Geschlagene elf Jahre war es her, dass EA Sports den gerade in den USA beliebten College Football zuletzt in ein spielbares Produkt gepresst hat. Nun möchte man meinen, dass drei Tage Wartezeit mehr oder weniger nach einem bereits überstandenen Jahrzehnt auch keinen großen Unterschied mehr machen – und doch haben in der vergangenen Woche 2,2 Millionen Menschen tiefer in die Tasche gegriffen, um sich so früh wie nur möglich am Comeback-Game "EA Sports College Football 25“ erfreuen zu können.
Offiziell ist der von EA Orlando entwickelte Titel am Freitag, 19. Juli zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von hierzulande 79,99 Euro erschienen. Daneben ist jedoch auch die 109,99 Euro teure Deluxe Edition erhältlich. Diese hat es Vorbestellern wie angedeutet erlaubt, bereits seit Dienstag letzter Woche auf den digitalen Platz zu treten.
Zeitliche Exklusivität nicht einziger Bonus, aber…
Obendrauf werden ihnen in dieser Edition des Spieles 4600 sogenannte College Football Points spendiert, die für In-Game-Käufe verwendet werden können. Separat bietet EA zum Beispiel 2800 College Football Points für knapp 25 Euro an, sodass sich der Kauf der Deluxe Edition für rege Nutzer tatsächlich auch ohne die zeitliche Bevorzugung kostentechnisch rechtfertigen ließe.
Gleichzeitig gilt zu bedenken, dass EA sowohl die Währung als auch den Preise der angebotenen Produkte kontrolliert und somit - wie alle Anbieter in entsprechenden Situationen - jede Menge Spielraum genießt, um den Wert einer Bonusleistung aufzubauschen.
Darüber hinaus hat Mat Piscatella vom Marktforschungsinstitut per Tweet offenbart, dass sich "EA Sports College Football 25“ am 17. Juli auf der Xbox gleich hinter "Call of Duty“ und "Fortnite“ platzieren konnte, was die US-Nutzeraktivität an jenem Tag anbelangt. Auf der Playstation verwies "GTA V“ das College-Comeback auf einen kaum weniger beeindruckenden vierten Rang. Der verfrühte Launch scheint also das ziehende Kaufargument gewesen zu sein.
Wen machen diese Zahlen womöglich hellhörig?
Grob überschlagen hat Electronic Arts allein durch die Personen, die "EA Sports College Football 25“ dieses frühen Zugangs wegen in einer 30 Euro / Dollar teureren Version gekauft haben, eine mittlere zweistellige Millionensumme generiert. Die in Gaming-Kommentarspalten häufig gestellte Frage, ob es für entsprechende Angebote überhaupt einen nennenswerten Markt gibt, dürfte damit in weiten Teilen beantwortet sein.
Naheliegende Anschlussfrage: Wer könnte eigentlich als nächstes auf das Modell aufspringen? Unweigerlich wandern die Gedanken zum Streaming-Markt, wo Services wie Netflix, Prime Video oder Disney+ stets darum bemüht sind, a) ihren Nutzerstamm zu vergrößern und b) diesem einen möglichst teuren Tarif schmackhaft zu machen.
Netflix Deluxe, Prime Plus, Disney++?
In absehbarer Zukunft wird der Unmut über die jüngsten Zwangswahlen zwischen Werbung und Preiserhöhung bei Netflix oder Amazon abgeklungen sein, sodass es bald Zeit für die nächste vermeintlich polarisierende, letztlich aber durchaus ruhig angenommene Abo-Variante werden könnte.
Wie wäre es, rein hypothetisch natürlich, etwa mit Prime Video Plus? Gegen einen Aufpreis von lediglich 4,99 Euro im Monat stehen alle Exklusivinhalte des Streamingdienstes vorab zur Verfügung. Wer beispielsweise glühender Fan von "The Boys“ ist und unbedingt erfahren will, wie sich die Ereignisse in Staffel Fünf zuspitzen, kann alle Folgen drei Tage vor den Durchschnitts-Zuschauern abrufen, um unerwünschte Spoiler im Büro oder beim Sport zu umschiffen und stets zu den Insidern des Serienuniversums zu gehören.
Einerseits wollen wir die führenden Anbieter an dieser Stelle gar nicht weiter auf Ideen bringen – andererseits wäre es überraschend, wenn diese nicht allerspätestens mit einem Blick auf Zahlen wie die von "EA Sports College Football 25“ ohnehin aufgekommen sind.
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