Premium-Headset und VR-GTA abgesagt
Reality Labs: Schwere Zeiten in Zuckerbergs Traumfabrik

| Redaktion 
| 25.08.2024

Wer enttäuschende Rückschläge am Arbeitsplatz schlecht wegsteckt, ist bei den Virtual- und Augmented-Reality-Spezialisten von Meta dieser Tage womöglich nicht gut aufgehoben: Nach einer Umstrukturierung mit Entlassungen im Juni wurden nun sowohl die Arbeiten an einem "Grand Theft Auto“-Ableger für VR-Brillen als auch ein komplettes Headset auf Eis gelegt.

Im zarten Alter von 16 Jahren hat Palmer Luckey angefangen, an der Entwicklung eigener Virtual-Reality-Headsets zu arbeiten. Nur in seinen ambitioniertesten Träumen dürfte er damit gerechnet haben, das daraus entstehende Unternehmen nur fünf Jahre später für zwei Milliarden US-Dollar zu verkaufen – doch genau so kam es, als Facebook diese Summe 2014 für Oculus VR hinblätterte.

In den Folgejahren ist Luckey zum Tech-Milliardär geworden, während sich die Oculus-Marke mit der Umbenennung des Mutterkonzerns in Meta im Wesentlichen auflöste; aktuelle Headsets laufen unter dem Quest-Banner. Oculus VR selbst ging schon vorher in die neugegründete Einheit Reality Labs auf, bei der Meta seitdem sämtliche Virtual- und Augmented-Reality-Projekte umsetzt.

La Jolla wäre wohl zu teuer

Oder sich doch dagegen entscheidet: Unter Berufung auf zwei Meta-Mitarbeiter berichtet The Information, dass das Unternehmen die Entwicklung eines hochklassigen Mixed-Reality-Headsets, das in Konkurrenz mit Apples Vision Pro treten sollte, abgebrochen hat. Diese Entscheidung sei gefallen, nachdem in der vergangenen Woche eine Produktbesprechung zum Projekt namens La Jolla im Beisein von CEO Mark Zuckerberg und CTO Andrew Bosworth stattgefunden hat.

Dem The-Information-Report zufolge hätte Meta das mutmaßlich unter einem anderen Titel veröffentlichte Headset ursprünglich gern 2027 auf den Markt gebracht. Als Hauptgrund für die Einstellung des Projekts müssen demnach die eingeplanten MicroOLED-Displays herhalten. Diese kommen auch beim anvisierten Konkurrenten von Apple und dem Vision Pro zum Einsatz und tragen einen nennenswerten Teil zur unverbindlichen Preisempfehlung von 3499 US-Dollar bei.

"Mit einigen machen wir weiter, andere lassen wir links liegen“

Der hohe Preis wiederum scheint schuld an den schleppenden Verkäufen des Apple-Gerätes zu sein: Ein Bloomberg-Bericht suggeriert, dass bisher keine 300.000 Headsets verkauft werden konnten. Viele Beobachter gehen davon aus, dass das Produkt erst in einer günstigeren Ausführung größere Verbreitung erfahren kann.

Auch das eigentlich zum Preis von 1499 US-Dollar erschienene Meta Quest Pro, bislang teuerstes Headset des Zuckerberg-Unternehmens, wurde nur wenige Monate nach seinem Launch im Oktober 2022 aufgrund mäßiger Absätze reduziert. Auch vor diesem Hintergrund scheint der Glaube in Premium-Geräte geschwächt.

Bekommt zunächst keinen Premium-Nachfolger: Die Meta Quest Pro (Bild: Meta)

Auf Threads äußerte sich CTO Bosworth relativierend zum Bericht über die La-Jolla-Absage: "Wir haben ständig viele Prototypen in der Entwicklung. Aber wir bringen nicht alle davon in die Produktion. Mit einigen machen wir weiter, andere lassen wir links liegen. Solche Entscheidungen werden ständig getroffen und Geschichten, die auf dem Geschwätz über eine einzelne Entscheidung beruhen, werden niemals das wahre Bild vermitteln.“

Keine Rückkehr nach San Andreas

Das Ende von La Jolla ist nicht der einzige Aspekt, der sich dieser Tage – rein spekulativ – auf die Motivation manch eines Mitarbeiters auswirken könnte. Im Juni hat Meta die bislang größte Umstrukturierung bei Reality Labs vorgenommen und das Unternehmen in zwei Gruppen geteilt, wie The Verge dokumentiert.

Während sich die eine vor allem mit dem sagenhaft kostspieligen Metaverse befasst (die dafür nötigen Headsets sind hier inbegriffen), fokussiert sich die andere auf sonstige Wearables wie zum Beispiel die in Zusammenarbeit mit Ray Ban entstehenden Smartglasses. Einige wenige Reality-Labs-Mitarbeiter sollen im Zuge der Umstellung ihren Job verloren haben.

Erst Mitte August wurde zudem bekannt, dass eine exklusiv für Meta-Quest-Geräte konzipierte VR-Version des Spieleklassikers "Grand Theft Auto: San Andreas“ nach rund drei Jahren in der Entwicklung "auf unbestimmte Zeit“ unterbrochen wird. Nähere Angaben zu den Gründen für die Entscheidung wurden nicht mitgeliefert; man wolle sich laut IGN-Nachfrage auf andere Projekte konzentrieren und hoffe, in Zukunft erneut mit Rockstar Games zusammenzuarbeiten.

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