Hintergründe der Insolvenz
Die Pleite der Signa Holding: Einblicke vom Finanzchef Manuel Pirolt

Die Immobilienwelt Europas erlebte eine Erschütterung, als die Signa Holding, ein einstiger Riese der Branche, in die Insolvenz schlitterte. In einem Interview mit dem manager magazin spricht Manuel Pirolt, langjähriger Finanzchef der wichtigsten Signa-Immobiliengesellschaften, erstmals über die Hintergründe der spektakulären Pleite.

Pirolt, der als „Mann für die Zahlen“ oder gar als „Buchhalter des Paten“ bekannt war, gewährt Einblick in die Geschehnisse und die Rolle von René Benko, dem Gründer und Kopf der Signa Holding. Er wurde 2011 von René Benko persönlich zur Signa Holding geholt. Benko, damals schon eine schillernde Figur der Immobilienbranche, setzte große Hoffnungen in Pirolt, der als erfahrener Wirtschaftsprüfer galt. „Das waren sehr spannende, intensive Jahre, in denen es uns gelungen ist, etwas Großes aufzubauen. Aus meiner Sicht gibt es da nichts zu bereuen“, sagt Pirolt rückblickend.

Die Rolle Benkos

In den derzeitigen Ermittlungen geht es auch um die Frage, ob René Benko als „faktischer Geschäftsführer“ agierte und damit für etwaige Gesetzesverstöße verantwortlich sei. Pirolt beschreibt Benko als jemanden, der all sein Herzblut in die Firma gesteckt habe und täglich von früh morgens bis spät in die Nacht gearbeitet habe. „Wie diese Rolle einzuschätzen ist, müssen Sie einen Juristen fragen, nicht mich“, kommentiert Pirolt diplomatisch.

Der Führungsstil

Auf die Frage, ob Benko ihm und anderen Vorständen Weisungen erteilt habe, weist Pirolt auf die Struktur einer Aktiengesellschaft hin: „Der Vorstand einer Aktiengesellschaft ist weisungsunabhängig, er wird kontrolliert durch den Aufsichtsrat. Jede wesentliche Entscheidung, die wir als Vorstand getroffen haben, jeder Ankauf, jeder Verkauf, jede Finanzierung, alle wesentlichen Verträge sind durch den Aufsichtsrat der Signa Prime und der Signa Development genehmigt worden.“

Ein zentraler Kritikpunkt an der Signa Holding ist das Fehlen von Vorstandsprotokollen. Pirolt erklärt dies mit der dezentralen Struktur des Unternehmens: „Wir haben als Vorstand Tag und Nacht und sechs bis sieben Tage die Woche zusammengearbeitet. Da haben wir nicht den Bedarf gesehen, uns hinzusetzen und zu dokumentieren.“ Diese Aussage wird von Kritikern jedoch als Versuch gewertet, Benkos Einfluss zu verschleiern.

Die Ursachenforschung

Eine Rolle beim Zusammenbruch der Signa Holding spielte die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, alle Signa-Kredite öffentlichkeitswirksam zu prüfen. Das führte zu einem Vertrauensverlust bei den Banken. Ein weiteres bedeutendes Ereignis war die kurzfristige Absage eines zugesagten Fundraisings von über 400 Millionen Euro im August 2023. „Bis zuletzt haben wir versucht, diesen Betrag anders zu finanzieren, was uns leider nicht mehr gelungen ist“, erklärt Pirolt.

Die Finanzstruktur der Signa sei immer gesund gewesen, so Pirolt. „In der Phase sinkender Zinsen hat man uns gescholten, weil wir uns langfristig die Zinsen gesichert hatten. Viele haben kritisiert, dass wir im Vergleich zu anderen zu teuer finanzieren würden. Aber für uns war der Zinsanstieg ein relevantes Risiko.“

Die Handelssparte

Ein weiterer Faktor für die Insolvenz war das defizitäre Handelsgeschäft, insbesondere die mehrfachen Insolvenzen von Galeria Karstadt Kaufhof. Pirolt, der in diesem Bereich keine operative Rolle hatte, bestätigt, dass das Handelsgeschäft ein „Geldverbrenner“ war und somit Mittel für die Immobiliengesellschaften fehlten.

Die Komplexität der Signa-Strukturen führte zudem zu Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung. „Es ist richtig, dass der eine oder andere mögliche Investor an der rechtlichen Komplexität gescheitert ist“, gibt Pirolt zu. Eine Konzernbilanz auf Holding-Ebene hätte seiner Meinung nach jedoch wenig Mehrwert gebracht, da sie unterschiedliche Geschäftsmodelle vermischt hätte.

Die Abwicklung

Aktuell arbeitet Pirolt noch an der Verwertung der Immobilien und der Stabilisierung des Unternehmens. „Es gibt immer wieder Störfeuer“, sagt er und verweist auf die österreichische Finanzprokuratur, die einen Konkurs verlangt. Ein Konkurs würde jedoch bedeuten, dass das verbleibende Personal und damit auch der Betrieb verloren gehen würde.

Auf die Frage, ob von der Signa am Ende nichts übrig bleiben werde, antwortet Pirolt: „Wesentlich für die optimale Veräußerung einer Immobilie ist auch das Personal. Im Konkursfall ist es nicht möglich, einen Betrieb aufrechtzuerhalten.“

Manuel Pirolt wird Ende September als Vorstand der Prime und der Development ausscheiden und nur noch beratend zur Verfügung stehen. Auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen antwortet er: „Über die Zukunft habe ich mir ehrlicherweise noch keine Gedanken gemacht.“

Update 25.06.2024

Laut Medienberichten fanden dieses Woche an mehreren Standorten Durchsuchungen statt, darunter in Benkos Villa im Innsbrucker Stadtteil Igls. Berichten zufolge wurde auch bei dem ehemaligen Signa-Holding-Vorstand Christoph Stadlhuber eine Razzia durchgeführt.

Eine weitere Durchsuchung erfolgte an der Privatadresse von Manuel Pirolt, wie sein Anwalt Michael Rohregger dem ORF bestätigte. Die bereits bekannten Vorwürfe lauten: „Es geht entweder darum, dass finanzielle Mittel in der Signa-Gruppe nicht widmungsgemäß verwendet worden seien oder dass man bei Finanzierungen die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht richtig dargestellt hätte.“ Die WKStA führt den Signa-Manager in fünf Fällen als Beschuldigten, er weist alle Vorwürfe zurück.

 

Wie kann Leadersnet so einen sh… veröffentlichen? Das ist ein Hohn, völlig überschätzt.

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