Wer an Sylt denkt, der denkt an Sandstrände, alte Friesenhäuser, an das Kultrestaurant "Sansibar", Porschefahrer, Champagner und glamouröse Partys. An Promis wie Johannes B. Kerner, Günther Jauch, Michael Otto und Jürgen Klopp. An die Hochzeit von Christian Lindner und der Journalistin Franca Lehfeldt. Und an die Punks, die den Urlaubsort regelmäßig aufmischen.
Gewinnmaximierung vor Gemeinwohl
Doch hat der Treffpunkt der Reichen und Schönen des Landes seine beste Zeit bereits hinter sich? Die Stimmen mehren sich, dass es too much geworden ist auf der Insel. Das soziale Gefüge erodiert immer mehr, weil Millionäre den Einheimischen die letzten Häuser wegkaufen und sie zu luxuriösen, nur selten bewohnten Feriendomizilen umbauen.
Dass die Gewinnmaximierung über dem Gemeinwohl stehe, das kritisieren Anwohner schon länger und fordern mehr Bürgerbeteiligung statt immer neuer Paläste für Superreiche, wie der Spiegel in seiner aktuellen Titelgeschichte schreibt. Die Insel, so heißt es, werde zunehmend von Angebern bevölkert, die sich in Restaurants teure Weine bestellen und die Kellner anweisen die leeren Flaschen am Tisch stehen zu lassen. Damit auch wirklich jeder sieht, was da getrunken wird. Die elegante Elite rümpft die Nase und sucht nach Ausweichmöglichkeiten.
Norderney: Weniger Angeber, mehr Understatement
Norderney hat sich zum Geheimtipp für jene entwickelt, denen auf Sylt zuviele Angeber rumlaufen. © WebWertig/Pixabay
Eine davon ist die benachbarte Düneninsel Norderney. Früher war sie noch in erster Linie für billigen Sauftourismus bekannt. Jetzt mausert sie sich zum entspannten Treff für kreative Avantgardisten. Hauptverantwortlich für das Upgrading der Insel sind unter anderem die Brüder Marc und Jens Brune, die mit den Hotels "Relais und Chateux" und dem "Seesteg" neue Luxushäuser auf die Insel brachten. Zu Sonnenuntergang versammeln sich die schicken Urlauber in der Milchbar. Dabei herrscht wohltuendes Understatement. Protzer sind glücklicherweise keine zu sehen. Noch keine.
www.sylt.de
www.norderney.de
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