Die Krise der Industrie nimmt Gestalt an
Deindustrialisierung: Das Wirtschaftswort des Jahres 2024

| Redaktion 
| 15.12.2024

Das Wort "Deindustrialisierung" steht sinnbildlich für die wirtschaftlichen Herausforderungen des Jahres 2024. Die Jury des "Wirtschaftswort des Jahres" zeichnete den Begriff aus, der eine besorgniserregende Entwicklung beschreibt: Der Abbau industrieller Strukturen durch Insolvenzen, Arbeitsplatzverluste und Produktionsverlagerungen ins Ausland. Was bedeutet diese Entscheidung für Deutschland?

Ein langjähriger Trend erreicht den Höhepunkt

Schon in den letzten Jahren war der Begriff "Deindustrialisierung" in den Top-Rängen der Nominierungen zu finden. Doch 2024 hat der Prozess eine neue Dramatik erreicht. Belastungen wie hohe Energiekosten, zunehmende Bürokratie und unsichere geopolitische Rahmenbedingungen trieben zahlreiche Unternehmen dazu, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern oder den Betrieb gänzlich einzustellen.

Begleitet wird die Entwicklung von einer Debatte über die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Standort. Die Wirtschaft leidet unter einem "Transformationsstau", während Schlüsselindustrien wie die Automobilbranche, Chemie und Maschinenbau zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.

Wirtschaftspolitische Debatten im Fokus

Die Wahl des Wortes ist auch ein Signal: Wirtschaft, Politik und Gesellschaft müssen dringend gegensteuern. Neben "Deindustrialisierung" standen weitere Begriffe wie "Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz" und "Wirtschaftswende" auf der Shortlist. Letzteres deutet zumindest an, dass es Hoffnung auf neue wirtschaftliche Impulse gibt – wenn die Weichen rechtzeitig gestellt werden.

Prominente Jury setzt ein klares Zeichen

Seit 2020 kürt eine unabhängige Initiative das Wirtschaftswort des Jahres, um wirtschaftliche Trends und Herausforderungen greifbar zu machen. Die Auswahl für 2024 lag in den Händen einer hochkarätigen Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.

Unter den 26 Mitgliedern fanden sich namhafte Persönlichkeiten wie der Astronaut Prof. Dr. Ulrich Walter, die Publizistin Prof. Dr. Yasmin Weiß und der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel. Auch Medienvertreter wie Judith Rakers, Gordon Repinski (Politico) und Markus Niehaves (ZDF WiSo) sowie Unternehmerpersönlichkeiten wie Marie-Christine Ostermann (Die Familienunternehmer) und Thomas Hoppe (Die Jungen Unternehmer) waren vertreten. Ergänzt wurde die Jury durch bekannte Experten wie den Historiker Dr. Dr. Rainer Zitelmann, den Handwerkskammer-Präsidenten Jörg Dittrich, den Ökonomen Prof. Dr. Stefan Kooths (IfW Kiel) sowie Roland Tichy (Publizist).

Auch die Wahl 2024 unterstreicht die Bedeutung einer konstruktiven Auseinandersetzung mit Deutschlands Rolle als Industriestandort.

Ein Blick auf die Wort-Historie

Interessant ist die Entwicklung der prämierten Begriffe: Während 2023 "ChatGPT" als Sinnbild für technologische Innovation ausgezeichnet wurde, dominierte 2022 mit "Homeoffice" die Pandemie-Ära. Die Wahl 2024 markiert nun eine Zäsur – von Fortschritt und Flexibilität hin zu existenziellen Fragen der Wirtschaftspolitik.

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