Beim Amtsgericht München
Reisekonzern ist pleite: FTI meldet Insolvenz an

| Redaktion 
| 03.06.2024

Das Investoren-Kapital reicht nicht aus, der Bund will nicht noch einmal helfen und die Buchungen enttäuschen: Unterm Strich dieser Rechnung steht ein Liquiditätsengpass, der die insgesamt 11.000 Mitarbeiter starke Gruppe zur unliebsamen Antragsstellung zwingt.

Wie die FTI Touristik GmbH am Montagmittag in einer Pressemitteilung verkündet hat, stellt sie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Münchner Amtsgericht. Die GmbH ist Obergesellschaft der FTI Group; laut Eigenangabe drittgrößter Reiseveranstalter in Europa. Unmittelbar ist davon demnach nur die Veranstaltermarke FTI Touristik betroffen – "weitere Konzerngesellschaften“ sollen sich in absehbarer Zukunft allerdings anschließen.

Nachrichten des letzten Monats ließen bei FTI noch Grund zur Hoffnung aufkommen: Ein Investoren-Konsortium um die US-Amerikaner von Certares übernahm die kriselnde Gruppe und stellte dem Handelsblatt zufolge eine 125 Millionen Euro schwere Kapitalspritze in Aussicht.

Während das Magazin von einer bis zu 200 Millionen Euro breiten Finanzlücke spricht, die letztlich zur Zahlungsunfähigkeit geführt hat, berichtet FTI von Buchungszahlen, die "deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben“ sind. Auch auf Vorkasse bestehende Lieferanten trugen demnach zum akuten Liquiditätsengpass bei, der die Antragsstellung "aus rechtlichen Gründen erforderlich“ gemacht habe.

Keine Hilfe nach der Hilfe mehr

Das Handelsblatt hat außerdem erfahren, dass sich FTI-Vertreter noch am Wochenende im Bundesfinanz- und im Bundeswirtschaftsministerium um Unterstützung bemüht haben; offensichtlich vergeblich. "Es gibt unterschiedliche Gründe, haushälterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weshalb hier keine weiteren Hilfen über die sehr vielen großen Hilfen hinaus erfolgten“, wird eine Sprecherin des Finanzministeriums zitiert. Schon im Zuge der Corona-Pandemie griff der Bund FTI mit etwa 600 Millionen Euro unter die Arme – Geld, das nun größtenteils als verloren verbucht werden muss.

Auf Kundenseite sind all jene von der Insolvenz betroffen, die eine Leistung der Marken FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, 5vorFlug in Deutschland, BigXtra Touristik GmbH oder den Mietfahrzeugs-Anbietern DriveFTI sowie Cars and Camper in Anspruch nehmen wollten oder womöglich gerade dabei sind.

Für Aufklärung in individuellen Fällen hat FTI eine Support-Website und eine kostenfreie Hotline unter der Nummer +49 (0) 89 / 710 45 14 98 eingerichtet. Der Konzern geht davon aus, dass Reisen ab Dienstag, den 4. Juni "nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können“.

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