Zahlen zum ersten Quartal
Stoff für Sorgen: Mode-Insolvenzen um 54 Prozent gestiegen

| Redaktion 
| 19.06.2024

Eine Frankfurter Beratungsagentur zählt für die ersten drei Monate des Jahres deutlich mehr Insolvenzanträge innerhalb der deutschen Modebranche als im gleichen Zeitraum 2023. Setzt sich der Trend fort, könnte ein unrühmlicher Rekord aus der Pandemie-Ära geknackt werden.

57 Mode-Händler, Hersteller oder Zulieferer haben innerhalb der ersten drei Monate dieses Jahres die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Im gleichen Zeitraum 2023 waren an dieser Stelle lediglich 37 Unternehmen zu verzeichnen, was einem Anstieg von 54 Prozent entspricht. Das berichtet das Branchenmagazin TextilWirtschaft mit Berufung auf Berechnungen der Restrukturierungsberatung Falkensteg aus Frankfurt.

Demnach sind die aktuellen Zahlen im negativen Sinne rekordverdächtig, schließlich entsprechen die bisherigen Anträge bereits 36 Prozent aller Vorjahresinsolvenzen. Sollte sich der Trend in diesem Umfang fortsetzen, würde der bisherige Höchststand von 199 Insolvenzen aus dem Corona-Jahr 2020 überboten werden. Für den gesamten Einzelhandel in Deutschland zählt Falkensteg im nun untersuchten Zeitraum übrigens 243 Fälle, was ein 23-prozentiges Plus bedeutet.

Vergleichsweise kleinere Unternehmen waren im Modebereich überproportional stark betroffen, immerhin ist die Zahl der Großinsolvenzen (Firmen mit Jahresumsatz über zehn Millionen Euro) mit sieben identisch gegenüber 2023. Prominenteste Pleitegeier des ersten Quartals sind Galeria und die KaDeWe-Gruppe, die sich im Zuge des Niedergangs der Signa Holding zum unliebsamen Antrag gezwungen sahen.

Textilbranche verzeichnet weniger Insolvenzanträge

Ein anderes Bild gibt die Textilwirtschaft (in diesem Fall nicht das Branchenmagazin) ab. Hier ist die Zahl der Insolvenzanträge von 40 auf 24 zurückgegangen, was ein Minus von 40 Prozent ausmacht. Großinsolvenzen sind gar nicht zu verzeichnen. Als Unternehmen der Textilbranche werden in diesem Fall ausdrücklich keine Firmen verstanden, die die Modebranche mit Stoffen beliefern – stattdessen geht es etwa um solche, die beispielsweise "Heimtextilien und Technische Textilien für die Automobil-Industrie“ herstellen, wie es die TextilWirtschaft (das Branchenmagazin) beschreibt. Auch die Zulieferer der dafür notwendigen Rohstoffe oder Maschinen gehören zu diesem Bereich.

"Die Modeunternehmen müssen verlustbringende Filialen und Geschäftsbereiche schnellstmöglich eliminieren und Produkte pushen, die Umsatzzuwächse versprechen“, wird Sebastian Wilde zitiert.

Der Falkensteg-Partner und Studienautor weist auf eine weitere Gefahr hin, die der Branche bevorsteht: "Bei vielen Unternehmen laufen die noch günstigen Kreditkonditionen aus und es stehen teure Refinanzierungen an. Diese Mehrkosten werden einige Geschäftsmodelle nicht mehr erwirtschaften können. Oder die Unternehmen bekommen erst gar keinen Finanzierungsrahmen zur Verfügung gestellt."

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