ifo Institut Konjunkturumfrage
Auftragsmangel in Deutschland erreicht neuen Höchststand seit 2009

| Redaktion 
| 11.11.2024

Die deutsche Wirtschaft leidet spürbar unter einer wachsenden Auftragsflaute. Der Anteil der Unternehmen, die von einem Mangel an Aufträgen berichten, steigt kontinuierlich – und erreicht nun den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2009. Welche Branchen besonders betroffen sind und welche Faktoren die Nachfrage dämpfen, zeigt eine aktuelle Umfrage des ifo Instituts.

Die jüngste Umfrage des ifo Instituts zeigt, dass der Auftragsmangel in der deutschen Industrie und im Dienstleistungssektor weiterhin zunimmt. Besonders Kernbranchen wie der Maschinenbau und die Logistik kämpfen mit deutlichen Rückgängen – eine Entwicklung, die Experten trotz vereinzelter Hoffnungssignale skeptisch stimmt.

Auftragseinbruch in der Industrie und bei Dienstleistungen

Die Zahl der Unternehmen im produzierenden Gewerbe, die über fehlende Aufträge berichten, ist im Oktober erneut gestiegen. Fast jedes zweite Industrieunternehmen (47,7 %) leidet unter Auftragsmangel. Besonders die Kernbranchen wie Maschinenbau, Metall- und Elektroindustrie spüren die rückläufige Nachfrage deutlich. "Der Mangel an Aufträgen hemmt weiterhin die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland", erklärt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Trotz einer leichten Verbesserung der Auftragsbestände im September sieht Wohlrabe hier nur verhaltenen Optimismus: "Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, bis die Bücher wieder voll sind."

Auch der Dienstleistungssektor bleibt nicht verschont. Der Anteil der Unternehmen, die über Auftragslücken klagen, stieg hier von 31,2 % im Juli auf 32,1 % im Oktober. Besonders stark betroffen sind Transport- und Logistikfirmen, die mit der schwachen Nachfrage der Industrie zu kämpfen haben.

Krise in Personalagenturen und Veranstaltungsbranche

Der Rückgang der industriellen Nachfrage beeinflusst auch den Arbeitsmarkt, insbesondere bei Personalagenturen. Rund zwei Drittel der Agenturen melden eine abnehmende Auftragslage, da der Bedarf an Leiharbeitern deutlich gesunken ist. Auch in der Veranstaltungsbranche sind die Aussichten düster. Dort berichtet knapp die Hälfte der Unternehmen (48,5 %) von einer schwachen Auftragslage – eine deutliche Zunahme gegenüber den 38,5 % im Juli. Wohlrabe merkt an: "Die Großereignisse haben sicherlich etwas Kaufkraft für kleinere Konzerte und Veranstaltungen abgezogen."

Hohe Nachfrage bei Beratern

Nicht alle Branchen sind von der Flaute betroffen: Rechts- und Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer verzeichnen nach wie vor eine hohe Nachfrage. Der wachsende Bürokratie- und Regulierungsaufwand sorgt in diesen Bereichen für volle Auftragsbücher.

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