KI-Projekt von RTL und dpa
ntv-Redaktion bekommt eine neue Kollegin

| Redaktion 
| 18.04.2024

Von der Themenwahl bis zur Texterstellung: Um "repetitive Aufgaben zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu optimieren", greift das Redaktionsteam des Nachrichtensenders ab sofort auf die "Kollegin KI" zurück. Weitere Einheiten unter dem RTL-Dach sollen folgen.

Führt Künstliche Intelligenz zur Entlastung oder zur Entlassung von Redakteuren – oder folgt die eine schlicht auf die andere? Eine Zusammenarbeit zwischen dem Nachrichtensender ntv, Tech-Experten von RTL Deutschland und der Deutschen Presseagentur (dpa) gibt uns eine Gelegenheit, die weitere Entwicklung anhand eines lebenden Beispiels zu untersuchen: Ein Tool namens "Kollegin KI" steht der ntv-Redaktion ab sofort zur Verfügung, um die Arbeit an journalistischen Aufgaben zu erleichtern.

Genauer soll der KI-assistierte Newsdesk "die Relevanz und den Nachrichtenwert von Agenturmeldungen im dpa-Feed" analysieren. Vorschläge erfolgen dabei nicht nur hinsichtlich der zu verbreitenden Meldungen, sondern auch zur Gestaltung von Textelementen. Konkret für den "Kollegin KI"-Service trainierte Sprachmodelle sollen dazu beitragen, dass neue Nachrichten schneller und "besser" gewichtet werden.

Hinsichtlich der zum Einsatz kommenden Bewertungskriterien von gut oder schlecht vorgeschlagenen Meldungen verraten die Verantwortlichen lediglich, dass man "das System mit Ergebnissen zahlreicher anerkannter Studien zum Nachrichtenwert programmiert" habe. Nach den Maßstäben dieser "internationalen Studien" spricht die KI-App vorliegenden News ihre Relevanz für Endkonsumenten also zu oder ab. Unterstützt wurde das Projekt auf technischer Seite auch von der Google News Initiative, ML6 und ethinking.

ntv macht nur den Anfang

"Gemeinsam mit der dpa arbeiten wir bei diesem Projekt an der Zukunft des Journalismus", glaubt ntv-Programmgeschäftsführerin Sonja Schwetje und führt aus: "Neben den exklusiv recherchierten Beiträgen ist die Aufbereitung und Auswahl von Agenturmeldungen eine wichtige Säule unseres aktuellen Nachrichtenangebotes. Unser neues Redaktionstool ermöglicht unseren Journalisten, Nachrichten mit hoher Präzision zu analysieren und relevante Informationen schneller aufzubereiten. Dadurch können sich unsere Redakteure noch stärker darauf fokussieren, aktuelle Hintergründe und exklusive Stories zu recherchieren."

Anfangs wird nur das Redaktionsteam von ntv auf die "Kollegin KI" zurückgreifen und in diesem Zusammenhang wie beschrieben exklusiv mit dpa-Meldungen arbeiten. Weitere Agenturen und Mediengattungen sollen in weiteren Schritten inkludiert werden. Mittelfristig möchte RTL Deutschland das skalierbare System auch bei anderen Marken einsetzen, um "repetitive Aufgaben zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu optimieren". RTL News sowie Gruner + Jahr werden hier als Beispiele genannt.

Kontrolle bleibt beim Menschen

"Als Dienstleister des Medienökosystems unterstützen wir unsere Kunden dabei, mit technologischen Weiterentwicklungen erfolgreich zu sein", schildert Astrid Maier, stellvertretende Chefredakteurin und Strategie-Chefin bei der dpa. Auch für ihre eigene Organisation sieht sie Lernpotential in der Zusammenarbeit mit RTL: "Co-Creation-Projekte helfen uns, unsere eigenen Dienste zukunftsfest zu machen. Konkret haben wir hier gelernt, wie wir künftig dpa-Daten ausliefern müssen, damit sie besser von Maschinen ausgewertet werden können – eine echte Win-Win-Situation."

Sonja Schwetje lässt die naheliegende Befürchtung, dass die menschliche Komponente bei der Selektion von Nachrichten immer weiter in den Hintergrund rücken könnte, im Übrigen nicht außen vor: "Das A und O dabei ist, dass die Auswahl, Kontrolle und Entscheidung über die Veröffentlichung beim Menschen liegen. Mit diesem Support stärken wir unsere News-Inhalte und -Angebote gerade in einem solch wichtigen Nachrichtenjahr und tragen noch stärker zu Meinungsvielfalt und Pluralismus bei."

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