CEOs und ihre Persönlichkeitsmerkmale
Paranoide Unternehmenschefs sind gefährlich

Vorgesetzte mit Wahnvorstellungen kommen offenbar öfters vor als gemeinhin angenommen. Das gesteigerte Misstrauen führt mitunter zu aggressivem Verhalten.

Viele Chefs großer und sehr großer Unternehmen leiden an Paranoia, einer durch gesteigertes Misstrauen gekennzeichneten Persönlichkeitsstörung mit Wahnvorstellungen. Das jedenfalls hat Aaron Hill von der University of Florida ermittelt. Mit seinem Team hat er eine Punktbewertung entwickelt. Je mehr Punkte ein CEO hat, desto stärker ist seine Paranoia ausgeprägt, sagen die Forscher, und umso mehr scheuen sich die Chefs, Lobby-Arbeit bei der Regierung zu leisten.

Reaktion mit Gegenangriffen

Wenn die Bosse jedoch sanktioniert oder vor den US-Kongress gezerrt würden, wie kürzlich der CEO von Boeing, der sich wegen der Sicherheitsmängeln des 737-Max-Flugzeugs verantworten musste, gingen paranoide CEOs dazu über, sich energisch für Schutzmaßnahmen für ihre Unternehmen einzusetzen. Ebenso reagierten paranoide CEOs besonders stark auf wirtschaftliche Herausforderungen von Konkurrenten und reagierten mit Gegenangriffen.

Viele Aufsichtsräte entwickelten ausgefeilte Persönlichkeitsprofile ihrer künftigen CEOs. Zusammen mit den Aktionären sollten sie auf paranoide Eigenschaften achten und CEOs und ihre Investitionen entsprechend überprüfen, so Hill. "Welche angeborenen Persönlichkeitsmerkmale CEOs auch immer haben, stellen Sie sicher, dass Sie wissen, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten werden", verdeutlicht Hill.

Verstärkte Aggression als Folge

Hill und sein Team haben die Gewinnaufrufe von S&P-1500-CEOs analysiert und eine sprachliche Analyse ihrer Äußerungen durchgeführt, um ein Maß für deren paranoide Züge zu entwickeln. Wörter und Sätze, die Angst, Bedrängnis, Furcht, Misstrauen oder das Gefühl von Bedrohung ausdrücken, trugen dazu bei. Anschließend wurde erhoben, wie dieser Paranoia-Score mit Geschäftsaktivitäten korreliert. Sie konzentrierten sich auf Regierungs-Lobbyismus und Wettbewerbsmaßnahmen wie die Teilnahme an Preiskämpfen, die Expansion in neue Märkte und die Einführung neuer Produkte.

"Je höher die Paranoia der CEOs ist, desto weniger Lobby-Arbeit betreiben sie bei der Regierung. Wenn sie jedoch erst einmal zur Zielscheibe staatlicher Sanktionen werden, verstärken sich ihre Gefühle von Angst, Furcht und Bedrohung. Das verwandelt sich dann in Aggression", unterstreicht Hill abschließend. (pressetext.redaktion)

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