Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 und dem seit Oktober letzten Jahres aufgeflammten Krieg in Nahost hat sich die geopolitische Sicherheitslage erheblich verschärft. Als Reaktion darauf hat die NATO ihre Präsenz in Osteuropa verstärkt, und Länder wie Polen und das Kosovo haben begonnen, ihre Streitkräfte aufzurüsten, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Nationen auf globaler Ebene die militärisch stärksten Kräfte besitzen.
Um einen Vergleich der militärischen Kapazitäten verschiedener Staaten anzustellen, bietet sich die Größe der Streitkräfte als ein wesentlicher Faktor an. Die Gesamtzahl der aktiven Militärpersonen eines Landes kann Aufschluss über dessen potenzielle Kampfkraft geben. Allerdings liefert dieser Indikator allein noch kein vollständiges Bild der militärischen Stärke, da er weder die technologische Ausrüstung noch die finanziellen Ressourcen berücksichtigt, die für moderne Streitkräfte ebenfalls entscheidend sind.
Die Analyseplattform Global Firepower gibt Aufschluss über all diese Fragen. Seit 2006 sammelt und analysiert diese Daten zu 145 modernen Militärmächten und erstellt daraus Rankings, die ein breites Spektrum an militärischen Fähigkeiten und Ressourcen abbilden. Die Angaben für 2024 basieren auf den neuesten verfügbaren Informationen. Falls offizielle Daten fehlen, stützen sich die Schätzungen auf Informationen aus den vorangegangenen Jahren.
Die Armeen mit den meisten Soldaten:
- China - 2.035.000 Soldaten
- Indien - 1.455.000 Soldaten
- USA - 1.328.000 Soldaten
- Russland - 1.320.000 Soldaten
- Nordkorea - 1.320.000 Soldaten
- Ukraine - 900.000 Soldaten
- Pakistan - 654.000 Soldaten
- Iran - 610.000 Soldaten
- Südkorea - 600.000 Soldaten
- Vietnam - 600.000 Soldaten
- Ägypten - 440.000 Soldaten
- Mexiko - 412.000 Soldaten
- Indonesien - 400.000 Soldaten
- Thailand - 360.850 Soldaten
- Brasilien - 360.000 Soldaten
- Türkei - 355.200 Soldaten
- Sri Lanka - 346.000 Soldaten
- Algerien - 325.000 Soldaten
- Kolumbien - 293.200 Soldaten
- Saudi-Arabien - 257.000 Soldaten
Die Rangliste stützt sich auf die Zahl der einsatzbereiten Truppen, wie von Global Firepower erfasst. Dieses Kriterium misst, wie viele Soldatinnen und Soldaten eine Nation in einem gegebenen Moment mobilisieren kann. Über die größten Truppen verfügen demnach China, Indien und die USA. Wenig überraschend: Russland und die Ukraine haben ihre militärische Personalstärke im letzten Jahr signifikant aufgestockt.
Doch die bloße Anzahl der Truppen bildet lediglich einen Teil des Gesamtbildes ab. Die finanziellen Ressourcen, die einem Militär zur Verfügung stehen, sind ebenso entscheidend für dessen Effektivität. Deshalb korreliert eine hohe Truppenzahl nicht zwangsläufig mit einer Positionierung unter den Top 20 Nationen mit den umfangreichsten Militärausgaben.
Deutschland: Hohe finanzielle Mittel bei vergleichsweise wenigen Soldaten
Das zeigt das im Handelsblatt dargestellte Beispiel Deutschland: In Bezug auf die Größe der Streitkräfte rangiert Deutschland mit einer Truppenstärke von 181.600 auf dem 31. Platz weltweit, was bedeutet, dass circa 0,2 Prozent der deutschen Bevölkerung aktive Mitglieder der Bundeswehr sind. Ein anderes Bild zeichnet sich jedoch ab, wenn man die Militärausgaben betrachtet. Hier nimmt Deutschland mit beträchtlichen Investitionen in seine Streitkräfte den siebten Platz unter den Nationen mit den höchsten Militärausgaben ein.
Die Höhe der Militärausgaben ist ein aussagekräftiger Indikator für die technologische und finanzielle Kapazität eines Militärs. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI veröffentlicht hierzu jährlich Daten. Die neuesten Zahlen, die Ende April 2023 für das Jahr 2022 veröffentlicht wurden, bieten Einblick in die Militärbudgets weltweit und setzen diese in Verhältnis zur ökonomischen Leistungsfähigkeit der jeweiligen Länder, gemessen am Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt.
Die Staaten mit den höchsten Militäretats, Prozent gemessen am BIP:
- USA - 877 Mrd. US-Dollar - 3,4 %
- China¹ - 292 Mrd. US-Dollar - 1,6 %
- Russland¹ - 86,4 Mrd. US-Dollar - 3,9 %
- Indien - 81,4 Mrd. US-Dollar - 2,4 %
- Saudi-Arabien¹ - 75 Mrd. US-Dollar - 6,8 %
- Großbritannien - 68,5 Mrd. US-Dollar - 2,2 %
- Deutschland - 55,8 Mrd. US-Dollar - 1,4 %
- Frankreich - 53,6 Mrd. US-Dollar - 1,9 %
- Südkorea - 46,4 Mrd. US-Dollar - 2,8 %
- Japan - 46 Mrd. US-Dollar - 1,1 %
- Ukraine - 44 Mrd. US-Dollar - 29 %
- Italien - 33,5 Mrd. US-Dollar - 1,7 %
- Australien - 32,3 Mrd. US-Dollar - 1,9 %
- Kanada - 26,9 Mrd. US-Dollar - 1,3 %
- Israel - 23,4 Mrd. US-Dollar - 4,5 %
- Spanien - 20,3 Mrd. US-Dollar - 1,5 %
- Brasilien - 20,2 Mrd. US-Dollar - 1,1 %
- Polen - 16,6 Mrd. US-Dollar - 2,4 %
- Niederlande - 15,6 Mrd. US-Dollar - 1,6 %
- Katar - 15,4 Mrd. US-Dollar - 6,8 %
¹ Schätzungen von SIPRI
Die Tabelle zeigt: Die USA steht weit abgeschlagen an der Spitze, dahinter rangiert China, das auf dem zweiten Platz den dritten Russland ebenfalls weit hinter sich lässt. Gemessen an der Wirtschaftskraft geben die Ukraine, Katar und Israel jedoch viel mehr für ihre Militärs aus.
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