Zu viel Ego
Wie Narzissmus berühmten Managern zum Erfolg verhilft

Selbstgefällige Vorgesetzte sind für Mitarbeiter oft eine Qual. Doch Narzissten tun sich leichter, die Karriereleiter zu erklimmen – das haben Forscher herausgefunden. Sie halten sich für die Größten – und sind es oft auch. Wir zeigen Beispiele.

In den Chefetagen wimmelt es von Führungskräften, die alle anderen für Underperformer halten, die ständig den Ton angeben und sich selbst für unfehlbar halten. Diese narzisstischen Persönlichkeiten sind nicht nur extrem extrovertiert und dominant, sie wirken oft auch charmant und eloquent – und gerade diese Kombination macht sie nicht selten zu erfolgreichen Managern.

Narzissten scheinen das Zeug zum Chef zu haben, auch wenn die Wissenschaft hierzu widersprüchliche Ergebnisse liefert. Während einige Studien zeigen, dass sie ihre Mitarbeiter demotivieren und mit ihrer Risikobereitschaft zu tickenden Zeitbomben werden können, gibt es auch positive Seiten: Ihr Charisma, ihre Visionen und ihr Selbstbewusstsein können andere inspirieren und mitreißen. Eine Studie von Emily Grijalva von der University of Illinois zeigt, dass Narzissmus in Maßen sogar von Vorteil sein kann, wenn es um den Aufstieg in Führungspositionen geht.

Selbstgefällig, dominant, charmant - und toxisch

Eines der Ergebnisse der Studie von Grijalva und ihrem Team: Narzissten punkten vor allem mit ihrer Extrovertiertheit. In Vorstellungsgesprächen glänzen sie, weil sie sich selbstbewusst präsentieren und sich gerne ins Rampenlicht stellen. Außerdem glauben sie stets, dass sie die besten Chefs sind – egal, wie ihre Mitarbeiter sie bewerten.

Doch warum gelingt es narzisstischen Managern so häufig, an die Spitze großer Unternehmen zu gelangen? Ein Blick auf einige der erfolgreichsten Unternehmer der Welt zeigt, dass ihre narzisstischen Züge ihnen oft den Weg zum Erfolg geebnet haben:

Steve Jobs (Apple)

© MetalGearLiquid

Steve Jobs war bekannt für seine kompromisslose Vision und seinen Perfektionismus. Er verlangte extrem viel von seinen Mitarbeitern, konnte aber durch sein Charisma und seine Innovationskraft das Beste aus ihnen herausholen. Seine Fähigkeit, an seine Ideen zu glauben, auch wenn andere daran zweifelten, und seine absolute Überzeugung, immer den richtigen Weg zu gehen, machten ihn zu einer der einflussreichsten Figuren in der Tech-Welt. Seine Selbstgefälligkeit half ihm, bahnbrechende Produkte wie das iPhone und den Mac zu entwickeln.

Elon Musk (Tesla, SpaceX)

© James Duncan Davidson

Elon Musk zeigt starke narzisstische Züge, insbesondere in seiner Vision für die Zukunft und seiner unerschütterlichen Risikobereitschaft. Er setzt sich immer wieder ehrgeizige Ziele, die andere als unmöglich betrachten, und scheut nicht davor zurück, große Risiken einzugehen. Seine charismatische Art und sein Drang, die Welt zu verändern, haben ihn zu einem der erfolgreichsten Unternehmer unserer Zeit gemacht.

Jeff Bezos (Amazon)

© Instagram

Auch Jeff Bezos zeigt narzisstische Eigenschaften wie extremen Ehrgeiz und Wettbewerbsorientierung. Er setzte sich große, langfristige Ziele und scheute nicht davor zurück, Amazon von einem einfachen Online-Buchhändler zu einem der mächtigsten Konzerne der Welt zu entwickeln. Seine Dominanz und sein Wunsch nach Kontrolle haben ihm geholfen, Amazon effizient und skalierbar zu machen.

Larry Ellison (Oracle)

Larry Ellison verkörpert den typischen narzisstischen Manager. Seine Selbstsicherheit und sein Drang, immer die Nummer eins zu sein, halfen Oracle, sich als führendes Unternehmen im Bereich der Datenbanktechnologie zu etablieren. Seine Risikobereitschaft und sein ständiges Streben nach Erfolg trieben Oracle voran.

Richard Branson (Virgin Group)

Richard Branson zeigt die charismatischen und abenteuerlichen Seiten des Narzissmus. Er liebt es, im Rampenlicht zu stehen, und scheut nicht davor zurück, große Risiken einzugehen. Bransons Persönlichkeit ist ein wichtiger Bestandteil seiner Marke, und seine Bereitschaft, sich selbst als Marke zu inszenieren, hat Virgin in zahlreiche verschiedene Branchen geführt.

Der ideale Chef: Ein bisschen Narzissmus, aber in Maßen

Studien wie die von Emily Grijalva zeigen, dass Narzissmus zwar hilfreich sein kann, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Der Erfolg als Führungskraft scheint einer umgekehrten U-Kurve zu folgen: Ein moderates Maß an Narzissmus kann den Aufstieg beflügeln, doch zu viel davon kann destruktiv sein. Narzissten haben das Potenzial, Unternehmen durch ihre Vision und ihr Charisma zu führen, aber wenn sie zu dominant oder selbstgefällig werden, können sie ihre Teams demotivieren oder riskante Entscheidungen treffen, die den Erfolg gefährden.

Letztlich ist der "ideale Chef" wohl jemand, der von beidem etwas hat: narzisstische Züge, aber auch die Fähigkeit, sich zurückzunehmen und auf andere zu hören. Ein gewisses Maß an Narzissmus ist also nicht nur förderlich, sondern oft entscheidend für den Erfolg – wenn es im richtigen Verhältnis vorhanden ist.

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