Der Wiesn-Wirt im Interview
Michael Käfer: "Das Oktoberfest ist ein unschätzbares Instrument für die Imagebildung"

| Dagmar Zimmermann 
| 09.09.2024

O’zapft is – heißt es in knapp zwei Wochen auf dem Münchener Oktoberfest. Einer der bekanntesten Wiesn-Wirte ist Michael Käfer. Im Gespräch mit LEADERSNET erläutert er die Bierpreise, erklärt, warum sich VIP-Gäste bei ihm besonders wohlfühlen, und beleuchtet, inwiefern das größte Volksfest der Welt der Marke "Feinkost Käfer" zugutekommt.

LEADERSNET: Das Oktoberfest 2024 startet in wenigen Tagen: Was erwarten Sie sich?

Michael Käfer: Ich erwarte mir eine traumhafte Wiesn, zumindest deuten die Buchungen und die spürbare Vorfreude unserer Gäste darauf hin. Die Stammkunden, denen wir immer bereits im Frühjahr ihren Tisch vom Vorjahr wieder anbieten, haben so gut wie alle bestätigt. Darüber hinaus haben wir so viele Anfragen wie lange nicht mehr und sind selbst mittags und nachmittags im Haus komplett ausgebucht. Wenn jetzt noch das Wetter mitspielt und dadurch die Stimmung auch im Garten toll ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

LEADERSNET: Welche Trends gibt es in diesem Jahr?

Michael Käfer: Auf der Wiesn von Trends zu sprechen, ist immer ein bisschen schwierig, und manches, wie etwa der Wiesn-Hit, kristallisiert sich erst während der 16 Tage heraus. Klar ist, dass das Oktoberfest auch dieses Jahr noch hochwertiger wird, was immer ein Anliegen aller daran Beteiligter ist. Wir setzen in diesem Jahr bei unserer Speisekarte auf das Motto "Grüezi Schwiiz – Habe die Ehre Bayern", wofür unser Küchenchef einige Schweizer Traditionsgerichte wie Bündner Gerstensuppe, Zürcher Geschnetzeltes oder einen Käseigel unter unsere beliebten Wiesn-Klassiker gemischt hat.

LEADERSNET: Die Wiesn-Schänke ist dafür bekannt, dass sich viele Prominente treffen. Woran liegt das? Warum hat sich das über die Jahre so entwickelt?

Michael Käfer: Das hatte immer hauptsächlich mit der speziellen Architektur des alten Bauernhauses, unserer relativ geringen Größe und der Wertigkeit der Gastronomie zu tun. Mein Vater hat die Käfer Wiesn-Schänke 1971 von Anfang an als Restaurant konzipiert, mit dem er die Stammkundschaft aus unserem Betrieb in der Prinzregentenstraße für die Wiesn begeistern wollte. Damals haben die anderen Zelte noch fast ausschließlich Hendl und Brezen an schlichten Biertischen angeboten, bei uns hingegen gab es Rehrücken und andere hochwertige Speisen im Ambiente des rustikal dekorierten Holzhauses. Entsprechend zogen wir auch eine Klientel an, die sonst nicht so Wiesn-affin gewesen wäre. Heute müssen wir uns zwar etwas mehr anstrengen, um den Kolleg:innen als Gastgeber immer ein paar Schritte voraus zu sein, sehen aber das als willkommene Herausforderung. Wobei es mir auch immer wichtig zu betonen: Prominente machen bei uns nur einen winzigen Prozentsatz aus, und mir liegen alle unsere Gäste gleichermaßen am Herzen.

LEADERSNET: Können Sie hier einen Rückzugsort für Prominente und andere Gäste schaffen – oder ist das auf der Wiesn unmöglich?

Michael Käfer: Einen Rückzugsort gibt es nicht, und das ist ja meist auch nicht gewollt. Wer auf die Wiesn geht, möchte in Gesellschaft Spaß haben, gut essen, feiern. Sonst ist man – prominent oder nicht – woanders besser aufgehoben. Wir hatten einmal Justin Bieber zu Gast, dessen Management ihn verstecken wollte. Wir haben viele Luftballons um den Tisch drapiert, aber natürlich wurde er trotzdem erkannt. Die Fotos waren am nächsten Tag in der Presse.

LEADERSNET: Der Bierpreis sorgt jedes Jahr für Diskussionen. Wie stehen Sie dazu?

Michael Käfer: Es ist leider einfach so, dass die Preise in allen Bereichen steigen. Die Erzeugerpreise für Bier haben seit dem vergangenen Jahr besonders stark um 11,6 Prozent angezogen. Nicht nur Hopfen und Malz sind teurer geworden, auch Kohlensäure, Glas, Kronkorken und Fässer. Dazu kommen noch steigende Personalkosten und höhere Anforderungen an die Sicherheit. Wir Wirte achten schon darauf, dass der Rahmen vertretbar bleibt, aber einen Teil der Preissteigerungen müssen wir weitergeben.

LEADERSNET: Inwiefern zahlt das Oktoberfest auf die Marke "Feinkost Käfer" ein?

Michael Käfer: Das Oktoberfest ist ein unschätzbares Instrument für die Imagebildung und die Markenbekanntheit. Medien aus Deutschland und der ganzen Welt berichten jedes Jahr über das Oktoberfest – und weil bei Käfer auch immer viele bekannte Gesichter zu Gast sind, finden wir entsprechend groß und überregional statt. Den Gästen vor Ort, die uns vielleicht noch nicht kennen, können wir in besonders schönem und zwanglosem Rahmen unser ganzes Know-how als Gastgeber demonstrieren.

LEADERSNET: Wie hoch ist der Wirtschaftsfaktor der Wiesn für Ihr Unternehmen?

Michael Käfer: Der Umsatzanteil des Oktoberfestes am Gesamtumsatz der Käfer Gruppe liegt gerade einmal bei sieben bis acht Prozent. Natürlich sind wir profitabel, aber die alte Legende, dass ein Wirt mit der Wiesn für das ganze Jahr ausgesorgt hat, ist völlig falsch.

LEADERSNET: Wie ist die Rollenverteilung zwischen Ihrer Frau und Ihnen?

Michael Käfer: Mit Clarissa habe ich die perfekte Wiesn-Wirtin an meiner Seite. Unsere Aufgabe ist es hauptsächlich, persönlich für unsere Gäste da zu sein. Clarissa ist unter der Woche meistens früher vor Ort, weil ich mich um das Tagesgeschäft kümmern muss. Außerdem gehören die Personalthemen zu ihrem Bereich.

LEADERSNET: Welche Eigenschaften braucht es, um ein guter Wiesn-Wirt zu sein?

Michael Käfer: Leidenschaft, Fleiß, Empathie, Qualitätsbewusstsein und die Bereitschaft zu arbeiten, während andere feiern. Aber nirgends ist dieser Job so schön wie auf der Wiesn.

LEADERSNET: Neben all der Tradition – wie viel Moderne darf auf der Wiesn sein?

Michael Käfer: Die Wiesn geht mit der Zeit, das ist notwendig. Vegetarische und vegane Angebote sind heute selbstverständlich, und wir arbeiten an der Optimierung des Energie- und Wassermanagements, um das größte Volksfest der Welt möglichst verantwortungsvoll stattfinden zu lassen.

Info:

Auf dem Oktoberfest steht die Käfer Wiesn-Schänke seit 1971; 1973 ist das Bauernhaus aus dem Chiemgau mit damals 65 Plätzen auf seinen heutigen Standplatz unterhalb der Bavaria umgezogen. Die alten Balken von damals stecken immer noch in dem stetig gewachsenen Haus, das heute über 1.500 Plätze innen auf zwei Stockwerken und weitere 2.022 im Biergarten und an der Bar verfügt. Die über 100.000 authentischen Einzelteile lagern zwischen Ab- und Aufbau in 140 Containern und Sattelaufliegern.

Die Wiesn ist längst ein ganzjähriges Projekt. Ein siebenköpfiges Team kümmert sich ausschließlich um Vorbereitung, Reservierungsanfragen, Personalakquise und alles, was sonst noch dazugehört. Während der mindestens 16 Oktoberfesttage (je nachdem, wie der Feiertag am 3. Oktober liegt) arbeiten mehr als 600 Menschen für die Käfer Wiesn-Schänke, davon rund 180 im Service und fast 70 in der Küche.

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