Minus trotz Rekordjahr
Deutsches Fußballmuseum: Große Momente, große Verluste

| Redaktion 
| 12.09.2024

Die Begegnungsstätte für Sportbegeisterte direkt am Dortmunder Hauptbahnhof erfreut sich wachsender Beliebtheit: Rekordzahlen aus dem Vorjahr konnten auf den Schwingen der Europameisterschaft noch einmal deutlich überboten werden. Nichtsdestotrotz schreibt das Museum seit Jahren siebenstellige Verluste, für die primär die Stadt Dortmund aufkommt.

Rund 1600 Exponate und 25 Stunden Filmmaterial gehören zu den Zutaten, die einen Besuch im Deutschen Fußballmuseum vor allem für historisch interessierte Fans zum einnehmenden Erlebnis machen. Vom Wunder von Bern über Bierhoffs Golden Goal und das Sommermärchen bis zum letzten großen Triumph am Zuckerhut zeichnet das 2015 eröffnete Haus die Geschichte des Volkssports direkt am Dortmunder Bahnhof lebhaft nach.

Bereits Mitte Juli freute man sich seitens des Fußballmuseums über das bislang erfolgreichste Halbjahr in der Geschichte des Hauses, gekennzeichnet etwa durch 40 Prozent mehr Besucher sowie deutlich mehr Umsätze im Ticketing (52 Prozent) und Merchandise (stolze 236 Prozent) als im Vorjahr.

Museum ist beliebte Begegnungsstätte

"Die Zahlen sind großartig", zeigte sich Manuel Neukirchner, Direktor Deutsches Fußballmuseum, seinerzeit zufrieden. "Noch wichtiger sind aber die Begegnungen der Menschen, die dahinterstehen. Das EM-Motto United by Football wurde im Deutschen Fußballmuseum eingelöst. Hier sind sich Menschen aus ganz Europa begegnet, haben miteinander den Fußball und das Leben gefeiert, waren dabei immer fröhlich, immer friedlich. Das ist es, was wir alle gemeinsam bewahren sollten."

Dass Dortmund in diesem Sommer einer von zehn Austragungsorten der Europameisterschaft war, hat sich in der Tat bemerkbar gemacht. Zwischen Mitte Juni und Mitte Juli waren etwa 40.000 Besucher zugegen, wobei vor dem Gruppenspiel zwischen Frankreich und Polen sogar ein individueller Bestwert festgelegt wurde: Nie zuvor fanden 2715 Menschen an einem normalen Öffnungstag den Weg ins Fußballmuseum.

Dortmund schultert Großteil der Verluste

Dieser Zuspruch macht sich bezahlt, denn das Deutsche Fußballmuseum könnte am Ende des Jahres mit einem über 300.000 Euro schweren Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr dastehen. Allerdings gilt es dieses dringend in Relation zu setzen: Wie die Ruhr Nachrichten zusammenfassen, beliefen sich die Verluste des Museums 2023 auf rund 2,293 Millionen Euro. Für dieses Jahr geht man dagegen lediglich von einem 1,944-Millionen-Euro Minus aus.

Im Inneren wird selbstverständlich auch das Wunder von Bern gewürdigt (Bild: DFM / Kobow)

Die Stadt Dortmund und die DFB-Stiftung halten jeweils 50 Prozent am Deutschen Fußballmuseum. Ein damals aufgesetzter Konsortialvertrag regelt, dass die DFB-Stiftung maximal 250.000 Euro an entstandenen Verlusten übernimmt – im Gegenzug trug sie einst einen größeren Teil zum Bau des Museums bei.

Dementsprechend sorgt der Betrieb vor allem bei der Stadt für rote Zahlen: Nach Abzug des DFB-Anteils stehen hier 2,043 Millionen Euro für 2023 und voraussichtlich 1,694 Millionen für dieses Jahr geschrieben.

Kosten auch künftig schwer kalkulierbar

Wie sich T-Online erinnert, kam die umstrittene Vereinbarung vor fünf Jahren erstmals zum Zuge und sorgte in der Vergangenheit bereits für Kritik vom Bund der Steuerzahler. Dabei wurde insbesondere vor unkalkulierbaren Kosten gewarnt. Gleichzeitig gilt zu bedenken, dass ein beträchtlicher Teil der Museen in Deutschland nicht auf Profit ausgerichtet ist, weswegen weniger strenge Maßstäbe als an ein klassisches Unternehmen anzulegen sind.

Ohne EM-Bonus scheint es für 2025 jedoch nicht allzu wahrscheinlich, dass das Deutsche Fußballmuseum seine wirtschaftliche Bilanz aus diesem Jahr verbessert oder auch nur hält – eine umso intensivere Diskussion darüber, welchen Wert man dem Andenken beimessen kann und möchte, wäre mittelfristig wohl unausweichlich.

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