Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf Kinofilme, die mit großen Zielen angelaufen und letztlich deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.
Mit einem schlechten Sequel, einem unbeachteten Spin-Off und einer misslungenen Videospiel-Adaption sind die üblichen Verdächtigen vorhanden. Neben den dafür verantwortlichen Studios haben wir es gleich zweimal jedoch auch mit bekannten Einzelpersonen zu tun, die die Verwirklichung ihrer künstlerischen Träume im wahrsten Sinne des Wortes teuer bezahlt haben.
Joker: Folie à Deux
- Vertrieb: Warner Bros. Pictures
- Regie: Todd Phillips
- Verlust: Mindestens 150 Millionen US-Dollar
Unter der Regie von "Hangover"-Macher Todd Phillips hat sich "Joker" im Jahre 2019 als überraschend großer Erfolg erwiesen. Warner Bros. bescherte der Film bei einem vergleichsweise bescheidenen Budget von knapp 70 Millionen US-Dollar weltweite Einnahmen von über einer Milliarde US-Dollar, während Joaquin Phoenix für seine Darstellung des gebeutelten Arthur Fleck mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
Für den im Oktober 2024 angelaufenen Nachfolger "Joker: Folie à Deux" wurde das Produktionsbudget beinahe verdreifacht, das globale Einspielergebnis jedoch gefünftelt: Offensichtlich blieben zahlreiche Fans dem Nachfolger fern, der verstärkt auf Musical-Elemente setzt und in den Augen vieler Kritiker die Charakterentwicklung des ersten Teils zunichtemacht.
Das Branchenblatt Variety berichtete seinerzeit, dass Warner Bros. selbst den Break-Even-Point des Streifens bei 375 Millionen US-Dollar ansetzt. Angesichts weltweiter Kinoeinnahmen von 206 Millionen US-Dollar und enttäuschter Erwartungen scheint es sehr unwahrscheinlich, dass "Joker: Folie à Deux" diese Lücke durch die Heimkino-Auswertung schließen wird.
Vielleicht unverstanden, auf jeden Fall weitgehend ungesehen: "Megalopolis" mit Adam Driver und Nathalie Emmanuel (Bild: Lionsgate Films)
Megalopolis
- Vertrieb: Lionsgate Films
- Regie: Francis Ford Coppola
- Verlust: Mindestens 105 Millionen US-Dollar
Regie-Legende Francis Ford Coppola, unter anderem verantwortlich für die "Der Pate"-Trilogie oder "Apocalypse Now", ist mit der seit über 40 Jahren gehegten Idee für sein Magnum Opus so oft bei Filmstudios gescheitert, dass er sich schließlich zur Eigenfinanzierung von "Megalopolis" entschieden hat. Der inzwischen 85-jährige verkaufte dazu nennenswerte Teile seines Weinguts und trug mit 120 Millionen US-Dollar einen Großteil des Budgets persönlich bei.
Entsprechend hatte Coppola bei der Umsetzung völlig freie Hand. Ob das eine gute oder eine schlechte Sache war, ist subjektiv: Während sich Regisseure wie Oliver Stone, Guillermo del Toro oder Spike Lee begeistert von der Zukunftsvision einer von rivalisierenden Familien geführten Großstadt gezeigt haben, beklagten Kritiker zur Veröffentlichung im September die überladene und wirr erzählte Handlung.
Auch das Publikum fand keinen Zugang zu "Megalopolis", so dass das Herzenswerk von Francis Ford Coppola mit weltweiten Einnahmen von nicht einmal 14 Millionen US-Dollar kommerziell komplett unterging. Berichte über unangemessenes Verhalten von Coppola am Set und gefälschte Pressezitate in der Promo-Phase haben weiterhin dazu beigetragen, dass der vermutlich letzte große Film des Regisseurs eher unrühmlich in Erinnerung bleiben wird.
Auch die vereinten Bemühungen von John Cena und Henry Cavill konnten "Argylle" kommerziell nicht retten (Bild: Universal Pictures)
Argylle
- Vertrieb: Universal Pictures / Apple Original Films
- Regie: Matthew Vaughn
- Verlust: Mindestens 180 Millionen US-Dollar
Nicht weniger als 200 Millionen US-Dollar standen Matthew Vaughn zur Verfügung, um sein "Kingsman"-Filmuniversum mit dieser eigenständigen Agentenkomödie zu erweitern. Zum US-Kinostart von "Argylle" mutmaßte Variety, dass der Film allein anhand dieses Produktionsbudgets etwa 500 Millionen US-Dollar einnehmen müsste, um in die Profitabilität zu geraten.
Dazu ist es ganz und gar nicht gekommen: Trotz einer Starbesetzung mit Henry Cavill, Bryce Dallas Howard, Sam Rockwell, Bryan Cranston, Samuel L. Jackson, Dua Lipa oder John Cena spielte der Film weltweit lediglich etwas über 96 Millionen US-Dollar ein. Damit wird ihm die "Ehre" zuteil, mutmaßlich so viel Geld wie kein anderer Streifen im Jahre 2024 in den Sand gesetzt zu haben.
Wenige Filme haben sich ihr Scheitern 2024 so redlich verdient wie "Borderlands" (Bild: Leonine)
Borderlands
- Vertrieb: Lionsgate Films / Summit Entertainment
- Regie: Eli Roth
- Verlust: Mindestens 80 Millionen US-Dollar
Bei den Spielen der langlebigen "Borderlands"-Reihe handelt es sich um farbenfrohe Looter Shooter in einem futuristisch-fantastischen Universum, das von schießwütigen Schatzjägern und allerlei anderer skurriler Charaktere bevölkert wird. Mit dem verantwortlichen Entwicklerstudio Gearbox an Bord wurde eine prinzipiell durchaus naheliegende Verfilmung bereits 2015 angekündigt, die letztlich erst im August 2024 wirklich erschien – und nahezu alle Menschen mit Augen dürften sich inzwischen wünschen, dass es niemals dazu gekommen wäre.
Namhafte Fehlbesetzungen wie Jamie Lee Curtis, Cate Blanchett oder Kevin Hart haben unter der Regie von Eli Roth auf der Höhe der Corona-Beschränkungen gedreht, was man dem Film in nahezu jeder Sekunde ansieht.
Anders als das Budget von angeblich bis zu 120 Millionen US-Dollar, das das uninspirierte Science-Fiction-Abenteuer nicht ansatzweise wieder einspielen konnte: Knapp 33 Millionen US-Dollar wurde in den Kinos der Welt durch Tickets für "Borderlands" verdient, der sich schnell als eine der schlechtesten Gaming-Adaptionen aller Zeiten einen Namen machen konnte.
Wohin geht die Reise? Trotz erfolglosem ersten und verschobenem zweiten Kapitel will Kevin Costner seine vierteilige Western-Saga abschließen (Bild: Warner Bros. / Tobis Film)
Horizon: An American Saga – Chapter I
- Vertrieb: Warner Bros.
- Regie: Kevin Costner
- Verlust: Mindestens 60 Millionen US-Dollar
Eine verdiente Hollywood-Persönlichkeit investiert eine empfindliche Summe, um sich einen seit Jahrzehnten ausgemalten Filmtraum endlich zu erfüllen – und es geht nicht schon wieder um "Megalopolis": Kevin Costner hat rund 38 Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens eingebracht, um "Horizon: An American Saga" über insgesamt vier Filme erzählen zu können.
Als Hauptdarsteller, Regisseur, Produzent und Co-Autor des Drehbuchs hat er die ersten beiden Kapitel seines Western-Herzensprojekt back-to-back zu einem Budget von etwa 100 Millionen US-Dollar gedreht. Das weltweite Einspielergebnis des ersten Teils beläuft sich jedoch mehr oder weniger genau auf Costners eigenes Investment, woraufhin der Kinostart des bereits in Cannes gezeigten zweiten Kapitels auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.
Grundsätzlich gehört "Horizon: An American Saga" weder inhaltlich noch finanziell zu den allergrößten Flops des Jahres, zumal sich das investierte Budget durch eine erfolgreiche Auswertung von "Chapter II" zumindest rein theoretisch noch weiter rentieren könnte. Durch den persönlichen Einsatz von Costner, der sich im Zuge der Umsetzung zudem mit der erfolgreich laufenden TV-Serie "Yellowstone" überworfen hat, ist der Streifen trotzdem eine der nennenswerteren Kino-Niederlagen des Jahres.
Dishonorable Mentions
- Die verlustreichen Veröffentlichungen von Madame Web und Kraven the Hunter haben Sony endlich davon abgebracht, eigene Filme mit weniger bekannten Marvel-Figuren zu produzieren
- Das von Kritikern weitgehend verrissene Remake zu The Crow hat nicht einmal die Hälfte seines 50-Millionen-Dollar-Budgets wieder eingespielt
- Gleiches gilt für die von Scarlett Johansson und Channing Tatum angeführte Romantikkomödie Fly me to the Moon – mit dem Unterschied, dass sie knapp 100 Millionen US-Dollar gekostet hat
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