Auftakt zur Frankfurter Buchmesse 2024
Martina Hefter gewinnt den Deutschen Buchpreis 2024 für ihren Roman "Hey, guten Morgen, wie geht es dir?"

| Redaktion 
| 14.10.2024

Der Deutsche Buchpreis 2024 geht an Martina Hefter für ihren Roman "Hey, guten Morgen, wie geht es dir?“ (Klett-Cotta). Die Leipziger Autorin erhielt die begehrte Auszeichnung im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Kaisersaal des Frankfurter Römers. Damit wird Hefters einfühlsame und eindringliche Geschichte über die prekäre Existenz einer Performance-Künstlerin und deren Internet-Beziehung zu einem nigerianischen Love-Scammer gewürdigt.

Die Jury lobt die kluge Choreografie des Romans

In ihrer Begründung hebt die Jury hervor: "Die Protagonistin in Martina Hefters ‚Hey guten Morgen, wie geht es dir?‘ ist Mitte 50, führt ein prekäres Leben als Performance-Künstlerin in Leipzig und pflegt ihren MS-kranken Mann. In schlaflosen Nächten chattet sie mit einem nigerianischen Liebesschwindler, der es auf ihr Geld abgesehen hat. Es stellt sich die Frage, wer hier wen ausbeutet – und was passiert, wenn wider Erwarten die Grenzen zwischen digitalem Spiel und realer Zuneigung verschwimmen. Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung. Von all dem erzählt Martina Hefter in ihrem klug choreografierten Roman, der eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt."

Martina Hefter zeigte sich bei der Preisverleihung überwältigt. In ihrer emotionalen Dankesrede erinnerte sie an ihre verstorbenen Eltern, die all ihre "Verrücktheiten“ stets mitgetragen hätten, und sprach ihrer Familie ihren tiefen Dank aus. Gleichzeitig nutzte Hefter die Bühne, um eindringlich vor einem erstarkenden Rechtsextremismus zu warnen.

Hefters Werk besticht durch die Verbindung von digitaler Realität und existenziellen Fragen des menschlichen Lebens. Mit feinem Gespür für die psychologischen Tiefen ihrer Figuren entfaltet sie eine packende Erzählung, die von Vertrauen, Täuschung und den Unwägbarkeiten des digitalen Zeitalters geprägt ist. Ihr Roman zeigt die Einsamkeit und Verletzlichkeit der Protagonistin, aber auch die Hoffnung auf menschliche Verbindung, trotz aller Täuschung.

20 Jahre Deutscher Buchpreis: Ein Spiegel der Literatur

Zum 20. Mal zeichnet der Deutsche Buchpreis den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Seit seiner Gründung bietet der Preis eine wichtige Orientierung in der Literaturlandschaft und fördert die Sichtbarkeit von Büchern und Autor*innen.

„Seit 20 Jahren gibt der Deutsche Buchpreis Orientierung, weckt Leselust und spiegelt aktuelle und aufkommende Themen und Trends. Damals wie heute fördert er die Buchbegeisterung und schafft Aufmerksamkeit für das Medium Buch. Die größte Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten bietet die Literatur selbst, die Perspektiven und Stimmen, die durch sie sichtbar werden,“ erklärte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Für die Auszeichnung wurden in diesem Jahr 196 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Die Jury wählte zunächst eine Longlist mit 20 Titeln, aus denen sechs Finalistinnen hervorgingen. Neben Martina Hefter standen folgende Autorinnen auf der Shortlist:

  • Maren Kames: "Hasenprosa“ (Suhrkamp)
  • Clemens Meyer: "Die Projektoren“ (S. Fischer)
  • Ronya Othmann: "Vierundsiebzig“ (Rowohlt)
  • Markus Thielemann: "Von Norden rollt ein Donner“ (C.H.Beck)
  • Iris Wolff: "Lichtungen“ (Klett-Cotta)
  • Martina Hefter erhält für ihren Sieg ein Preisgeld von 25.000 Euro, während die fünf weiteren Nominierten jeweils mit 2500 Euro ausgezeichnet werden.

Eine festliche Preisverleihung im Kaisersaal des Frankfurter Römers

Die Preisverleihung, die traditionell am Vorabend der Frankfurter Buchmesse stattfindet, wurde in diesem Jahr erneut zum glanzvollen Auftakt der größten Buchmesse der Welt. Moderiert von der TV-Journalistin Julia Westlake, war die Verleihung einmal mehr ein Highlight im Kulturkalender. Neben den nominierten Autor*innen nahmen zahlreiche prominente Gäste der Literaturbranche, darunter die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Ina Hartwig, und die Jury-Mitglieder, an der Veranstaltung teil. Erstmals wurde die Verleihung auch in Deutscher Gebärdensprache (DGS) live übertragen, was das Engagement für Inklusion unterstrich.

Hauptförderer und Partner des Deutschen Buchpreises

Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben und von der Deutschen Bank Stiftung gefördert. Weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt die Medienarbeit des Deutschen Buchpreises im In- und Ausland.

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