Freie Hand für Kreative
Popeye, Tim und Struppi oder "Singin' in the Rain" gehen in Public Domain über

| Redaktion 
| 05.01.2025

Die goldenen 1920er gehören endlich allen: Das Duke Center for the Study of the Public Domain feiert, dass sämtliche erdachten Werke des sagenumwobenen Jahrzehnts ab sofort vom amerikanischen Urheberrechtschutz befreit sind. Neben den ersten Inkarnationen von bekannten Figuren wie Popeye oder Tim und Struppi betrifft das nun auch einen Hemingway-Klassiker, die Handschuhe von Mickey Mouse oder Alfred Hitchcocks ersten Tonfilm.

Künstlerische Werke, die vor dem Jahr 1978 in den Vereinigten Staaten erstveröffentlicht wurden, unterliegen dort einem Urheberrechtsschutz von 95 Jahren. Das betrifft zum Beispiel Filme und die darin enthaltenen Figuren, Bücher oder auch musikalische Kompositionen samt ihrer Melodien und Texte – nicht jedoch Tonaufnahmen, die separat geschützt sind. Aktuell dürfen neuerdings etwa alle Recordings aus dem Jahre 1924 kopiert, geteilt oder nach Belieben weiterbearbeitet werden.

Nachdem wir im vergangenen Januar über die Gemeinfreiheit der ersten Inkarnation von Mickey Mouse berichtet haben, lohnt sich in diesem Jahr ein etwas breiterer Blick auf die Kreationen von 1929, die zu Beginn von 2025 in die Public Domain übergegangen sind.

Wie angedeutet dürfen die jeweilige Inhalte dadurch auch für kommerzielle Zwecke genutzt werden, die nicht im Einklang mit den Auslegungen der eigentlichen Schöpfer stehen. Beispiele sind etwa günstig produzierte Horrorstreifen wie "Winnie the Pooh: Blood and Honey" oder geplante Varianten mit einer mörderischen "Steamboat Willie"-Mickey Mouse.

Popeye: Zur Sicherheit noch ohne Spinat abbilden

Die womöglich bekannteste Ergänzung in diesem Jahr stellt Popeye dar, der 1929 erstmals im Thimble-Theatre-Comicstrip "Gobs of Work" von E. C. Segar zu sehen war. Wie bei anderen Figuren auch gilt zu bedenken, dass sie nur in der jeweiligen Variante in der Public Domain landen und später etablierte Looks oder Eigenschaften nicht automatisch inbegriffen sind.

Ausschnitt aus Popeyes erstem Auftritt (Bild: Public Domain)
Ausschnitt aus Popeyes erstem Auftritt (Bild: Public Domain)

So ist sich das Duke Center for the Study of the Public Domain selbst nicht vollends sicher, wie es sich zum Beispiel mit Popeyes charakteristischen Vorliebe für Spinat verhält: Erstmals hat der Seemann 1931 dessen stärkende Wirkung für sich entdeckt, sodass eine hypothetische und für dieses Jahr geplante Adaption eigentlich auf dieses Merkmal verzichten müsste.

Allerdings merken die Fachleute an, dass das Urheberrecht zum betreffenden Comic von 1931 zwischenzeitlich offenbar nicht erneuert wurde, weshalb auch der Spinat-Faktor bereits Public Domain sein könnte. Wer mit seinem Low-Budget-Slasher rund um einen spinatessenden Popeye rechtlich auf Nummer Sicher gehen will, wartet mit dem Release also am besten einfach noch zwei Jahre.

Mehr Mickey Mouse in der Public Domain

Auch Mickey Mouse legt nach dem vielbeachteten Gemeinfreiheits-Debüt im letzten Jahr ein rasches Comeback hin und übergibt der Öffentlichkeit gleich ein Dutzend neuer Filme. Darin spricht er seine ersten Worte und ist außerdem erstmals mit seinen weißen Handschuhen zu sehen, die der Public Domain im vergangenen Januar noch vorenthalten blieben.

Zusätzliche gezeichnete Prominenz ist in Form von Tintin, hierzulande besser bekannt unter Tim und Struppi, vertreten. Die Figuren von Hergé (Georges Remi) präsentierten sich der Weltöffentlichkeit in “Les Aventures de Tintin” im Magazin Le Petit Vingtième 1929 zum ersten Mal.

Abseits der Akteure von Animationsfilmen und Comics sind zum Jahresbeginn zahlreiche weitere bekannte Werke in die Public Domain gewandert. Ein ausführlicher Einblick ist beim Duke Center for the Study of the Public Domain selbst zu finden, während wir uns an dieser Stelle einige Highlights herauspicken:

  • The Hollywood Revue of 1929, ein früher Tonfilm, der gemäß des Namens eine Revue-Show aufgezeichnet hat. Der Streifen von Regisseur Charles Reiner enthält den bekannten Song "Singin’ in the Rain", dessen Komposition (Text von Arthur Freed, Musik von Nacio Herb Brown) ebenfalls gemeinfrei wird – nicht jedoch die im Film selbst zu hörende Fassung

  • Boléro, ein Orchesterstück des französischen Komponisten Maurice Ravel (ebenfalls nur Komposition)

  • In einem andern Land, ein Roman von Ernest Hemingway, der im Original "A Farewell to Arms" heißt

  • Blackmail, im deutschen Titel "Erpressung", der erste Tonfilm der späteren Regie-Legende Alfred Hitchcock

  • Briefe an einen jungen Dichter, die Briefsammlung von Rainer Maria Rilke

  • Die Büchse der Pandora, ein deutscher Stummfilm des österreichischen Regisseurs Georg Wilhelm Pabst

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