verwendung von KI zur Festlegung von Löhnen verboten werden sollte.

www.universityofcalifornia.edu

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