Interview mit der Serviceplan-Direktorin
Katharina Mayer: "Es erfordert Mut, außerhalb der Norm zu denken"

Vor zehn Jahren gründete Katharina Mayer das Social Business Kuchentratsch, bei dem Senior:innen backen. Der Netto-Umsatz steigerte sich bis auf 800.000 Euro im Jahr 2021 – und dennoch musste die Gründerin Insolvenz anmelden. Heute ist Katharina Mayer Director Strategy & Sustainable Business bei Plan.Net unter dem Dach der Serviceplan Group. Mit LEADERSNET spricht sie über ihre Arbeit im Unternehmen, ihren Antrieb und die Vorstellung, noch einmal ein Startup zu gründen.

LEADERSNET: Seit September 2023 sind Sie in Ihrer aktuellen Rolle tätig. Wie fällt ihr Zwischenresümee aus? 

Katharina Mayer: Die Arbeit in einer so großen und dynamischen Struktur wie der Serviceplan Group ist eine unglaubliche Bereicherung. Es eröffnet mir die Möglichkeit, auf einer etablierten Infrastruktur aufzubauen und von einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven zu profitieren. Neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, war schon während meiner Zeit als Gründerin eine meiner größten Leidenschaften und ich schätze es sehr, dass ich auch hier den Raum habe, innovative Ideen voranzutreiben.

Die Serviceplan Group kombiniert die Exzellenz klassischer Kreation mit Media- und Tech-Expertise sowie Strategie und Beratung. Aus diesem integrierten Ansatz heraus entstehen immer wieder wegweisende, zukunftsorientierte Produkte – das begeistert mich jeden Tag aufs Neue.

LEADERSNET: Was ist Ihr größter Erfolg der letzten Monate? 

Katharina Mayer: In meiner Rolle habe ich in enger Zusammenarbeit in der Serviceplan Group zwei tolle Produkte im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsangebots "The Good Line" entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Eines davon adressiert die Barrierefreiheit im Internet – ein Thema, das immer noch viel zu wenig Beachtung findet. Da 90 Prozent aller Websites nicht barrierefrei sind, haben wir ein Produkt geschaffen, das Websites nach dem Standard AA auditiert und Barrieren systematisch beseitigt. Dieses Produkt schafft deutlich mehr Inklusion in der digitalen Infrastruktur, da fast acht Millionen Menschen in Deutschland eingeschränkt sind. 

Ein weiteres Produkt zielt auf die Reduktion von Marketingemissionen ab. Wir berechnen Social-Media-Emissionen nach CSRD-Standards und bieten Handlungsempfehlungen an, wie diese – in Abhängigkeit vom Marketingmix und den Performancezielen der Marke – um bis zu 40 Prozent reduziert werden können. Aktuell sind wir bereits mit einigen unserer Kunden in der Umsetzungsphase, was mich besonders stolz macht.

LEADERSNET: Wie sorgt man dafür, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Buzzword ist? 

Katharina Mayer: Indem man nicht nur darüber spricht, sondern konsequent umsetzt. Strategien sind wichtig, doch der tatsächliche Impact entsteht erst in der Umsetzung. Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren von einem Trendbegriff zu einem zentralen Handlungsfeld entwickelt. Unternehmen erkennen mehr und mehr, dass echte Veränderungen Arbeit erfordert – aber genau hier liegt die Chance, Glaubwürdigkeit und langfristigen Erfolg zu sichern. Nachhaltigkeit sollte kein dekoratives Aushängeschild sein, sondern ein integraler Bestandteil der Unternehmenskultur und Unternehmensentscheidungen.

LEADERSNET: Wie sieht eine nachhaltige Mediaplanung aus? 

Katharina Mayer: Zunächst geht es darum, die eigene Marke im Kontext von Nachhaltigkeit zu positionieren und klare Ziele zu definieren. Auf Unternehmensebene entwickelt sich die Kennzahl Emissionen immer mehr zum Steuerungstool. Wenn sich Unternehmen die Reduktion von Emissionen als Ziel setzen, betrifft das den gesamten Unternehmenskontext. Um dies zu erreichen, ist es essenziell, den eigenen CO₂-Ausstoß genau zu verstehen und messbar zu machen. Auch Marketing spielt im Kontext der Emissionen eine signifikante Rolle.

Auf dieser Basis lassen sich dann fundierte Entscheidungen treffen, die eine nachhaltige Mediaplanung ermöglichen. Mit einer datenbasierten und KPI-getriebenen Herangehensweise können Unternehmen Greenwashing vermeiden und glaubwürdige Ergebnisse erzielen. Mit dem Responsible Media Index zum Beispiel haben unsere Kolleg:innen von der Mediaplus Group zusammen mit IPG Mediabrands ein einheitliches und transparentes Bewertungssystem zur Auswahl nachhaltiger Mediaangebote speziell nach den von Werbekunden priorisierten ESG-Kriterien geschaffen.

Eine nachhaltige Mediaplanung fokussiert sich nicht nur auf eine Dimension, sondern versteht sich selbst im System und findet in diesem Kontext weitere Anknüpfungspunkte, um Nachhaltigkeit auf allen ESG-Ebenen zu fördern.

LEADERSNET: Welche Produkte und Dienstleistungen sind gefragt? 

Katharina Mayer: Zum einen braucht es verlässliche Messmethoden und Kennzahlen, die eine fundierte Selbstbewertung im Kontext von Nachhaltigkeit ermöglichen. Zum anderen sind Lösungen gefragt, die praktischen Know-how-Transfer mit konkreten Handlungsschritten kombinieren. Agenturen spielen hier eine Schlüsselrolle: Sie helfen Unternehmen dabei, ihre spezifischen Herausforderungen zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

 
 
 
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LEADERSNET: Wie schafft man Innovation? 

Katharina Mayer: Innovation entsteht, wenn wir bestehende Paradigmen hinterfragen, vermeintlich unzusammenhängende Puzzleteile erkennen und sie neu kombinieren. Es erfordert Mut, außerhalb der Norm zu denken - und Resilienz, da neue Ansätze auch scheitern können. Entscheidend ist, Experimente als Lernprozesse zu begreifen und aus Rückschlägen gestärkt hervorzugehen.

LEADERSNET: Können Sie Erfolgsbeispiele nennen? 

Katharina Mayer: Ein Beispiel ist die Gründung von Kuchentratsch, bei der wir traditionelle Backkunst mit E-Commerce kombiniert haben – eine Transformation, die eine klassische Branche in die Zukunft geführt hat. Ebenso spannend war es, Social Entrepreneurship in der Gesellschaft zu etablieren, indem wir klassische unternehmerische Ansätze mit NGO-Arbeit verknüpften. Innovation bedeutet oft, die Marktmöglichkeiten zu erkennen, bevor sie offensichtlich werden und trotz Gegenwind an Ideen festzuhalten.

LEADERSNET: Sie haben ihr besagtes Social Business namens Kuchentratsch 2014 gegründet. Welchen Startup-Spirit bringen Sie bei Serviceplan ein? 

Katharina Mayer: Die Serviceplan Group lebt Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken – Werte, mit denen ich mich stark identifiziere. Mein Startup-Background hilft mir, agil zu arbeiten und innovative Lösungen von der Ideenfindung bis zur Umsetzung voranzutreiben.

LEADERSNET: … und was lernen Sie von einem Unternehmen wie Serviceplan? 

Katharina Mayer: Von der Serviceplan Group lerne ich, wie Kommunikationsstrategien auf globaler Ebene funktionieren und wie man Projekte mit einer Vielzahl von Stakeholdern erfolgreich umsetzt. Besonders spannend finde ich die Zusammenarbeit in einer Agenturwelt, die Trends nicht nur erkennt, sondern auch prägt. 

LEADERSNET: Was treibt Sie an? 

Katharina Mayer: Meine unerschöpfliche Neugierde, Neues zu entdecken und mein Optimismus, dass wir gemeinsam Großes erreichen können.

LEADERSNET: Was ist Ihre Vision? 

Katharina Mayer: Menschen zusammenzubringen, sie zu befähigen und mit meiner Arbeit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten – auch das ist mein Antrieb.

 
 
 
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LEADERSNET: Mit "Seeds of personal growth" haben Sie vor Kurzem ein Workbook veröffentlicht. 

Katharina Mayer: "Seeds of Personal Growth" basiert auf Tools und Frameworks, die ich in meiner beruflichen Laufbahn kennengelernt habe. Diese Ansätze sind nicht nur im Unternehmenskontext hilfreich, sondern können auch im Privatleben enorme Wirkung entfalten. Mein Ziel ist es, Menschen einen praktischen Leitfaden an die Hand zu geben, mit dem sie ihre persönlichen Ziele effektiver erreichen können. Wenn wir als Individuen wachsen und wir uns als wirkungsvoll erfahren, profitiert auch unser Umfeld davon.

LEADERSNET: Wie wachsen und lernen Sie? 

Katharina Mayer: Kürzlich habe ich meinen Executive MBA in Oxford abgeschlossen – eine transformative Erfahrung, die mir auf beruflicher und persönlicher Ebene neue Perspektiven eröffnet hat. Doch auch im Alltag finde ich ständig Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln. Bücher sind dabei meine wichtigste Inspirationsquelle: Mit 40 bis 50 Büchern im Jahr entdecke ich jede Woche etwas Neues.

LEADERSNET: Können Sie sich vorstellen, noch einmal zu gründen?

Katharina Mayer: Definitiv. Die Entwicklung von Lösungen und die Freude am Unternehmertum sind tief in mir verankert. Dennoch finde ich es ebenso spannend, im Unternehmenskontext auf einer bestehenden Basis aufzubauen und Transformation aktiv mitzugestalten. Deutschland steht vor großen Herausforderungen, und ich freue mich, dazu beizutragen, Unternehmen für die Zukunft zu rüsten – sei es durch neue Geschäftsmodelle oder innovative Marketingstrategien.

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