Sewing setzt strengere Homeoffice-Regeln durch
Deutsche Bank beschränkt Arbeit von zu Hause auf zwei Tage pro Woche

| Redaktion 
| 12.11.2024

Ab 2025 gelten für Beschäftigte der Deutschen Bank strengere Regeln für das Homeoffice. Einigen Finanzkreisen zufolge konnten sich Vorstandschef Christian Sewing und der Gesamtbetriebsrat auf eine neue Vereinbarung einigen, die Heimarbeit auf maximal zwei Tage pro Woche reduziert. Einmal im Jahr dürfen Angestellte außerdem einen Zwei-Wochen-Block von zu Hause aus arbeiten.

Diese Regelung wurde von Sewing angestrebt, um die Büropräsenz zu erhöhen – ein Schritt, mit dem er sich nun auch in Deutschland durchgesetzt hat, berichtet das Handelsblatt.

Vor allem für Managing Directors, die Führungsebene der Deutschen Bank, gelten noch striktere Vorgaben: Ihnen wird künftig nur ein Homeoffice-Tag pro Woche zugestanden. Die neue Regelung beschränkt sich nicht allein auf diese Obergrenze: Ausnahmen in dringenden Fällen – etwa bei einem Pflegefall – sind zwar vorgesehen, müssen jedoch von den Vorgesetzten genehmigt werden.

Flexibilität für bisherige Homeoffice-Nutzer

Für Angestellte, die bisher zu 60 Prozent von zu Hause arbeiteten, gilt im kommenden Jahr eine Übergangsregelung mit zwölf zusätzlichen flexiblen Homeoffice-Tagen, zusätzlich zum neuen Zwei-Wochen-Block. Ab 2026 sollen jedoch für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieselben Regelungen gelten. Das Zwei-Wochen-Fenster pro Jahr, das sich die Arbeitnehmerseite gesichert hat, gilt dem Medium zufolge auch für die Führungskräfte.

Die Bank sieht diese Regelung als Anpassung an globale Standards: "Die Deutsche Bank hat konstruktive Gespräche mit ihren Betriebsräten zum hybriden Arbeitsmodell in Deutschland geführt, um neue Betriebsvereinbarungen für alle Mitarbeitenden abzuschließen“, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage des Handelsblatts. Die Vereinbarungen in Deutschland sollen nun den globalen Vorgaben angepasst werden, welche die 40-Prozent-Grenze bereits direkt umsetzen.

Ausnahme Postbank: Fortsetzung der Verhandlungen

Nicht alle Standorte sind vom Gesamtbetriebsrat vertreten, etwa die Postbank-Filialen. Hier laufen noch Verhandlungen, und formell müssen die lokalen Betriebsräte der neuen Vereinbarung zustimmen. Es sei jedoch sehr wahrscheinlich, dass auch diese zustimmen werden. Sollte keine Einigung zustande kommen, könnte die Bank die individuellen Vereinbarungen zum Jahresende kündigen. Ohne Einigung gilt an diesen Standorten dann nur das allgemeine 40-Prozent-Homeoffice-Angebot, nicht jedoch die zusätzlichen Zwei-Wochen- und Zwölf-Tage-Regelungen.

Die Verschärfung der Homeoffice-Regelungen sorgt weiterhin für Unmut. Bereits zu Jahresbeginn stieß Sewings Vorstoß auf Widerstand. Bis dahin hatten mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter drei Tage pro Woche von zu Hause aus gearbeitet. Zahlreiche Kommentare im Intranet der Bank spiegelten Kritik wider – Mitarbeiter bemängelten die schrumpfende Bürofläche, die begrenzte Anzahl von Schreibtischen und die Herausforderung, dass Teams deutschlandweit verteilt sind und auch im Büro häufig nicht persönlich zusammenkommen.

Flexiblere Regelungen bei Konkurrenzinstituten

Andere deutsche Banken gehen deutlich flexibler mit dem Thema um: So verzichten die Commerzbank, die DZ Bank und die Landesbanken LBBW und BayernLB inzwischen auf pauschale Homeoffice-Quoten. Helaba und Aareal Bank hingegen gestatten ihren Beschäftigten maximal 50 Prozent Homeoffice.

In den USA hat sich die Finanzbranche bereits stärker auf Büropräsenz zurückbewegt, wobei vor allem große Wall-Street-Institute auf Anwesenheit setzen. Auch deutsche Unternehmen außerhalb der Bankenbranche folgen diesem Trend: Softwarekonzern SAP setzte seine Forderungen nach Präsenz vor Gericht gegen den Betriebsrat durch.

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