Martin Kallen
Der unauffällige Architekt des europäischen Fußballs

| Redaktion 
| 09.07.2024

Europameisterschaft ist für die UEFA erneut ein Milliardengeschäft – und dabei steht ein Mann im Mittelpunkt, dessen Name außerhalb von Expertenkreisen kaum bekannt ist: Martin Kallen. Der Schweizer hat sich vom Marketingassistenten zum entscheidenden Manager im Hintergrund entwickelt und steuert den wirtschaftlichen Erfolg der UEFA.

Das manager magazin bezeichnet ihn als einen der mächtigsten Player in der europäischen Fußball-Landschaft: Martin Kallen, aufgewachsen im Berner Oberland, begann seine Karriere bei der Schweizer Bundesbahn. Nach Stationen in verschiedenen Branchen fand er 1994 seinen Weg zur UEFA, angezogen von einer Stellenanzeige in der Neuen Zürcher Zeitung. Anfangs als Marketingassistent tätig, hat er sich in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich nach oben gearbeitet.

Der entscheidende Moment in Portugal

Sein Durchbruch kam mit der Euro 2004 in Portugal, einem Turnier, das zunächst unter keinem guten Stern stand. Viele Stadien mussten neu gebaut oder umfangreich modernisiert werden. Kallen, der sich selbst für die Herausforderung vorschlug, stellte sicher, dass alles rechtzeitig fertig wurde. Unter seiner Leitung arbeitete das Team unermüdlich, um das Turnier zu retten – und es gelang.

Vom Marketingassistenten zum Milliardenschöpfer

Kallen hat die Vermarktung der UEFA-Wettbewerbe revolutioniert. Heute ist die Europameisterschaft ein perfekt durchkommerzialisiertes Event. Allein die EM in Deutschland soll Einnahmen von 2,4 Milliarden Euro generieren, mit einem Gewinn von 1,7 Milliarden Euro. Ein Großteil dieser Summe stammt aus dem Verkauf der Medienrechte.

Effizienz und Präzision

Kallens Arbeitsstil zeichnet sich durch Effizienz und Pragmatismus aus. Er fokussiert sich auf Führung, Strategie und Kommunikation, ist jedoch in alle Details involviert. Rund 350 Mitarbeiter der UEFA und 700 weitere in der Euro 24 GmbH arbeiten unter seiner Regie an der EM. Zu seinem engen Team gehören etwa 30 Personen, denen er vertraut und die er machen lässt. Seine Kollegen schätzen seine schnelle Entscheidungsfindung und Effizienz.

Kontroversen und Kritik

Wie bei früheren Turnieren steht auch dieses Mal die UEFA in der Kritik. Deutschland trage die finanziellen Lasten, heißt es. Die Bundesregierung hat der UEFA Steuererleichterungen zugesagt, und die Kosten für Sicherheit und Fan-Feste übernehmen die ausrichtenden Städte. Kallen kontert diese Kritik, indem er auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Städten verweist.

Meister der Krisenbewältigung

Während der Corona-Pandemie zeigte Kallen erneut seine Fähigkeiten als Krisenmanager. Er verhandelte erfolgreich mit Städten, Stadionbetreibern und Hotels, um die verschobene EM 2020 zu retten. Dank eines umfassenden Testkonzepts konnte die EM im Sommer 2021 trotz der Pandemie stattfinden, wenn auch mit Einschränkungen.

Die Europameisterschaft 2028 in Großbritannien und Irland wird voraussichtlich Kallens letztes großes Turnier als UEFA-Manager sein. Bis dahin wird er sich weiterhin auf neue Herausforderungen stürzen, wie das neue Champions-League-Format mit mehr Spielen und höheren Einnahmen.

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