Online-Modehändler heben Prognosen an
Optimistische Zeiten bei Zalando und About You

| Redaktion 
| 13.10.2024

Deutschlands führende Online-Modehändler Zalando und About You zeigen sich wieder optimistisch. Nach einer Phase der Unsicherheit melden beide Unternehmen steigende Kundenzahlen und angehobene Prognosen. Besonders About-You-Chef Tarek Müller sieht Licht am Ende des Tunnels.

Die vergangenen Monate waren für den Online-Handel eine Herausforderung. Steigende Inflation und ein starker Wettbewerbsdruck, insbesondere durch asiatische Billiganbieter wie Temu und Shein, hatten den Markt stark belastet. Doch diese Phase scheint nun überwunden zu sein. "Ich bin aktuell zuversichtlicher denn je, dass wir die Talsohle durchschritten haben", sagte Tarek Müller, Mitbegründer und CEO von About You, in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.

Müller führt die optimistische Haltung auf drei wesentliche Faktoren zurück: Erstens wächst der E-Commerce-Sektor wieder, nachdem viele Kunden während der Corona-Pandemie vorübergehend verstärkt stationäre Geschäfte aufgesucht hatten. Zweitens zeigt sich die Verbraucherstimmung leicht verbessert, was auf ein höheres Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung hinweist. Drittens entspannt sich die Wettbewerbssituation allmählich. "Wir sehen, dass es unseren asiatischen Wettbewerbern schwerfällt, Kunden langfristig zu binden", so Müller weiter.

Insbesondere Temu und Shein hatten in der Vergangenheit mit aggressiven Marketingkampagnen und Direktlieferungen aus Fabriken den etablierten Modehändlern Marktanteile abgenommen. Doch deren Markteintritt, der ursprünglich große Unsicherheit ausgelöst hatte, wird nun weniger bedrohlich wahrgenommen, da es den Billiganbietern schwerer fällt, Kunden zu halten.

Neue Strategien: Fabrikverkauf und Direktlieferungen

Um den gestiegenen Konkurrenzdruck zu bewältigen, setzen Zalando und About You auf innovative Ansätze. Besonders About You plant ab 2025, Direktlieferungen aus Fabriken anzubieten, was an das Erfolgsmodell von Temu erinnert. Ursprünglich war der Start bereits für 2024 geplant, doch nun wurde das Vorhaben um ein Jahr verschoben. "Der Fabrikverkauf wird voraussichtlich nur einen kleinen Teil des Umsatzes ausmachen, aber er gibt uns die Möglichkeit, uns weiter zu diversifizieren", erklärte Müller.

Ein entscheidender Meilenstein für diese Strategie war die kürzlich erteilte Zahlungsdiensterlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Mit dieser regulatorischen Genehmigung kann About You das Marktplatzmodell weiter ausbauen und skalieren. Auch wenn die Umsatzeffekte zu Beginn eher gering ausfallen dürften, sieht Müller hierin einen wichtigen Schritt für das künftige Wachstum des Unternehmens.

Zalando hingegen profitiert bereits von einem starken Start in die Herbst- und Wintersaison 2024. Der Berliner Modehändler überschritt im dritten Quartal die Marke von 50 Millionen aktiven Kunden. Diese Entwicklung zeigt, dass Zalando seinen Kurs der letzten Quartale erfolgreich korrigieren konnte. Besonders durch eine Reduzierung der Preiskämpfe und eine stärkere Fokussierung auf Profitabilität gelang es dem Unternehmen, die Kundenzahlen stabil zu halten und zu steigern.

Positive Ausblicke: Umsatz- und Gewinnprognosen steigen

Die verbesserten Kundenzahlen und die positive Stimmung im Markt schlagen sich auch in den Finanzprognosen nieder. Zalando erwartet nun für das Gesamtjahr 2024 ein Umsatzwachstum von zwei bis fünf Prozent, was die neue Prognose auf bis zu 10,7 Milliarden Euro anhebt. Auch beim bereinigten Betriebsergebnis (EBIT) zeigt sich Zalando zuversichtlicher: Statt der bisherigen Spanne von 380 bis 450 Millionen Euro rechnet das Unternehmen nun mit einem EBIT von 440 bis 480 Millionen Euro.

Auch About You konnte seine Kundenzahlen stabilisieren und erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein bereinigtes EBITDA von 15 bis 35 Millionen Euro. Die verbesserte Kostendisziplin und weniger Rabatte treiben diese positive Entwicklung voran. Analysten sehen in der Korrektur der Prognosen einen Wendepunkt, der auf lange Sicht die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken dürfte.

Beide Unternehmen setzen darauf, die aktuellen positiven Trends zu nutzen, um ihre Position im hart umkämpften Online-Modehandel weiter auszubauen. Dabei wollen sie nicht nur die Anzahl der Kunden steigern, sondern auch den durchschnittlichen Bestellwert erhöhen, was bereits erste Erfolge zeigt.

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