Die Strippenzieher hinter beeinflussten Wahlen

Investigativjournalisten decken auf, wie ein unbekanntes Unternehmen in Israel weltweit Wahlen und Abstimmungen manipuliert.


Ob Fake News oder Hacker-Attacken: Die Zuständigkeitsbereiche des "Team Jorge" sind vielfältig. Beim "Team Jorge" handelt es sich um eine geheime israelische Firma, die unter anderem weltweit Wahlen und Abstimmungen attackiert. Den Beteiligten scheint hierfür keine Methode zu schmutzig oder zu unmoralisch zu sein. Wie derstandard.at berichtet, werden Politiker:innen mit eigenen Hacking-Werkzeugen angegriffen und Opfer von großangelegten Desinformationskampagnen. Das Ziel der "Firma" ist simpel: Die Beeinflussung von Abstimmungen oder Wahlen.

Hierbei dürfte es sich um keinesfalls um Amateure handeln, denn wie Recherchen des deutschen Spiegel zeigen, handelt es sich bei den Übeltäter:innen um ehemalige Agenten oder Militärs. Sie arbeiten für Personen aus Politik und Wirtschaft, sofern die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Im Zuge des Projektes "Storykillers" waren neben dem Spiegel und dem Standard weitere Medien wie Die Zeit, Guardian, Washington Post, Le Monde, The Marker und Haaretz beteiligt.

Erfolgreiches Geschäftsmodell

Nach eigenen Angaben soll das "Team Jorge" bei bisher rund 33 Wahlkämpfen und Abstimmungen eingegriffen haben. Wie die durchgeführten Recherchen zeigen, dürften die Manipulator:innen in 27 Fällen erfolgreich gewesen sein. Wie das Onlinemedium weiters berichtet, dürfte sich dieses Unternehmen an nur drei Regeln halten: Die Manipulator:innen lehnen Aktionen in Israel ab, sie mischen sich nicht in US-Regierungspolitik ein und sie werden nichts gegen Putins Regierungsstil unternehmen.

Für die großangelegte Beeinflussung bedient sich die Gruppierung unterschiedlicher Werkzeuge, wie es heißt. Unter anderem soll hierfür eine reine "Armee" von Fake-Konten auf Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram existieren. Die Aktivitäten dieser Manipulator:innen wurden nun erstmals von einem internationalen Team an Journalist:innen enthüllt.

Gezielte Diffarmierung

Im Rahmen der mehr als sechs Monate andauernden Recherche gelang es Reporter:innen von The Marker, Haaretz und Radio France schließlich sich als vermeintliche Interessent:innen des Unternehmens auszugeben. Der Kontakt wurde schließlich über Gewährsleute hergestellt. Hier erlangten die Journalist:innen tiefe Einblicke in die Arbeitsmethoden des "Team Jorge". Wie sich herausstellte nutzt die Gruppierung alle erdenklichen Formen der Manipulation und Beeinflussung im Internet. Dazu gehören neben Fake-News-Kampagnen auch Hacking-Angriffe, Finanzrecherchen über Gegner:innen, gezielte Schmutzkampagnen und das Verbreiten gestohlener Informationen.

Für die großangelegte Social-Media-Täuschung soll es sogar eine eigene technische Plattform geben, mit deren Hilfe können mittels weniger Mausklicks zahlreiche verifizierte Konten angelegt werden. Die Avatare sind offenbar so glaubwürdig, dass die Plattformen sie für reale Nutzer:innen halten. Wie die durchgeführten Recherchen zeigen, sollen zur Planung diverser Aktionen und zur Weitergabe von Daten auch der Kurznachrichtendienst Telegram genutzt werden.

Fake News als Geschäftszweig

Wie die Recherchen der Redakteur:innen zeigen, sind die Aktivitäten von "Team Jorge" ein Teil eines wachsenden Markts von Desinformationsdienstleister:innen. Weltweit bekannt wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls Firmen wie "Black Cube", die ebenfalls wie ein privater Nachrichtendienst agiert, sowie die Gruppe "Dark Matte", die im Auftrag der Vereinigten Arabischen Emirate unter anderem Menschenrechtsaktivist:innen und Journalist:innen ausspionierte.

www.forbiddenstories.org

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