Stellenabbau und Milliarden-Sparziel
Audi: Transformation mit Streikgefahr

| Redaktion 
| 27.02.2025

Am Donnerstag vermeldete Audi die Gründung einer neuen Organisationseinheit, die die erfolgreiche Transformation des Automobilherstellers beschleunigen soll. Mehr Effizienz und geringerer Kostenaufwand sind das Ziel – statt dem frisch ins Leben gerufenen Bereich sorgen in diesem Zusammenhang jedoch vor allem Angaben aus Unternehmenskreisen für Aufsehen, die die Sparpläne mit konkreten Zahlen versehen.

In Anbetracht von "verschärften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem erhöhten Wettbewerbsdruck" ist der Autohersteller Audi derzeit bemüht, den Konzern kostensenkend und effizienzsteigernd auszurichten. "Diese Neuaufstellung von Audi treiben wir entlang der Audi Agenda voran und machen das Unternehmen so zukunftsfähig", sagt CEO Gernot Döllner.

Zugunsten der Unternehmenstransformation will Audi alle dafür erforderlichen Steuerungsmaßnahmen zum 01. März in einer neuer Organisationseinheit zusammenführen. Döllner erklärt: "Im nächsten Schritt bündeln wir zentrale Funktionen im neuen Bereich Transformation, Consulting und Organisation. Das hilft uns, die Umsetzung unseres eingeschlagenen Wegs weiter zu beschleunigen."

Audi will bis zu neun Milliarden Euro sparen

Als Leiterin der Einheit fungiert Yvonne Bettkober, die ihre über 20-jährige Management-Erfahrung unter anderem bei Microsoft, Amazon Web Services oder der Volkswagen AG gesammelt hat.

"Die aktuellen Herausforderungen erfordern schnelles Handeln mit kurzen Entscheidungswegen", schildert Bettkober. "Ich freue mich darauf, mit meinen Erfahrungen dazu beizutragen, dass sich das Potenzial und die Power entfalten kann, die im Team Audi steckt."

Yvonne Bettkober wird Leiterin des neuen Bereichs Transformation, Consulting und Organisation (Bild: Audi AG)
Yvonne Bettkober wird Leiterin des neuen Bereichs Transformation, Consulting und Organisation (Bild: Audi AG)

Die Pressemitteilung aus Ingolstadt enthält keine weiteren Angaben zu konkreten Sparmaßnahmen. Diesbezüglich beruft sich das Handelsblatt am selben Tag allerdings auf Informationen aus Konzernkreisen, die Zahlen liefern: Bis 2030 möchte Audi demnach bis zu acht Milliarden Euro Material- und eine Milliarde Personalkosten pro Jahr einsparen.

Die finanziellen Aufwendungen für Mitarbeitende sollen durch Stellenabbau, Leistungsstreichungen und die Auslagerung von Dienstleistungen reduziert werden.

Renditeziel unrealistisch

Intern gehe man nicht mehr von dem einst ausgegeben Ziel aus, Audi langfristig wieder auf eine Rendite von bis zu 14 Prozent zu heben. "Für die Mitarbeiter ist es nicht gerade motivierend, wenn ständig Ziele ausgerufen werden, die nicht zu erreichen sind und am Ende kassiert werden müssen", wird eine Führungskraft zitiert.

Das Handelsblatt erinnert daran, dass Audi seine operative Umsatzrendite von 4,5 Prozent vor allem den erfolgreichen Sportwagen- beziehungsweise Luxuswagen-Töchtern Lamborghini und Bentley zu verdanken hat.

Wie schon Ende Januar berichtet gestaltet sich unter anderem das Geschäft in China und den Vereinigten Staaten schwierig für Audi. Der Konzern rechnet in den USA mit einem Umsatzrückgang von 13 Prozent; finale Zahlen werden die Mitte März geteilten Angaben zum vergangenen Geschäftsjahr 2024 enthalten. Auch die angedachten Zölle auf EU-Produkte versprechen zusätzliches Kopfzerbrechen.

Arbeitnehmer wollen verlängerte Beschäftigungssicherung

Ein anonymer Insider sagt dem Handelsblatt hinsichtlich der angepeilten Personalkosteneinsparung von einer Milliarde Euro: "Am Ende werden wir beim Personal wahrscheinlich auf die Hälfte der angestrebten Sparsumme kommen. Mehr machen die Arbeitnehmer nicht mit."

Für die Audi-Werke in Ingolstadt und Neckarsulm gilt noch bis 2029 eine Beschäftigungssicherung. Arbeitnehmer verlangen eine Verlängerung dieser Zusicherung; sie gilt als Voraussetzung für eine Einigung. Von den geplanten Streichungen sollen speziell Verwaltung, Vertrieb und die technische Entwicklung betroffen sein.

Wie "eine mit den Plänen befasste Person" zu Protokoll gibt, könnte es beim Ausbleiben einer Einigung zwischen Arbeitnehmervertretern und Audi - wie schon beim Mutterkonzern VW im vergangenen Jahr - zu Streiks gegen die eingeschlagenen Sparpläne der Konzernführung kommen.

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