Deutschland nur Zaungast
Nord Stream 2: Trumps Gesandter soll neuen Deal einfädeln

| Redaktion 
| 02.03.2025

Wer die Macht hat, setzt sie ein: Nachdem Nord Stream 2 den letzten beiden US-Regierungen ein Dorn im Auge war, soll ein von Donald Trump gesandter Sonderbeauftragter derzeit über einen neuen Deal zur Erdgas-Pipeline verhandeln. Einstige Sorgen um ein deutsches Abhängigkeitsverhältnis sollen zerstreut werden, indem die Abhängigkeit nicht etwa Russland gilt – sondern den USA.

Am 26. September 2022 wurden die Pipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee durch mehrere Explosionen beschädigt. Während durch Nord Stream 1 zu diesem Zeitpunkt schon seit etwa einem Monat kein Erdgas aus Russland mehr nach Deutschland transportierte, wurde die zweite Pipeline (fertiggestellt im Dezember 2021) aufgrund politischer Spannungen gar nicht erst in Betrieb genommen.

Der Anschlag auf die deutsche Erdgasversorgung ging hoher Wahrscheinlichkeit nach von einer Gruppe Ukrainer aus, die zu diesem Zweck eine Segelyacht in Rostock gemietet haben. Die Regierung der Ukraine bestreitet, in irgendeiner Form in die Aktion involviert gewesen zu sein.

Nord Stream: Unter US-Aufsicht offenbar unbedenklich

Grundsätzlich ließen sich die insgesamt drei beschädigten Pipeline-Stränge reparieren. Und wie die Bild exklusiv berichtet, macht man sich insbesondere in den Vereinigten Staaten offenbar schon jetzt konkrete Gedanken um die Zeit danach: Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, soll von Präsident Donald Trump auf den Abschluss eines neuen Nord-Stream-Deals angesetzt worden sein.

Oft kommen Trump und sein Vorgänger Joe Biden nicht auf einen Nenner – gegen Nord Stream 2 hatten sie sich seinerzeit jedoch beide ausgesprochen. Fürsorglich fürchteten sie, dass sich die Bundesrepublik zu abhängig von russischem Gas (und weniger abhängig von amerikanischem Flüssigerdgas) machen könnte.

Diesem Umstand soll mit einer angeblich angedachten Vereinbarung Abhilfe geschafft werden: Russisches Gas würde durch Nord Stream 2 nach Mecklenburg-Vorpommern fließen, wie es ursprünglich geplant war. Als Zwischenhändler würden allerdings die USA in Erscheinung treten. Nord Stream 1 solle womöglich für grünen Wasserstoff aus Finnland reaktiviert werden.

"Beispiellose Kontrolle über die Energieversorgung Europas"

Die britische Financial Times stellt fest, dass sich Amerikaner dadurch "eine beispiellose Kontrolle über die Energieversorgung Europas verschaffen" würden. Wohlgemerkt will die US-Regierung nicht direkt beteiligt sein; stattdessen haben mehrere Finanzinvestoren ihr Interesse beim zuständigen Schweizer Insolvenzgericht bekundet. Durch die Inaktivität der Pipelines sind die Betreiberfirmen längst zahlungsunfähig. Eine Deadline, ehe der Zwangsverkauf der Röhren droht, liegt im Mai.

Wie die Bild in Erfahrung gebracht hat, reiste Richard Grenell mehrfach inoffiziell ins schweizerische Steinhausen im Kanton Zug, wo die Betreibergesellschaften hinter Nord Stream 2 ansässig sind. Grenell selbst dementiert die Treffen demnach, während die Bundesregierung bislang weder involviert noch informiert sein soll.

Der Deal wäre ein geopolitischer Coup für Trump, mit dem er Wladimir Putins Position sowohl stärken als auch stärker kontrollieren könnte. Neben den beteiligten US-Investoren würde Deutschland wirtschaftlich profitieren – von einem fehlenden Abhängigkeitsverhältnis könnte unter diesen Umständen jedoch ebenfalls kaum die Rede sein.

Dass die vermeintliche Wirtschaftsmacht Deutschland bei Verhandlungen bislang bestenfalls als Zaungast auftritt, liegt dabei nicht allein am egoistisch-erfolgsorientierten Mindset von Trump und Putin, sondern auch an Berlin.

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