Strategien gegen Choice Fatigue
Wie sich Netflix und Co. auf die richtige Geschmacksspur bringen lassen

| Redaktion 
| 07.11.2024

Die Qual der Wahl: Streamingdienste bieten mittlerweile eine so große Auswahl, dass Nutzer oft mehr Zeit mit dem Suchen als mit dem Schauen verbringen. "Choice Fatigue“ nennt sich das Phänomen, das immer mehr Nutzer überfordert. Nun reagieren die Anbieter – und auch die Zuschauer können einiges tun, um sich besser im Angebotsdschungel zurechtzufinden.

"Zwei an einem Tag" oder "Nobody wants this"? "Monsters" oder doch lieber "Jurassic World"? Die Zahl der Filme und Serien auf Streamingplattformen wächst stetig, und für viele Nutzer stellt sich die Frage, was sie aus dem riesigen Angebot eigentlich schauen sollen. Anstatt sich entspannt zurückzulehnen, verliert man sich leicht im endlosen Scrollen. Dann ist schnell einmal eine halbe Stunde verstrichen, in der man sich mehr oder weniger frustriert durch die Mediatheken der Streaming-Dienste scrollt. Die Folge: Choice Fatigue, eine "Entscheidungsmüdigkeit“, die es schwer macht, überhaupt noch eine Wahl zu treffen. Studien zeigen, dass übermäßige Optionen oft zu Stress und Unzufriedenheit führen.

Streaminganbieter haben das Problem erkannt und arbeiten an neuen Konzepten, um die Nutzung zu vereinfachen.

Kuratierte Inhalte und personalisierte Empfehlungen

Große Plattformen wie Netflix und Disney+ testen inzwischen verschiedene Ansätze, um den Entscheidungsprozess für ihre Nutzer zu vereinfachen. Netflix etwa bietet eine verbesserte Personalisierung an, die auf detaillierten Profilen basiert. Das Ziel: Inhalte noch gezielter auf den Geschmack des jeweiligen Nutzers auszurichten. Nutzer können sich eigene Profile anlegen, die nur bestimmte Genres zeigen, oder Empfehlungen blockieren, wenn diese wiederholt erscheinen.

Disney+ geht derweil einen Schritt weiter und bietet sogenannte "Streams“ an – kuratierte Sendeschleifen, die kontinuierlich themenbezogene Inhalte abspielen, wie zu Halloween oder beliebte Blockbuster. Dieses Konzept erinnert an das klassische Fernsehen, bei dem der Zuschauer keine Auswahl treffen muss, sondern sich einfach berieseln lassen kann.

Tipps für Nutzer: Profile pflegen und personalisierte Funktionen nutzen

Wer selbst aktiv werden möchte, kann einige einfache Schritte unternehmen, um die Empfehlungen zu verbessern. Mehrere Profile anlegen ist ein guter Start – besonders wenn das Konto von verschiedenen Personen genutzt wird. Für jede Stimmung oder Person kann ein eigenes Profil eingerichtet werden, was die Empfehlungs-Algorithmen gezielt anpassen lässt und Verwirrung vermeidet.

Den Verlauf bereinigen: Netflix bietet beispielsweise die Möglichkeit, den Verlauf zu bearbeiten und unerwünschte Titel daraus zu entfernen. So bleibt die Watchlist frei von Filmen und Serien, die den Algorithmus durcheinanderbringen. Auch Bewertungen können bei den meisten Diensten jederzeit geändert werden – was dafür sorgt, dass zukünftig relevantere Vorschläge auftauchen.

Bewertungen aktiv nutzen: Ähnlich wie auf sozialen Medien kann das einfache Bewerten von Inhalten die Algorithmen beeinflussen. Bei Netflix etwa lässt sich über den Daumen-hoch-Button ausdrücken, was gefallen hat, während die Doppel-Daumen-Funktion seit Kurzem Inhalte noch stärker priorisiert. Auch Amazon Prime und Disney+ setzen auf ähnliche Systeme, die mit einem einfachen Klick signalisieren, welche Filme und Serien von Interesse sind.

Genrecodes und Alternativplattformen 

Für detaillierte Suchen bieten Netflix und andere Anbieter versteckte "Genrecodes“, mit denen man gezielt auf bestimmte Genres zugreifen kann. Eine kurze Codeeingabe im Browser zeigt Subgenres wie Actionkomödien oder Dokumentationen an, die in den Apps oft nicht einfach zugänglich sind. Die Filter ermöglichen eine Feinjustierung, die den individuellen Geschmack besser trifft und das langwierige Scrollen reduziert.

Zusätzlich kann es sinnvoll sein, Alternativdienste wie JustWatch zu nutzen, die eine Übersicht über Verfügbarkeit und Preise bei verschiedenen Anbietern bieten. JustWatch zeigt nicht nur, wo ein Film oder eine Serie gestreamt werden kann, sondern informiert auch über Miet- und Kaufoptionen und sendet Benachrichtigungen, wenn Inhalte auf die favorisierten Plattformen kommen. So lassen sich wertvolle Empfehlungen auch abseits der großen Anbieter finden.

 

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