Elon Musk wird zum Problem
Warum deutsche Unternehmen Tesla aus dem Fuhrpark verbannen

| Redaktion 
| 23.03.2025

Der Kurswechsel kommt leise, aber deutlich: Immer mehr deutsche Unternehmen hinterfragen den Einsatz von Tesla-Fahrzeugen in ihrer Firmenflotte. Grund dafür ist nicht etwa mangelnde Leistung oder Reichweite – sondern Tesla-Chef Elon Musk selbst. Dessen politische Positionierungen und öffentlichkeitswirksame Auftritte bringen die Marke zunehmend in Erklärungsnot. Eine aktuelle Umfrage unter Fuhrparkleitern offenbart einen bemerkenswerten Stimmungswandel.

Die Marke Tesla steht für Innovationsgeist, Elektromobilität und technologische Führungsansprüche. Doch das Image des Unternehmens gerät zunehmend unter Druck – nicht wegen technischer Defizite, sondern wegen der polarisierenden Persönlichkeit seines CEO Elon Musk. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT), in der sich mehr als ein Drittel der befragten Flottenentscheider kritisch zur weiteren Nutzung von Tesla-Fahrzeugen äußert.

Wie stark ist der "Elon-Effekt" wirklich?

Laut des aktuellen DAT-Barometers sehen 35 Prozent der befragten deutschen Fuhrparkleiter Musks politische Aktivitäten als Grund, die Beschaffung von Tesla-Modellen grundsätzlich zu überdenken. Acht Prozent berichten sogar von Dienstwagenberechtigten, die ihre Teslas freiwillig zurückgeben wollen.

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung: Während 58 Prozent der Befragten ihre Entscheidungen unabhängig von Elon Musk treffen, veranlassen seine öffentlichen Aussagen dennoch immer mehr Unternehmen zu einem Umdenken.

"Die Marke Tesla erfährt derzeit eine neue Wahrnehmung im Markt", erklärt Martin Weiss, Leiter der Fahrzeugbewertung bei der DAT. Hinzu kommt, dass klassische Autobauer wie BMW, VW oder Mercedes technologisch aufholen – was den Wettbewerb verschärft.

Woran liegt der Rückgang der Tesla-Neuzulassungen?

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 sind die Tesla-Neuzulassungen in Deutschland um ganze 71 Prozent eingebrochen. DAT-Experte Weiss nennt mehrere Gründe dafür: Produktionsumstellungen, das angekündigte Facelift des Model Y – und möglicherweise auch das veränderte Marktumfeld.

Doch Branchenkenner sehen noch tiefere Ursachen. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Car-Instituts, analysiert: "Um den dramatischen Einbrüchen entgegenzuwirken, hätte man außer einem Facelift des Model Y mehr erwartet." In seiner aktuellen Rabattstudie kritisiert er Teslas Preispolitik als nicht wettbewerbsfähig.

Warum wird Tesla unattraktiver für Flottenmanager?

Tesla gewährt nach wie vor kaum Rabatte – und das trotz sinkender Nachfrage. Besonders bei Dienstwagen spielt jedoch nicht nur das Markenimage eine Rolle, sondern auch Preis-Leistungs-Verhältnis und Verfügbarkeit. Neue Modelle von Volkswagen, Skoda oder BMW gelten mittlerweile als technologisch ebenbürtig – bei attraktiveren Konditionen.

Dudenhöffer bringt es auf den Punkt: "Der Tesla-Hype ist Geschichte."

Ein potenzieller Herausforderer ist der chinesische Hersteller BYD, der kürzlich das schnellste Serienladesystem der Welt vorgestellt hat, das eine Reichweite von 100 Kilometern in nur fünf Minuten Ladezeit ermöglicht.

Folgen für den Gebrauchtwagenmarkt

Während sich der Stimmungswandel bei Flottenentscheidern bereits bemerkbar macht, ist am Gebrauchtwagenmarkt (noch) wenig davon zu sehen. Zwar zeigen sich leicht sinkende Restwerte bei Tesla-Modellen, doch laut DAT seien diese derzeit noch nicht direkt dem "Elon-Effekt" zuzuschreiben, sondern eher marktbedingten Faktoren.

Auch die Fahrzeugbörse Mobile.de bestätigt, dass sich gebrauchte Tesla-Fahrzeuge aktuell sogar schneller verkaufen – um durchschnittlich 12,9 Prozent zügiger als noch im November 2024. Doch wie lange bleibt das so?

Was Unternehmen jetzt beachten sollten

Für Flottenverantwortliche ergeben sich durch die veränderte Wahrnehmung der Marke Tesla neue Fragestellungen. Die folgende Liste gibt einen Überblick über zentrale Aspekte, die bei der Flottenplanung berücksichtigt werden sollten:

Wichtige Entscheidungsfaktoren für Fuhrparkmanager:innen:

  • Wie stark beeinflusst Elon Musks Image das Unternehmens-Branding?

  • Gibt es alternative Anbieter mit vergleichbaren E-Modellen?

  • Wie stabil ist der Wiederverkaufswert eines Tesla im Vergleich zur Konkurrenz?

  • Wie wirkt sich die Preisentwicklung auf die Leasingkalkulation aus?

  • Welche Marken genießen derzeit mehr Akzeptanz bei Dienstwagenberechtigten?

  • Inwiefern sind unternehmensinterne Werte mit dem Verhalten von Elon Musk vereinbar?

Ein Trend mit Signalwirkung

Der Rückzug aus Tesla-Flotten wird zum Symbol für eine neue Phase der Elektromobilität in Deutschland: rationale Bewertung statt Hype. Immer mehr Unternehmen setzen auf Hersteller, die nicht nur technologisch, sondern auch politisch und strategisch planbarer agieren.

Wie das Handelsblatt berichtet, dürfte der "Elon-Effekt" den Wandel in vielen Firmen noch beschleunigen – besonders in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Markenintegrität zunehmend unter Beobachtung stehen.

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