Die Vorzeichen am deutschen Immobilienmarkt haben sich rasant gedreht: Der Boom am deutschen Häusermarkt ist vorbei, die Preise sinken erstmals spürbar. "Ganz extreme Preisreduktionen gibt es in den Metropolen nicht, aber auch in Großstädten ist es möglich, 5 bis 10 Prozent günstiger zur Immobilie zu kommen", sagt Immobilienexperte Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Käufer fühlen sich nicht mehr so getrieben
Grund dafür sind die stark gestiegenen Hypothekenzinsen und die weiter steigenden Baukosten infolge des Ukrainekrieges. Beides hat Häuser und Wohnungen in den vergangenen zwölf Monaten noch unerschwinglicher für Kaufwillige werden lassen. Selbst Gutverdiener können sich nur einen Bruchteil der inserierten Wohnungen leisten. Die Nachfrage nach Kaufobjekten ist inzwischen stark eingebrochen.
Derweil stieg das Angebot: Makler verzeichnen einen erheblichen Anstieg der Inserate. Zudem hätten sich Kapitalanleger nahezu vollständig vom Markt zurückgezogen. Das macht den Immobiliensektor derzeit zum "Käufermarkt": "Man muss auch nicht mehr so schnell sein, fühlt sich also als Käufer auch nicht mehr so getrieben", so Voigtländer.
Der Vergleich macht den Unterschied
Vergleichen ist aber wichtiger denn je, denn die Marktpreise fächern sich merklich auf: Der Neubau bleibt teuer und steigt sogar noch im Preis. Zumal viele Bauträger neue Projekte storniert haben. Beste Citylagen bleiben ebenfalls beliebt bei den Käufern und erzielen weiterhin Höchstpreise. Günstiger angeboten werden dagegen vor allem modernisierungsbedürftige Bestandsbauten. Bei ihnen ist jedoch mit hohem Sanierungsaufwand zu rechnen, besonders angesichts verschärfter Energievorgaben auf Bundes- und EU-Ebene.
Deutlich gefallen ist das Preisniveau auch in B-Städten, kleinere Städte hingegen blieben eher stabil. Einen Trend zur Kleinstadt sollte man daraus aber nicht ableiten, denn der Zuzug in die Großstädte hält an. Steigen die Zinsen noch weiter, könnten die Preise im Lauf des Jahres noch einmal rund 10 Prozent nachgeben, schätzt Ökonom Voigtländer. Ein Ende der Schwächephase sei jedoch absehbar. Denn Wohnungen bleiben Mangelware, besonders in Metropolen.
www.capital.de
Über den "Capital-Immobilienkompass"
Der "Capital-Immobilienkompass 2023" misst den Preisanstieg nach dem Zinsanstieg der Zentralbanken. Gemeinsam mit dem iib-Institut analysiert das Wirtschaftsmagazin Capital jedes Jahr für seine Mai-Ausgabe die Marktentwicklung in den 40 wichtigsten Städten des Landes, sowie detailliert die Haus- und Wohnungspreise samt Miethöhen in zehn deutschen Metropolen.
Als Grundlage dienen die geforderten Kauf- und Mietpreise auf allen relevanten Online-Immobilien-Portalen und die Angebote von Projektentwicklern zum Jahresende. Auch Preis-Prognosen für die nächsten zwölf Monate sind im Immobilien-Kompass enthalten.
Zudem bietet Capital mit dem iib Institut wieder die Gelegenheit, die eigene Immobilie anhand einer detaillierten Wohnmarkt-Analyse bewerten zu lassen. Immobilienbesitzer können sich die Analyse kostenlos im Internet unter capital.de/wohnmarktanalyse erstellen lassen.
www.iib-institut.de
Kommentar schreiben