Ski- und Wandergebiete wie St. Moritz in den Schweizer Alpen verzeichnen derzeit rekordverdächtige Immobilienpreise. „Die letzten Jahre waren einfach verrückt“, sagt Roddy Aris von der Immobilienagentur Knight Frank dem Handelsblatt. Die Pandemie hat viele Menschen dazu bewogen, Rückzugsorte in den Bergen zu suchen, was die Nachfrage und damit die Preise massiv in die Höhe getrieben hat. In Frankreich und der Schweiz stiegen die Quadratmeterpreise im vergangenen Jahr durchschnittlich um 4,4 Prozent.
Besonders hoch ist die Nachfrage nach Luxusimmobilien. Laut einer Analyse von Savills liegen die Preise für Premiumimmobilien in den weltweit untersuchten Skigebieten 20 Prozent über dem Niveau von 2021. Im Vergleich zur Situation vor der Pandemie sind die Preise gar um 41 Prozent gestiegen. Als Premiumimmobilien gelten Wohnungen oder Häuser mit einem Angebotspreis von mehr als 750.000 Euro.
Schneesicherheit bleibt ein entscheidender Faktor
Eine Studie im Fachjournal „Nature Climate Change“ prognostiziert, dass bei einer Erderwärmung um zwei Grad Celsius etwa die Hälfte der mehr als 2200 untersuchten europäischen Skigebiete Schneeprobleme bekommen wird. Bei drei Grad Erwärmung wären sogar 91 Prozent der Stationen betroffen.
In hoch gelegenen Orten wie Davos, St. Moritz und Zermatt in der Schweiz bleibt die Schneesicherheit jedoch relativ stabil. Diese Orte, die auf Höhen zwischen 1560 und 1850 Metern liegen, können in schneearmen Jahren mit Kunstschnee nachhelfen. Zudem erreichen die Skilifte in Zermatt eine Höhe von über 3800 Metern, was zusätzliche Schneesicherheit bietet.
Regionale Unterschiede: Wo lohnt sich der Kauf noch?
In der Schweiz ist der Markt besonders angespannt. In beliebten Tourismushochburgen in Graubünden und im Berner Oberland steht weniger als ein Prozent des Bestands zum Verkauf, was die Preise weiter antreibt. Strenge Auflagen für ausländische Käufer erschweren den Marktzugang zusätzlich.
Österreich bietet in weniger bekannten Gebieten wie der Steiermark oder Kärnten noch vergleichsweise günstige Immobilien. Auch im Salzburger Land gibt es noch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
In Italien sind die Preise für Skihütten trotz steigender Tendenz noch moderater als in der Schweiz. Orte wie Toblach im Südtiroler Pustertal verzeichnen zwar Preisanstiege von 7,3 Prozent, doch liegen die Preise in vielen Regionen zwischen 5000 und 7000 Euro pro Quadratmeter, und damit deutlich niedriger als in der Schweiz.
Frankreich: Balance zwischen Charme und Schneesicherheit
Französische Skigebiete wie Courchevel, Méribel, Val d’Isère oder Chamonix verzeichnen ebenfalls neue Rekordpreise. Laut dem Verband französischer Immobilienmakler (Fnaim) stiegen die Preise im vergangenen Jahr um durchschnittlich vier Prozent. Guy Murdoch von Savills empfiehlt das Aostatal auf der italienischen Seite des Mont Blanc als preiswertere Alternative zu den teuren französischen Destinationen. Viele französische Orte haben auf den Massentourismus mit dem Bau von Bettenburgen aus Beton reagiert, was den Charme mancher Orte mindert, so etwa Val Thorens.
Neue Hotspots: Skigebiete jenseits der Alpen
Der Klimawandel hat auch zu einer Aufwertung von Skigebieten geführt, die traditionell nicht im Fokus standen, wie etwa in Schweden. Die Nachfrage nach Skihütten in Are, Idre und Sälen wächst kontinuierlich, was zu einem Preisanstieg von rund 25 Prozent in den letzten zwei Jahren geführt hat. „Die ausländische Nachfrage nach Skihütten ist noch sehr begrenzt“, sagt Dieter Müller, Geografieprofessor an der Universität im nordschwedischen Umea. Dies könnte sich jedoch in den kommenden Jahren ändern.
Kommentar schreiben