Die deutsche Bundesregierung, Uniper SE und Fortum Oyj haben sich auf eine Verstaatlichung des Energiekonzerns geeinigt. Am Mittwoch sei ein überarbeitetes Stabilisierungspaket unterzeichnet worden, um es Uniper weiterhin zu ermöglichen, "seine systemkritische Rolle für die Energieversorgung in Deutschland" zu erfüllen, wie das Unternehmen via Aussendung mitteilt.
1,70 Euro pro Aktie
lm ursprünglichen Stabilisierungspaket vom 22. Juli war eine Kapitalerhöhung von rund 0,3 Milliarden Euro sowie ein Pflichtwandelinstrument in Höhe von 7,7 Milliarden Euro vorgesehen. Nun soll die Sicherung der finanziellen Stabilität Unipers in einem Schritt erfolgen. Dazu ist eine Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vorgesehen.
Die im Rahmen der Kapitalerhöhung auszugebenden Aktien werden ausschließlich vom Bund gezeichnet. Darüber hinaus wird der Bund die derzeit von Fortum gehaltenen Uniper-Aktien für 1,70 Euro je Aktie erwerben. Dies wird zu einer Beteiligung des Bundes an Uniper von rund 99 Prozent führen. Die staatliche KfW Bank wird Uniper Finanzmittel entsprechend ihrem Liquiditätsbedarf zur Verfügung stellen.
Warten auf Gas-Umlage
Der potenzielle Bedarf einer zusätzlichen Finanzierung wird im Wesentlichen davon abhängen, wann die Auszahlung der Gasumlage an Uniper erfolgen wird, die die Kosten für die Ersatzbeschaffung von Gas decken soll, und wie sich die Margining-Situation von Uniper – getrieben durch die Volatilität der Commodity-Märkte – weiter entwickeln wird. Uniper hatte Ende August die KfW-Bank Kreditlinien bereits auf 13 Milliarden Euro erweitert. Die von Fortum zur Verfügung gestellte Kreditlinie bestehend aus einem Gesellschafterdarlehen von vier Milliarden Euro und einer Garantielinie von vier Milliarden Euro werden nach Übernahme der Fortum-Beteiligung durch den Bund ersetzt.
Ein weiterer Teil der angepassten Vereinbarung ist ein bis zum 31. Dezember 2026 zeitlich limitierte Recht von Fortum, ein erstes Angebot abgeben zu dürfen ("Right of first offer"), falls Uniper sich entscheiden sollte, das schwedische Wasserkraft- oder das Kernenergie-Geschäft – oder Teile davon – zu veräußern. Es bestehen derzeit keine Verkaufsabsichten seitens Uniper.
"Der Staat wird, das zeigen wir ja, alles Nötige tun, um die Unternehmen immer stabil am Markt zu halten. Das gilt für Uniper. Das gilt für die anderen großen systemrelevanten Unternehmen in Deutschland", so Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Kein Gas, kein Geld
Nachdem Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland drastisch reduziert hat, ist Uniper in Schieflage geraten. Der Konzern beliefert über 100 Stadtwerke und große Unternehmen mit Erdgas und muss das aus Russland fehlende Gas jetzt teuer auf dem Markt einkaufen. Das führte im ersten Halbjahr 2022 bereits zu einem Verlust von rund zwölf Milliarden Euro.
"Mit der heutigen Vereinbarung bekommen wir Klarheit in der Eigentümerstruktur, können unsere Geschäfte fortführen und unsere Rolle als systemrelevanter Energieversorger weiter erfüllen. Das sichert die Energieversorgung für Unternehmen, Stadtwerke und Verbraucher. Die Änderung des Stabilisierungspakets gegenüber Juli war notwendig vor dem Hintergrund der weiteren Verschärfung der Energiekrise. Wir bei Uniper sind uns unserer Verantwortung für Deutschland und Europa bewusst. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, diese Krise zu überwinden und die Energieversorgung hierzulande neu aufzustellen", zeigte sich Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach erleichtert.
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