Neustrukturierung in Europa
Modekette Esprit meldet Insolvenz an

Die deutschen Esprit-Gesellschaften haben einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung eingereicht. Das Europageschäft soll neu strukturiert werden, Gespräche mit einem Investor soll es bereits geben.

Die Esprit Europe GmbH und sechs weitere deutsche Tochterunternehmen des Bekleidungsherstellers haben Insolvenz angemeldet. Dies teilte das Unternehmen am heutigen Mittwoch mit. Die Insolvenzanträge für eine Eigenverwaltung wurden beim Amtsgericht Düsseldorf eingereicht. Ziel der Maßnahme ist es, das vornehmlich aus Deutschland gesteuerte Europageschäft von Esprit neu zu strukturieren und zukunftsfähig zu machen. Man werde umgehend alle möglichen Optionen zur Umsetzung dieser Pläne prüfen.

Neustrukturierung als Ziel

Die Führung der betroffenen Gesellschaften wird dabei von der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte unterstützt, die bereits Erfahrung mit Restrukturierungen bei Unternehmen wie Gerry Weber, Adler Modemärkte und Escada gesammelt hat. Als neue Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaften wurden die Rechtsanwälte Christian Gerloff und Christian Stoffler bestellt. Rechtsanwalt Benedikt Gatt übernimmt die Rolle des Generalbevollmächtigten. Nach der Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung wird die bisherige Geschäftsführerin Man Yi Yip die Unternehmen verlassen.

„Esprit ist eine global bekannte Mainstream-Modemarke, die jedoch seit längerer Zeit mit rückläufigen Umsätzen sowie zahlreichen Umstrukturierungen und Führungswechseln zu kämpfen hat“, erläutert Gerloff. Die Eigenverwaltung soll es ermöglichen, die europäischen Aktivitäten sowohl strukturell als auch produkttechnisch so zu gestalten, dass sie dauerhaft profitabel arbeiten können.

Geschäfte laufen weiter

Der Geschäftsbetrieb wird vorerst weitergeführt. Von den Insolvenzverfahren sind etwa 1500 Mitarbeiter betroffen, die am Mittwoch informiert wurden.

Esprit führte bereits vor dem Insolvenzantrag Verhandlungen mit einer Investorin, die Interesse an wesentlichen Teilen der Vermögenswerte im Rahmen eines Fortführungskonzepts gezeigt hat. Die Gespräche über den Erwerb der Markenrechte für Europa befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium.

Schweiz und Belgien hatten schon zuvor Insolvenz angemeldet

Die Esprit Europe GmbH mit Sitz in Ratingen bei Düsseldorf fungiert als Dachgesellschaft für die Esprit-Aktivitäten in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, den skandinavischen Ländern, Polen und dem Vereinigten Königreich und übernimmt dort Management- und Kontrollfunktionen. Einkauf, Vertrieb und der eigene Einzelhandel sind über verschiedene europäische Gesellschaften organisiert, von denen die meisten Tochter- oder Enkelgesellschaften der Esprit Europe GmbH sind. Ende März meldete bereits die schweizerische Tochtergesellschaft Esprit Switzerland Retail AG Insolvenz an, gefolgt von der belgischen Einzelhandelstochter im April.

Dies markiert das zweite Insolvenzverfahren für Esprit in den letzten vier Jahren. Während der Corona-Pandemie 2020 suchte die Modekette aufgrund der Schließung ihrer Geschäfte Schutz unter dem Insolvenzrecht, entließ etwa ein Drittel ihrer Mitarbeiter und schloss 100 Filialen. In den Unternehmen, die von der aktuellen Insolvenz betroffen sind, sind noch immer 1500 Mitarbeiter beschäftigt.

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