Nach zwei Jahren Unterbrechung konnte jetzt wieder der traditionelle gemeinsame Neujahrsempfang der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) stattfinden. Joachim Schönbeck, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland für Steiermark und Kärnten, und Christian Jauk, Vorsitzender der Landesdelegation Steiermark der DHK in Österreich, luden dazu in die Aula der Alten Universität Graz. Rund 200 Vertreter:innen der steirischen Wirtschaft ließen sich dieses Happening nicht entgehen.
"Hervorragende Zusammenarbeit"
Jauk gab auch gleich das Thema das Abends vor: "Das wirtschaftliche Potenzial zwischen Deutschland und Österreich ist groß – wenn man uns nur lässt." Dies bestätigte auch Michael Klor-Berchtold, deutscher Botschafter in Österreich. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich sei hervorragend, konstatierte Berchtold und erwähnte besonders den Energiebereich. Die beiden Länder haben ein Abkommen zur gegenseitigen Aushilfe geschlossen: "Österreich hilft Deutschland mit seinem Gasspeicher, unsere Flüssiggas-Terminals stehen auch Österreich zur Verfügung."
Der Botschafter betonte auch, dass die deutsche Bundesregierung keinen Zweifel an ihrer Unterstützung der Ukraine aufkommen lasse: "Wenn Russland aufhörte zu schießen, herrscht Friede, wenn die Ukraine aufhört, sich zu verteidigen, gibt es die Ukraine nicht mehr". Das sei "die offizielle Position der Bundesrepublik". Die steirische Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Forschung, Barbara Eibinger-Miedl, wies darauf hin, dass die Steiermark als einziges Bundesland mit Deutschland eine ausgeglichene Handelsbilanz im Umfang von sieben Milliarden Euro habe. Die enge Zusammenarbeit mit dem Land Hessen sei eine starke Achse zu Deutschland. "Und natürlich sind die Deutschen unsere liebsten Urlaubsgäste", so Eibinger-Miedl.
"Es kommt, was wir haben wollen"
Ungewohnt der Auftritt, überraschend die Gedanken und dann doch wieder konventionell in den Folgerungen, jedenfalls aber zu Diskussionen anregend war die Keynote des norwegisch-deutschen Wirtschaftsphilosophen Anders Indset. "Quantenwirtschaft – Was kommt nach der Digitalisierung?", so der Titel seines Vortrags. Die Zuhörer:innen merkten bald, dass sie darauf keine eindeutige Antwort bekommen würden. "Es kommt, was wir haben wollen", lautete seine einfache aber stringente Schlussfolgerung. Kein Wunder, dass er dann von "Zukünften" sprach, also von vielen möglichen Wegen und Entscheidungen.
In seinen ethischen Forderungen an Wirtschaft und Gesellschaft zeigte sich Indset konventionell, aber auch zeitlos: Allein aus unterschiedlichen Meinungen entstehe noch keine Diskussionskultur und die komme nur aus einer Verhaltensänderung. Im Gegensatz zur verbreiteten Haltung, Arbeit als unangenehme und möglichst kurz zu haltende Unterbrechung der Freizeit, plädierte der Wirtschaftsphilosoph für Bildung: "Menschen, die Verantwortung tragen wollen, brauchen Selbstvertrauen und eine hohe Arbeitsmoral." Unternehmertum sei für die Zukunft unerlässlich. Andres Indsets Credo: "Ich glaube an den Kapitalismus."
Wirtschaftsvertreter am Podium
In einem kurzen Podiumsgespräch im Anschluss an die Keynote kamen drei Vertreter der Wirtschaft zu Wort. "Die Lage ist besser als die Stimmung", stellte Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender der Andritz AG fest. Die Energiewende biete viele Chancen für die Anlagen-Industrie. Thomas Birtel, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Strabag SE sieht für die Bauwirtschaft in den gegenwärtigen Umbrüchen auch Chancen: Sie seien etwa die öffentlichen Investitionen in Verkehrsinfrastruktur und die innovativen Technologien "stabilisierende Elemente" für seine Branche. Die Podiumsdiskussion wurde von ORF-Chefredakteur Wolfgang Schaller moderiert.
Impressionen des Neujahrsempfangs finden Sie in unserer Fotogalerie.
www.dhk.at
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