Suchverhalten am Smartphone
Bye bye Google: Gen Z sucht lieber auf TikTok

| Redaktion 
| 11.09.2024

Das Verb "googeln“ steht seit fast zwei Jahrzehnten im Duden und ist fest im Sprachgebrauch verankert - zumindest innerhalb einer gewissen Altersschicht. Bei der Generation Z verschwindet es allerdings zunehmend aus dem Vokabular. Was bedeutet das für Google?

Seit 2004 ist "googeln“ offiziell Teil der deutschen Sprache. Damals nahm der Duden das Verb auf und definierte es zunächst als "im Internet, besonders in Google suchen“. Nach Druck durch das Unternehmen selbst wurde die Formulierung 2006 auf "mit Google im Internet suchen“ geändert, um den Markenschutz von Google zu wahren. Für den Konzern war das ein wichtiger Schritt, um sich sprachlich zu etablieren – und ein Symbol seiner dominanten Stellung in der digitalen Welt.

Während ältere Internetnutzer das Verb "googeln“ weiterhin verwenden, scheint die junge Generation inzwischen jedoch andere Wege zu gehen. Eine Untersuchung des Analyseunternehmens Bernstein Research zeigt, dass "googeln“ bei der Generation Z – also den zwischen 1997 und 2012 Geborenen – kaum noch Verwendung findet. Stattdessen wird schlicht "suchen“ gesagt.

Neues Suchverhalten: TikTok statt Google

"Generation Z und auch die nachfolgende Generation Alpha nutzen 'Google' kaum noch als Verb“, heißt es in der Analyse von Bernstein Research. Diese Veränderung im Sprachgebrauch lässt sich möglicherweise durch die zunehmende Nutzung von Smartphones und Apps erklären, die den Zugang zu Informationen verändert haben. Wer mit dem Smartphone aufgewachsen ist, sucht nicht mehr primär über Desktop-Browser, sondern über Apps – und diese kommen längst nicht immer von Google.

Die Zahlen untermauern den Trend: Einer Studie von Reddit zufolge, die in Zusammenarbeit mit GWI und weiteren Partnern durchgeführt wurde, sucht die Generation Z vermehrt auf sozialen Plattformen nach Informationen. Besonders TikTok spielt hier eine zentrale Rolle. Untersuchung von Axios nach nutzen 46 Prozent der 18- bis 24-Jährigen noch Google für ihre Websuchen, während 21 Prozent direkt auf TikTok nach Antworten stöbern. Ein kleinerer Teil greift auf YouTube zurück.

Die Präferenz für Plattformen wie TikTok hat Folgen: Statt auf textbasierte Trefferlisten setzt die Generation Z zunehmend auf visuelle Inhalte und Empfehlungen durch Influencer. So werden etwa Restaurant-Tipps oder Produktempfehlungen direkt über Videos konsumiert.

Was der Verlust des Verbs für Google bedeutet

Für Google könnte diese Entwicklung langfristig problematisch werden. Das Verb "googeln“ ist nicht nur ein Zeichen für die kulturelle Relevanz des Unternehmens, sondern unterstreicht auch dessen Vormachtstellung in der Online-Suche. "Wenn ein Unternehmen kein Verb mehr ist, verliert es an Allgegenwärtigkeit“, warnt Bernstein Research. Es droht ein ähnliches Schicksal wie Yahoo, dessen früherer Werbeslogan "Do you Yahoo?“ heute nur noch ein Relikt ist.

Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass Google in absehbarer Zeit seinen Platz als führende Suchmaschine verliert. Dafür ist der Konzern zu breit aufgestellt. Neben der Websuche ist Google auch im Betriebssystemgeschäft führend – Android ist das meistgenutzte System seiner Art weltweit. Und um im Internet zu surfen, greift die Generation Z weiterhin auf Smartphones zurück, auf denen Android häufig vorinstalliert ist.

Dennoch zeigt sich, dass der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Nutzer intensiver wird. Google steht unter Druck, sich an veränderte Nutzungsgewohnheiten anzupassen, um seine führende Rolle zu verteidigen. Die zentrale Frage bleibt, ob es dem Unternehmen gelingt, in einer Welt, in der soziale Netzwerke und visuelle Inhalte immer wichtiger werden, weiterhin eine dominante Rolle zu spielen.

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