Automatisierte Arbeitssuche
KI-Bot verschickte 1.000 Bewerbungen: Ein Selbstversuch und seine Grenzen

| Redaktion 
| 20.01.2025

Ein Arbeitssuchender hat einen KI-Bot programmiert, der den Bewerbungsprozess komplett automatisiert erledigt hat. Sein Experiment zeigt, wie schnell und wie solide die Technologie ihren Job erledigt hat – und wirft zugleich ethische Fragen auf.

Wie lassen sich Bewerbungsprozesse effizienter gestalten? Ein anonymer Nutzer aus dem Reddit-Forum "Get Employed" hat dafür eine eigene Lösung entwickelt: ein selbst programmierter KI-Bot. Dieser sollte die gesamte Bewerbungsarbeit übernehmen – von der Analyse der Stellenangebote bis zur Versendung individueller Unterlagen.

Der Bot erledigte nach den Aussagen des Arbeitssuchenden, der anonym bleiben möchte: die Auswertung von Stellenbeschreibungen, das Erstellen maßgeschneiderter Lebensläufe und Anschreiben, die Beantwortung spezifischer Fragen von Personalverantwortlichen und die automatische Versendung der Bewerbungen.

1.000 Bewerbungen, 50 Einladungen

Über Nacht verschickte die KI auf Basis der bereitgestellten Informationen 1.000 Bewerbungen an Unternehmen.

Das Ergebnis des Experiments war beeindruckend: Innerhalb eines Monats erhielt der Bewerber 50 Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Im Vergleich zu früheren Bewerbungsversuchen, bei denen er deutlich weniger Resonanz erfahren hatte, empfand er dies als Erfolg. "Das hat für mich einen erheblichen Unterschied gemacht", schrieb er. Der Bot habe ihm die Mühe abgenommen, die er vorher als ermüdend und frustrierend empfand.

Ein zwiespältiges Fazit

Trotz des Erfolgs zeigte sich der Nutzer selbstkritisch. In seinem Beitrag wies er auf die ethischen Herausforderungen hin, die durch die Automatisierung solcher Prozesse entstehen: "Wir stehen vor einem Paradoxon: Während wir versuchen, den Auswahlprozess zu optimieren, besteht die Gefahr, dass das menschliche Element abhandenkommt, das oft den Unterschied in einer Arbeitsumgebung ausmacht."

Am Ende kam der Bewerber zu dem Schluss, dass er den Einsatz eines solchen KI-Tools nicht wiederholen würde: "Der Bot wurde aus rein informativen Zwecken und aus persönlicher Neugier entwickelt. Aber aus offensichtlichen ethischen Gründen würde ich so etwas nicht noch einmal machen.“

Wie viel Automatisierung verträgt der Bewerbungsprozess?

Der Fall illustriert, wie KI Prozesse effizienter gestalten kann – und dabei doch neue Herausforderungen aufwirft. Insbesondere im sensiblen Bereich der Bewerbung, wo persönliche Motivation und Authentizität eine wichtige Rolle spielen, bleibt die Frage nach der richtigen Balance zwischen technischer Effizienz und menschlicher Individualität offen.

Das Experiment wirft schließlich auch grundsätzliche Fragen auf: Wie viel Automatisierung verträgt ein Prozess, der auf zwischenmenschlicher Interaktion basiert? Und wie können Unternehmen mit einer steigenden Zahl automatisierter Bewerbungen umgehen, ohne die wahren Qualitäten eines Kandidaten zu übersehen?

Die Antworten darauf sind noch offen – doch eines ist sicher: Künstliche Intelligenz wird den Arbeitsmarkt weiter verändern.

Christoph Stieg
Mindestens so interessant finde ich, wie viele Bots auf der Arbeitgeber-Seite aktiv waren. Also wie Viele der 950 Absagen und wie viele der 50 Einladungen wurden vollautomatisch von KI Bots erledigt ... gibt es dazu seitens dieses neugierigen Menschen (Danke, gut, dass er das gemacht hat) eine Einschätzung oder hat er Daten dazu?

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV