Beispiele gibt es viele: Ausgemusterte Politiker, Führungskräfte und Kulturprominenz aus der EU, für die sich ein Plätzchen im großen Reich von Wladimir Putin fand. Elite Capture nennt sich diese Strategie, bei der Vertreter bestimmter Eliten einen gut bezahlten Posten bekommen.
Der aktuell meistdiskutierteste Fall, der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder, ist beispielhaft dafür, wer wie von dem Vorgehen profitiert. Schröder freilich finanziell, von seinem lukrativen Aufsichtsratsvorsitz beim Energiekonzern Rosneft. Putin dagegen war Schröder insofern nützlich, als er ihm eine Art demokratische Legitimierung verlieh. Er diente ihm als Feigenblatt seines Systems, der vermitteln sollte, dass er Herrscher so schlimm doch nicht sein könne. Kritiker nennen solche Figuren daher auch nützliche Idioten.
Auffällig viele Österreicher hielten die Hände auf
Besonders viele österreichische Ex-Politiker wählten diesen Weg zu Putins Payroll. Der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) durfte bei der russischen Staatsbahn verdienen, Wolfgang Schlüssel (ÖVP), auch einmal Bundeskanzler im Aufsichtsrat des Ölkonzerns Lukoil. Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) beriet bei der Pipeline Nord Stream 2.
Die frühere Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) – berühmt geworden durch ihren Knicks vor Putin, als er auf ihrer Hochzeit auftauchte – hat es in den Aufsichtsrat von Rosneft geschafft. Wegen des Krieges in der Ukraine haben die Herrschaften mittlerweile jedoch ihren Hut genommen.
Als Depardieu Putin liebte
In der Kultur tat sich der französische Schauspieler Gérard Depardieu besonders peinlich hervor. Weil er die Steuern in seinem Heimatland nicht zahlen wollte, nahm er 2013 medienwirksam die russische Staatsbürgerschaft an. Putin hatte ihn zuvor persönlich dazu eingeladen. "Ich liebe Putin", hatte der Schauspieler damals geflötet. Prompt bekam er Pöstchen in gleich drei russischen Konzernen. Als der Ukraine-Krieg losging hatte er sie alle wieder aufgegeben. Außerdem besitzt er mittlerweile die Staatsbürgerschaft Dubais.
Hollywood-Star Steven Seagal hält Putin nach wie vor für den Grössten und will mit Russland "durch dick und dünn" gehen, wie er kürzlich im Rahmen seines 70ten Geburtstages in Moskau verlautbarte. Der Schausspieler erhielt 2016 seinen russischen Pass von seinem Freund dem Kreml-Boss höchstpersönlich.
Stars, Stars, Stars hieß denn auch das Motto bei den Oligarchen-Shows. Bekanntheiten wie Robbie Williams, Maria Carey, Jennifer Lopez, Rihanna, Christina Aguilera oder Elton John adelten die Events mit ihren Auftritten. (no)
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