Als Gründer des russischen Facebook-Pendants vk.com sowie des Messenger-Dienstes Telegram gehört Pawel Walerjewitsch Durow zu den prägenderen Persönlichkeiten der Tech-Welt. Der 1984 im sowjetischen Leningrad – heute das russische St. Petersburg – geborene Unternehmer ist außerdem Staatsbürger von St. Kitts und Nevis sowie seit 2021 von Frankreich. Auch der Pass der République française hat Durow jedoch nicht davor bewahrt, bei der Einreise ins Land am Samstagabend verhaftet zu werden.
Wie mehrere französische Publikationen zuerst gemeldet haben, fand die Festnahme unmittelbar nach seiner Ankunft und noch auf dem Rollfeld des Flughafens Le Bourget bei Paris statt. Dort soll Durow, dessen Vermögen von Forbes auf 15,5 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, mit seinem aus Aserbaidschan kommenden Privatjet gelandet sein. Wie die russische Nachrichtenagentur Tass schreibt, war er in Begleitung seiner Freundin und eines Bodyguards.
Was wird Durow vorgeworfen?
Unter anderem die Tagesschau berichtet, dass Durow in Frankreich offenbar per Haftbefehl gesucht worden ist. Ob dem Telegram-Gründer dieser Umstand selbst bewusst war, ist bislang nicht bekannt. Tatsächlich liefert der Kurznachrichtendienst, den Pawel Durow gemeinsam mit seinem Bruder Nikolai ins Leben gerufen hat, den Grund für die vorläufige Verhaftung: Demnach legen ihm die französischen Justizbehörden mangelnde Kooperation und Moderation des Dienstes selbst zur Last.
Ein populäres Telegram-Merkmal unter einigen Usern ist die Möglichkeit, mittels Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschütztere Chats als auf üblichem Wege zu führen. Diese Funktion machen sich Menschen längst nicht nur zum Übermitteln persönlicher Geständnisse zunutze: Unter Kriminellen, politischen oder auch religiösen Extremisten ist Telegram deshalb eine beliebte Option zur diskreten Kommunikation.
Entsprechend wird Durow neben einem unzureichenden Vorgehen gegen die vielbeschworene "Hassrede“ durch seine fehlende Zusammenarbeit mit der Justiz auch eine bislang nicht näher präzisierte Mitschuld an Verbrechen, die sich von Betrug über Drogenhandel bis hin zum Kindesmissbrauch erstrecken, vorgeworfen.
Reaktionen auf die Verhaftung
Pawel Durows Verhältnis zur russischen Heimat gilt als angespannt, seitdem er vor etwas über einem Jahrzehnt seine Anteile an vk.kom verkauft und seine Position als Direktor abgegeben hat. Dem ist ein Konflikt mit dem Kreml vorhergegangen – die Regierung wünschte unter anderem die Stilllegung der Seite des inzwischen in Haft verstorbenen Kritikers Alexei Nawalny und das Einschreiten gegen die auf der Plattform stattfindende Planung von Demonstrationen. Durow kam dem nicht nach und verließ sowohl das Unternehmen als auch das Land, nachdem die vk.com-Zentrale und seine privaten Räumlichkeiten durchsucht wurden.
"Wir haben die französischen Behörden unverzüglich aufgefordert, die Gründe für diese Inhaftierung zu erläutern, und gefordert, dass seine Rechte geschützt werden und ihm konsularischer Zugang gewährt wird. Bis heute weigert sich die französische Seite noch immer, in dieser Angelegenheit zu kooperieren", zitierte die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti derweil die russische Botschaft in Paris, wie wiederum die Tagesschau berichtet. Womöglich musste zur Recherche ein VPN eingesetzt werden – die Europäische Union hat Ria Nowosti im Mai nämlich zum Schutz ihrer Bürger für den EU-Raum gesperrt.
Am Sonntagmittag trendete der Hashtag #FreePavel auf X zeitweise unter den Top Ten in Deutschland. Auch Elon Musk, neben vielen weiteren Funktionen aktueller Inhaber der einst als Twitter bekannten Plattform, unterstützt den Protest gegen die Verhaftung Durows und hat seitdem diverse entsprechende Postings erstellt oder geteilt.
Unter anderem verbreitete er den oben eingebetteten Beitrag, in dem die Inhaftierung von Pawel Durow mit der Vorstellung verglichen wird, dass man Vinton Cerf und Rob Kahn – in den frühen Siebzigern für die Entwicklung von Transmission Control Protocol / Internet Protocol (TCP /IP) verantwortlich – Jahrzehnte später wegen im Internet begangener Verbrechen zur Rechenschaft hätte ziehen wollen.
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