Auf der Suche nach Abkühlung
Coolcation: Warum immer mehr Urlauber der Hitze entkommen wollen

| Redaktion 
| 15.07.2024

Keine Frage: In den südlichen Gefilden Europas sind die Strände von Sonnenhungrigen überfüllt. Doch immer mehr Reisende zieht es in den kühleren Norden. Eine neue Trendwelle, die "Coolcation", gewinnt an Fahrt.

Die klassischen Sommerziele am Mittelmeer sind längst nicht mehr für jeden attraktiv. Klimawandel und extreme Hitzewellen lassen viele Urlauber umdenken. Das zeigt etwa Google Trends mit einem Anstieg der Suchanfragen nach "kühlerer Urlaub" um 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Statt sich am heißen Sand zu verbrennen, suchen sie lieber die frische Brise der nördlichen Länder.

Cati Padílla aus Teneriffa ist ein Paradebeispiel dieses Trends. "Norwegen stand schon lange auf unserer Liste", erzählt sie im Standard, während sie die majestätischen Fjorde des Landes erkundet. Mit ihren Freundinnen genießt sie die kühle Luft und die beeindruckenden Landschaften – eine willkommene Abwechslung zur Hitze ihrer Heimat.

Paradigmenwechsel, von dem Nordeuropa profitiert

Norwegen und seine nordischen Nachbarn erleben einen regelrechten Touristenboom. Im vergangenen Jahr stiegen die Übernachtungen von internationalen Besuchern in Norwegen um 22 Prozent, in Schweden um 11 Prozent. Laut Visit Sweden plant ein Drittel der Reisenden ihre Gewohnheiten zu ändern und kältere Reiseziele anzusteuern. "Es geht nicht nur um die Temperatur", sagt Susanne Andersson von Visit Sweden, "sondern auch um weniger überlaufene und ruhigere Orte."

Statt sich an überfüllten Stränden zu drängen, bevorzugen viele nun die Ruhe und Natur Nordeuropas. Pam aus England beschreibt ihre Erfahrungen am Geiranger-Fjord als "wundervoll". Die gemäßigten Temperaturen und die atemberaubende Natur bieten eine willkommene Abwechslung zu den überfüllten Resorts des Südens.

Der Süden verliert an Attraktivität

Für viele, wie den französischen Pensionisten Gérard Grollier, sind südeuropäische Länder keine Option mehr. "Spanien? Nein. Griechenland? Nein", sagt der 74-Jährige entschieden. Mit seiner Tochter Virginie genießt er die kühle Brise Norwegens. Auch in Finnland, besonders in Lappland, verzeichnen die Tourismuszahlen einen deutlichen Anstieg. Die Regionalhauptstadt Rovaniemi meldete im letzten Jahr 29 Prozent mehr Übernachtungen.

Doch der Boom bringt auch Herausforderungen mit sich. Jan Ove Tryggestad aus Hyllesylt berichtet von einem "Kulturschock", als ein Kreuzfahrtschiff mit 6000 Passagieren anlegte. "Das ist ein kleines Dorf. Im Winter haben wir hier rund 300 Einwohner", erklärt er. Die plötzliche Flut an Touristen stellt die Infrastruktur auf die Probe, doch die Einheimischen passen sich an.

Drei Ideen für eine coole Auszeit vom Standard:

Outdoor-Abenteuer auf den Lofoten: Die dramatischen Landschaften der Lofoten sind ein Paradies für Naturliebhaber. Wandern, Kajakfahren und Angeln sind hier besonders beliebt. Ein Lagerfeuer unter der Mitternachtssonne rundet den Tag perfekt ab.

C: Wiki Commons, sempreinvacanzablog

Segeln im Süden Dänemarks: Der Archipel im Süden von Fünen bietet sanfte Wellen und mäßige Winde, ideal für Segelanfänger. Die charmanten, reetgedeckten Häuschen laden zum Ankern und Schwimmen ein.

Mit dem Campervan durch Schottland: Wildcampen ist in Schottland ausdrücklich erlaubt. Die beeindruckende Küstenlinie und die reiche Geschichte des Landes machen es zu einem perfekten Ziel für Camper. Besonders die abgelegenen Hebriden bieten viel Ruhe und Natur.

C: Bjorn Snelders, Unsplash

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