Autoindustrie in der Krise
Mercedes will "äußerst konsequent" Milliarden sparen

| Redaktion 
| 21.11.2024

Wenig reiht sich dieser Tage so zuverlässig aneinander wie schlechte Nachrichten aus der deutschen Autoindustrie. Volkswagen, Audi, BMW, Porsche und auch Mercedes-Benz sahen sich im dritten Quartal mit dramatischen Umsatzeinbrüchen konfrontiert – und die Stuttgarter Traditionsschmiede will mit Maßnahmen zur Kostensenkung reagieren, die mehrere Milliarden Euro pro Jahr einsparen sollen. Auch bei Bosch und VW kriselt es weiter.

Am späten Donnerstagnachmittag behandeln die Mitteilungen des Tages im Newsroom von Mercedes-Benz eine neue App für die Apple Watch und den 40. Geburtstag der Baureihe 124. Bestimmendes Thema um den deutschen Autohersteller ist derzeit jedoch die Nachricht, dass Mercedes – wie schon Volkswagen – derzeit offenbar ein milliardenschweres Sparpaket schnürt, um der Branchenkrise standzuhalten.

"In den kommenden Jahren werden wir unsere Kosten um mehrere Milliarden Euro jährlich senken", hat eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage des Handelsblatts verkündet. Was genau die Pläne zur Kostensenkung beinhalten, wurde demnach zunächst offengelassen. Einsparungen bei den Fixkosten würden Mercedes eine gute Ausgangsposition verschaffen, von der aus man nun "unaufgeregt, aber äußerst konsequent" weitergehen wolle.

Beschäftigungssicherung zunächst nicht gefährdet

Der Bericht verweist darauf, dass der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten zufolge auch in einer Schalte zwischen Konzernspitze und oberem Management keine handfesten Details des Sparkurses erläutert worden sind. Allerdings soll die Beschäftigungssicherung bis Ende 2029, die für die meisten Mitarbeiter des traditionsreichen Unternehmens in Deutschland gilt, nach aktuellem Stand nicht zur Debatte stehen.

Wie bei Volkswagen, BMW, Audi oder Porsche ist auch der Mercedes-Umsatz im dritten Quartal dieses Jahres dramatisch eingebrochen und verschlechterte sich gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 1,72 Milliarden Euro.

Die Schieflage geht zu nennenswertem Anteil auf den chinesischen Markt zurück. Eine "volatile Wirtschaftslage", die die Mercedes-Unternehmenssprecherin allgemein als Grund für den nun notwendigen Sparkurs nennt, geht auch am dortigen Volk nicht spurlos vorbei: In der Vergangenheit waren in China vor allem hochpreisige Verbrenner-Modelle der Stuttgarter Autoschmiede gefragt, inzwischen setzt die Volksrepublik jedoch vermehrt auf Elektromobilität – und inländische Produzenten.

Verkürzte Arbeitszeiten bei Bosch

Unterdessen dokumentiert die Bild, dass der Donnerstag nicht nur für Mercedes-Benz mit unerfreulichen Zukunftsaussichten einherging: Der Technologiekonzern und Autozulieferer Bosch lässt "450 Beschäftigte an mehreren deutschen Standorten statt bisher 38 bis 40 nur noch 35 Stunden pro Woche arbeiten". Bei der Tochter Bosch Engineering gehen schon seit Oktober rund 2300 Angestellte drei Stunden weniger pro Woche zu Werke.

Bei Volkswagen wiederum droht die Gefahr, dass sich die Belegschaft demnächst auf eigene Weise mehr Gehör verschafft: Am Samstag, 30. November läuft die Frist für eine neue Einigung zwischen Konzern und Gewerkschaften ab – danach endet die sogenannte Friedenspflicht, womit Streiks möglich sind.

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